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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Terry, der aufsprang und zu ihr eilte.
    »Was ist los, Kindchen?«, erkundigte sich ihr Großvater.
    Sie zitterte wie Espenlaub und war derart durcheinander, dass er nicht weiter in sie drang, sondern sie zum Sofa führte und in seinen alten Mantel einwickelte.
    »Ich geh besser zurück und schau nach, was los ist«, sagte Terry.
    Der Opa wiegte sie sanft in den Armen und strich ihr das zerzauste Lockenhaar aus dem Gesicht. Sie zitterte unkontrolliert, beruhigte sich jedoch ein wenig, als ihr bewusst wurde, dass sie entkommen war. Nach etwa einer Stunde kehrte Terry mit wild aufgerissenen Augen zurück. Kitty setzte sich müde auf, als er zu ihr ans Sofa trat.
    »Hast du meinetwegen deine Stelle verloren, Terry?«
    Er schüttelte den Kopf. »Er ist tot, Kitty!«, brach es aus ihm hervor.
    Sie bekreuzigte sich. »Heilige Mutter Gottes, wie?«
    »In seinem Schlafzimmer hat's gebrannt.«
    »Mein Gott, er ist doch nicht verbrannt, oder?«, rief sie entsetzt.
    Er schüttelte den Kopf. »O nein, das Feuer war rasch wieder gelöscht, aber danach, in all dem Durcheinander, muss er wohl noch einen Schlaganfall bekommen haben und ist tot umgefallen.«
    »Sie werden sagen, ich hätte ihn umgebracht!«, rief sie.
    »Tja, zurück können wir jedenfalls nicht mehr, so viel ist sicher«, sagte Terry.

Hewlett-Packard
    9
     
    In der ersten Woche traute sich Kitty nicht, auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen, aus Angst, von der Polizei festgenommen zu werden. Langsam jedoch, als immer mehr Zeit verging und nichts passierte, erholte sie sich ein wenig und fand zu ihrem Optimismus zurück. Und den brauchte sie auch. Sie besaß nur das eine Kleid, das sie auf dem Leib hatte, ein Unterhemd, ein Paar Strümpfe, aber keine Unterhose. Wie sollte sie bekommen, was sie brauchte, wo sie doch weder eine Stelle noch Geld hatte? Die Armut, die im Haus der Blakelys herrschte, war entsetzlich. Sie saß da und überlegte eine Stunde lang angestrengt, dann legte sie sich resolut Adas Umhangtuch um und schlüpfte zur Hintertür hinaus. Sie ging die schmalen Gassen entlang, bis sie auf eine Wäscheleine stieß. Rasch nahm sie zwei Paar marineblauer Unterhosen herunter und ein Paar schwarzer Strümpfe. Kaum zehn Minuten, nachdem sie das Haus verlassen hatte, war sie wieder zurück.
    Sie versuchte überall, eine Stellung zu bekommen, doch an den meisten Läden hingen Schilder, auf denen stand: IREN UNERWÜNSCHT. Sie hörte, dass Constantine's, eine Modeboutique, einen neuen Laden in der Innenstadt eröffnete und Mädchen suchte. Sie hatte noch ihr gelbes Musselinkleid, das gewaschen und gebügelt immer noch sehr hübsch aussah, doch brauchte sie etwas Warmes zum Darüberziehen. Also ging sie in einen Laden mit gebrauchter Kleidung und sah sich Mäntel an; sie sahen alle ziemlich schäbig aus; dann erblickte sie einen grauen Samtmantel mit Pelzbesatz, der genau ihre Größe zu haben schien. Sie wühlte in den alten Hüten herum, bis sie einen kleinen grauen fand. Der Samtmantel und das Hütchen kosteten sie ihren letzten Pfennig, doch sie verließ das Geschäft voller Überschwang .
    Jetzt brauchte sie nur noch ein Bändchen, um den Hut ein wenig aufzumotzen und wusste auch schon genau, wo so etwas zu finden war. Sie ging kurzerhand auf den örtlichen Friedhof und fand rasch ein frisches Grab, auf dem der hässlichste Kranz lag, den Kitty ja gesehen hatte. Doch zu ihrem Entzücken war er mit einem wundervollen, malvenfarbenen Seidenband umwunden, das sie rasch und ohne Skrupel an sich nahm.
    Am nächsten Morgen stand sie sehr früh auf, machte sich etwas Wasser heiß und wusch sich die Haare. Als sie trocken waren, zog sie sich an. Sie wusste, dass sie hübsch aussah und eilte in die Stadt zum neuen Constantine's. Ein gut gekleideter junger Mann, zwei unscheinbare junge Frauen und eine ältere, mürrische Frau mit einer Adlernase blickten ihr von jenseits der Ladentheke entgegen. Kitty ging auf den Herrn zu, doch die ältere Frau drängte sich vor und fragte: »Was können wir für Sie tun?«
    »Ich möchte mich um die Stelle als Verkäuferin bewerben, Ma'am«, sagte Kitty höflich.
    »Dürfte ich Ihre Referenzen sehen?«, erwiderte die Frau kühl.
    »Ich habe noch nie in einem Laden gearbeitet, Ma'am. Ich war bisher als Dienstmädchen beschäftigt«, sagte Kitty zögernd.
    »Irin?«, erkundigte sich die Frau misstrauisch.
    Einen flüchtigen Moment lang überlegte Kitty, es abzustreiten, doch dann reckte sie das Kinn und sagte: »Ja, Ma'am, ich bin

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