Lockende Kuesse
alle gleich. Ihr haltet immer zusammen!«, rief sie wild.
»Nun beruhige dich mal, Kleines. Junge Männer sind nun mal lüstern, das ist wie ein Feuer im Blut. Sie verlieren einfach die Beherrschung, wenn man sie reizt und erregt.«
»Ich habe ihn nicht gereizt und erregt!« schnappte sie empört.
»Du bist eine kleine Verführerin, ob du willst oder nicht; es ist dir angeboren. Du senkst deine dichten Wimpern, dann flatterst du damit und lächelst, sodass einem Mann das Herz aufgeht. Man sieht deine kleinen scharfen Zähne, wenn du die Lippen aufmachst, dann zuckt deine rosa Zunge raus, und ein Mann würde sein Leben dafür geben, seinen Mund auf deinen pressen zu können. Du seufzt so tief, dass deine kleinen Titten fast aus dem Ausschnitt quellen, und deine schwarzen Locken wippen dir um die Schultern, sodass ein Mann nicht anders kann, als sie anzufassen. Du bist für jeden Mann mit ein bisschen Feuer in der Hose einfach unwiderstehlich.«
Kitty war vollkommen sprachlos. War das das Bild, das sie ihrer Umwelt präsentierte? Er übertrieb, wie jeder gute Ire, aber nur ein bisschen, wie sie sich schließlich eingestand.
»Also, es nutzt nichts, zu heulen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Und - will er für dich sorgen?«
»Ich will nicht seine Mätresse werden. Ich hasse es, mit einem Mann zu schlafen! Aber, oh, ich wünschte, er würde mich heiraten.« Ihre eigenen Worte schockierten sie, denn sie hatte bis zu diesem Moment nicht gewusst, dass sie ihn, trotz allem, was geschehen war, noch immer liebte. Wenn ein Mann in den Körper einer Frau eindringt, dringt er auch in ihre Seele ein und hinterlässt dort für immer ein Stück von sich selbst.
»Sei vernünftig, Kitty!« Zum ersten Mal klang er streng. »Patrick könnte dich nicht heiraten, selbst wenn's sein Herzenswunsch wäre. Ein Mann in seiner Position hat eine gewisse Verantwortung der Familie gegenüber. Er muss eine gute Partie machen. Durch Julias Heirat ist er mit dem Adel verwandt. Du würdest doch sicher nicht wollen, dass er sich für ein Zigeunermädel aufopfert, das in seinem Haus als Dienstmagd arbeitet?«
»Sei nicht so brutal«, rief Kitty mit bleichem, schmerzverzerrtem Gesicht.
»Das Leben ist nun mal brutal, Kitty. Wir erleben schöne Augenblicke und glückliche Stunden, aber wir haben kein schönes Leben. Damit musst du dich abfinden, musst lernen, dich im Wind zu beugen wie ein Zweig, oder du zerbrichst«, sagte er ruhig. »Wenn du nicht gern mit einem Mann schläfst, dann such dir einen Älteren. Ältere Männer haben nicht mehr die brennende Lust, die die jungen quält. Such dir einen Mann, der im Bett nichts von dir verlangt. Dann wird es allerdings nicht lang dauern, und du bist so unzufrieden, dass du dich nach einem richtigen Hengst sehnst.«
»Kannst du mir die Karten legen?«, fragte sie.
»Ich leg dir's Keltische Kreuz.« Er begann die Karten auszulegen, wobei er seine Kommentare machte.
»Königin der Schwerter - sehr düster - viele Wolken, Sturmwarnung, nichts wird dir in den Schoß fallen.
König der Münzen - ein Aufsteiger, ein Herrscher, eine Autoritätsfigur, einer, der sich nicht von einer Frau beherrschen lässt.«
Er drehte die dritte Karte um. »Die Liebenden - ach, sie liegen verkehrt herum. Bedeutet unerwiderte Liebe, Gezänk, ein Bruch, die Trennung.«
Er wandte die vierte Karte um. »Der Stern - jugendlicher Idealismus, Träumerei.«
Er wandte die fünfte Karte um. »Der Narr - du hast immer eine Wahl im Leben - egal, welchen Weg du einschlägst, da liegt dein Schicksal; lern aus deinen Fehlern.«
»Der Magier - symbolisiert die vier Elemente: Erde, Luft, Feuer und Wasser. Dein Schicksal umfasst sie alle. Tod ...«
»Hör auf! Ich will nichts mehr hören«, schrie Kitty.
Er wies sie mit einer Handbewegung an, zu schweigen und studierte konzentriert die Karten. »Könnte den körperlichen Tod bedeuten, aber ebenso gut, dass die Dinge sich erst verschlimmern, und dann wieder besser werden. Vergiss nie, Kitty, dem Tod folgt immer die Auferstehung.«
Kitty blickte ganz verzweifelt drein. »Ich hätte nicht fragen sollen. Ich wollte doch bloß wissen, wie's mit Heirat aussieht.«
Er gluckste und nahm ihre Hand. »Du wirst mindestens drei Ehemänner haben, so steht's da.«
Sie schüttelte den Kopf, brachte aber ein tapferes Lächeln zu Stande. »Ich geh jetzt wieder zurück. Pass gut auf dich auf, Opa.«
Jonathan O'Reilly machte es sich zur Gewohnheit, abends mit Kitty zu
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