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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgeben wollen und hatte sich gestern Abend nur ungern von den Mädchen verabschiedet. Barbara, Gott segne sie, war fast in Tränen ausgebrochen, aber Julia konnte nur mehr an ihre bevorstehende Hochzeit denken, sodass sie nicht viel Trennungsschmerz zeigte. Kitty, der klar wurde, dass Julia beim nächsten Wiedersehen eine verheiratete Frau sein würde, fühlte sich verpflichtet, sie vor dem zu warnen, was sie von Jeffrey zu erwarten hatte. Sie brachte das Thema mit den Worten zur Sprache: »Julia, fürchten Sie sich nicht ein bisschen vor der Ehe?«
    »Mich fürchten? Nein, natürlich nicht«, erwiderte diese lachend. »Kann's kaum erwarten. Verheiratete Frauen haben viel mehr Freiheiten, weißt du.«
    »Kann sein, aber man erwartet auch von Ihnen, das Bett mit Ihrem Gatten zu teilen«, beharrte Kitty.
    »Ach nein, ich werde auf einem eigenen Schlafzimmer bestehen. Oh! Ich weiß, worauf du hinauswillst - diese Sache mit der Intimität«, lachte Julia.
    »Ach, Julia, lachen Sie nicht. Es wird Sie zutiefst schockieren. Sie haben ja keine Ahnung, wie es ist, auf diese Weise mit einem Mann zusammen zu sein.«
    »Hab ich nicht?«, Julia zog die Brauen hoch. »Wie kommst du denn auf diese Idee?!«
    Sie wurde jäh in die Gegenwart zurückgerissen, als Jonathan O'Reilly sie zum zweiten Mal am Arm schüttelte.
    »Hast lang genug ins Narrenkästchen geguckt, Mädel. Sei so nett, und schau mal in diesen Picknickkorb, ob was Essbares für uns dabei ist.«
    Es fand sich darin ein wenig kaltes Hühnchen, ein paar kleine Gläser mit Rindersülze und ein Dutzend kleiner Kirschtomaten, die einzeln eingewickelt worden waren, um sie vor den schrundigen Äpfeln zu schützen. Krankenkost.
    »Was für ein Dreck!«, beschwerte sich Jonathan. Er zog seine Brieftasche hervor und reichte Terry ein paar Scheine. »Hier, hast ein paar Piepen, Junge. Am nächsten Bahnhof kaufst du uns ein paar Fleischpasteten und 'ne Flasche Wein.«
    Kitty wollte schon protestieren, doch dann wurde ihr klar, dass er seinen Willen so oder so durchsetzen würde. Doch kaum eine Stunde, nachdem er die schwere Fleischpastete vertilgt hatte, wand er sich, weil er schreckliche Blähungen bekam.
    Kitty war sehr besorgt um ihn. »Mr. O'Reilly, Sie glauben doch nicht, dass Sie noch einen Schlaganfall kriegen, oder?«
    »Nein, Mädel, es sind bloß Blähungen. An der nächsten Station besorgst du mir Pfefferminzdrops. Frag nach Mint Imperials, die sollten mir helfen. Ich leide öfter unter Blähungen. Weißt du, das Leben ist schon komisch - als kleiner Junge musste ich oft hungern, und jetzt, wo ich mir alles leisten kann, will mich das Essen nicht mehr. Hol's der Teufel, mir geht's vielleicht mies.«
     
    Als das kleine Grüppchen endlich im Hay House eintraf, waren alle vollkommen erledigt. Terrance verdrückte sich rasch, und nachdem Mrs. Thomson Kitty geholfen hatte, O'Reilly ins Bett zu stecken, nahm sie sie mit hinunter in die Küche, wo ein schönes kleines Feuerchen im Kamin prasselte.
    »Setz dich hin, Kindchen. Ich mache dir eine Tasse Tee. Wenn der alte Herr in der nächsten halben Stunde klingeln sollte, ignoriere ihn einfach. Er kann ein richtiger Teufel sein.«
    »O Mrs. Thomson, ich bin so froh, wieder hier zu sein«, sagte Kitty hilflos.
    »Man sagt, London wäre die reinste Lasterhöhle. Nichts als Verderbtheit. Ist dir irgendwas zugestoßen?«
    Kitty blickte in die neugierig funkelnden Augen der Haushälterin. Langsam sagte sie: »Bloß eins: ich bin jetzt kein kleines Mädchen mehr.«

Hewlett-Packard
    8
     
    Der erste Oktober war ein kalter, klarer Tag. Die Hochzeit ging reibungslos vonstatten, und auch der Empfang danach verlief ganz gut, bis Julia Patrick vom Gedrängel im großen Salon in die Bibliothek folgte, wo sie ungestört waren.
    »Mein Gott, Patrick, warum hast du mir nicht gesagt, dass Sir Charles Drago Witwer ist und wieder zurück in London? Ist dir eigentlich klar, dass er, wenn sein Vater abkratzt, der Herzog von Manchester wird? Man stelle sich vor, ich hätte eine Herzogin werden können! Und du hast mich dazu gebracht, mich mit einem Viscount zufrieden zu geben«, beschwerte sie sich bitterlich.
    »Ich sollte dir mit meiner Reitpeitsche den Hintern versohlen, du selbstsüchtiges Miststück! Wie kannst du so etwas sagen, wo du gerade ein Eheversprechen geleistet hast? Bei Gott, ich würde dich einem feinen Mann wie Charles nicht an den Hals wünschen; er verdient etwas Besseres. Hast du dir eigentlich die Mühe gemacht, dich bei ihm

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