Lockende Kuesse
für das herrliche Wedgwood-Porzellan zu bedanken? Gott sei Dank bin ich nun nicht mehr für dich verantwortlich. Verdammte Weiber, sind alle gleich - alle wollen nur raffen, raffen!«
»Nun, das ist kein Grund, gleich ausfallend zu werden, Patrick. Ich nehme an, du bist betrunken«, zischte sie im Hinausgehen.
Patrick suchte unter den zahlreichen Gästen seinen Freund. »Diese Nobelhochzeiten sind doch immer dasselbe, totlangweilig.«
Charles leerte sein Glas und stellte es beiseite. »Komm gerade von Drago Castle. Steht ganz schön schlimm mit Irland, Patrick.«
»Ich weiß. Vater hat alle unsere Leute nach Lancashire bringen lassen, wo sie in den Webereien arbeiten können. Ist zwar keine sehr rosige Zukunft, aber immer noch besser, als auf der Straße zu verhungern.«
»Im County Armagh ist es besonders schlimm. Natürlich haben wir mehr Leute als ihr, aber sie ziehen haufenweise fort. Haben sich um mich rumgedrängt wie ein Schwärm Fliegen, um zu hören, wie die Aussichten in den Westindischen Inseln sind. Hab ihnen geraten, wer sich eine Passage erbetteln, borgen oder stehlen kann, soll gehen. Nicht wenige sind bereit, sich für ein Schiffsticket auf Jahre hinaus in Leibeigenschaft zu begeben. Bricht mir das Herz, wenn ich sehe, wie viele ihre Heimat verlassen. Ist harte Arbeit auf den Plantagen, aber zumindest haben sie dort genug zu essen und müssen nie wieder frieren.«
»Charles, du klingst ja wirklich deprimiert. Sobald wir das glückliche Paar los sind, gehen wir zu Madame Cora's und genehmigen uns ein paar von ihren verdorbenen Schwälbchen.«
Charles wäre lieber gestorben, als Patrick gegenüber zuzugeben, dass er schon seit einem Jahr nicht mehr mit einer Frau hatte schlafen können. Er wusste, dass das von seinem ausschweifenden Leben in den Tropen kam. Zu viel Schnaps, zu viele einheimische Frauen. Die Ausschweifungen hatten ihn impotent gemacht, doch er sagte rasch: »Ausgezeichnete Idee! Was könnte besser sein als gute Musik, gutes Essen und ein schlimmes Mädchen?«
In den frühen Morgenstunden lag Jeffrey wach, die Hände unter dem Kopf gefaltet. Trotz ihrer zur Schau gestellten Scham-haftigkeit war er sicher, bei Julia nicht der Erste gewesen zu sein. Dafür hatte es ihr ein kleines bisschen zu gut gefallen. Sie lebten in einer Zeit voll komplizierter moralischer Regeln, in der Männern ein gewisses Verhalten erlaubt war, Frauen aber nicht. Böse Mädchen durften ihrer Lust frönen, aber gute durften nicht das Geringste über Sexualität wissen. In der feinen Gesellschaft nannte man männliche Beinkleider möglichst nicht beim Namen und Unterwäsche schon gar nicht. Beine wurden als Gliedmaßen bezeichnet. Es war ein Zeitalter der Verlogenheit, in der selbst Klavierfüße bekleidet waren. Daher war es für Jeffrey ein Schock, die Keuschheit seiner Frau anzweifeln zu müssen. Da er jedoch ein ruhiger, umsichtiger Mann war, kam er zu dem Schluss, dass es Dinge gab, die besser unerwähnt blieben. Doch er beschloss überdies, ihr nie Gelegenheit zur Untreue zu geben. Er wollte sie so rasch wie möglich schwängern, was sie körperlich bremsen und ihm die Oberhand in ihrer Ehe geben würde. Schon fühlte er sich ein wenig besser. Immerhin gab es auch Vorteile, einmal abgesehen von ihrem Geld. Wäre es so schlimm, wenn die Ehefrau willig und leidenschaftlich wäre? Nein, ganz im Gegenteil, es war mehr, als er zu hoffen gewagt hätte. Er streckte den Arm aus und strich langsam und besitzergreifend über ihren Rücken und ihre Pobacken. Sie erwachte, drehte sich zu ihm herum und öffnete begierig die Beine.
Jonathan O'Reilly suchte seinen Hausarzt in Bolton keineswegs auf. Nachdem er den ersten Tag im Bett verbracht hatte, stand er am zweiten um die gewohnte Zeit auf und fuhr hinaus zu den Webereien.
Kitty ergriff diese Gelegenheit, um ihren Großvater aufzusuchen. Sie nahm ihre Tarotkarten mit, damit er sie ihr legen konnte. Für sich selbst legte sie sie nur selten, da sie viel zu abergläubisch war.
»Was ist los, Mädelchen? Was lässt du so die Schultern hängen? Erzähl schon.«
Kitty, der sein Mitgefühl ungeheuer gut tat, sprudelte hervor: »Ich bin verführt worden ... gegen meinen Willen!«
Ihr Großvater blickte sie durchdringend an. »Vom Vater oder vom Sohn?«, fragte er gerissen.
»Patrick John Francis O'Reilly«, flüsterte sie.
Er nickte. »Gut. Besser das erste Mal mit einem jungen Hengst wie ihm, als mit einem alten Bock.«
»Mein Gott, ihr Männer seid doch
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