Lockende Kuesse
das Patrick je zu Gesicht bekommen hatte. Eine Juno, statuesk und fast ebenso groß wie er selbst. Diese Schönheit mit den tizianroten Haaren und der leichten Hakennase besaß eine verblüffende Ähnlichkeit mit Elizabeth I, wie Patrick fand. Ihre Blicke begegneten sich amüsiert, als jeder die gründliche Musterung des anderen bemerkte. Er starrte ihren sinnlichen Mund an und ihre herrlichen Brüste, die sie in ihrem schwarzen Kleid mit dem tiefen Ausschnitt wundervoll zur Schau stellte. Sie starrte die festen Muskeln an seinen Oberschenkeln an und die verlockende Wölbung dazwischen, deren Größe auch in unerregtem Zustand nichts zu wünschen übrig ließ. Dann sprach sie. Sie hatte eine tiefe, leise Stimme mit einem unüberhörbaren französischen Akzent.
»Jaquine LeCoq, Monsieur O'Reilly.«
»Ich freue mich aufrichtig, Sie kennen zu lernen, Madame und auch Ihren Gatten, Monsieur LeCoq, der so großzügig war, mich einzuladen.«
»Mein Gatte, Monsieur O'Reilly, wurde vor zwei Monaten zur ewigen Ruhe gebettet.« Sie legte eine bedeutungsvolle Pause ein.
Diese Information überraschte ihn eigentlich nicht, was vielleicht daran lag, dass sie sofort den Eindruck vermittelt hatte, hier das Sagen zu haben. Er bekundete murmelnd sein Beileid, doch es schien, dass es ihr nicht besonders Leid tat. Er fragte sich, warum. Freiheit? Geld? Macht? Ja, definitiv Macht!, dachte er.
»Sie müssen misch Jaquine nennen, Monsieur. Kommen Sie, gehen wir in den Salon auf der Schattenseite des Hauses, wo isch Ihnen gerne etwas Kühles zum Trinken anbieten will.«
Das hohe Glas mit Bourbon und zerstampftem Eis war ein Labsal für Patricks ausgedörrte Kehle.
»Ihr Haus ist wunderschön, Jaquine, aber ich muss zugeben, dass es mir schwer fällt, mich an das Klima hier zu gewöhnen.«
»Ja, es ist tatsächlich ein wenig feucht, Patrick. Um diese nachmittägliche Stunde würden jeder vernünftige Mann und jede vernünftige Frau zwischen kühlen Laken liegen, non?«
Irgendwie überraschte es ihn nicht, dass sie das Thema Sex zur Sprache gebracht hatte, noch bevor sie mit den ersten Drinks fertig waren.
»Ich finde es mehr als nur ein wenig feucht, meine Liebe; mir kommt es eher wie ein Dampfbad vor.«
»Deshalb tragen Gentlemen hier in den Tropen auch weiße Anzüge. Haben Sie nichts , äh, Bequemeres?«, schlug sie zweideutig vor.
»Madame, dort wo ich herkomme, ist für den feinen Herrn Schwarz vorgeschrieben. In einem weißen Anzug würde ich mir töricht vorkommen, fürchte ich.«
»Ja, man sagt, dass die Engländer sehr traditionsbewusst sind; isch jedoch muss zugeben, dass isch die Dinge gerne auf französische Weise erledige«, schnurrte sie und ließ dabei ihren Blick zu seinem Schoß wandern. Sie leckte sich die Lippen, um ihren Worten noch mehr Ausdruckskraft zu verleihen. Als sie sah, wie er sich regte und größer wurde, kräuselten sich triumphierend ihre Mundwinkel. Diese Art von Macht war ihr die liebste.
Bedeutsam sagte er: »Ich habe nichts gegen Experimente, und Sie, Jaquine?«
Lächelnd erwiderte sie: »Isch wette, Sie sind ein guter Reiter, Patrick.«
»Ich halte lange durch und ermüde kaum«, sagte er verheißungsvoll.
»In diesem Fall wird es mir ein Vergnügen sein, Sie mit einem Reittier auszustatten.« Wieder legte sie eine Pause ein, um ihre Worte wirken zu lassen. »Morgen werden wir die Plantage inspizieren. Wir sollten recht früh losreiten, wenn es noch ein wenig kühler ist, dann können wir nachmittags ausruhen ... nischt wahr?«
Er verbeugte sich. »Ich stehe zu Ihrer Verfügung, meine Dame.«
Sie läutete einem älteren Schwarzen. »Titus, führ Monsieur O'Reilly ins vordere Gästezimmer und kümmere disch um ihn.«
Titus ließ Patrick ein Bad ein und legte frische Unterwäsche und ein gestärktes weißes Hemd auf das Bett. Während Patrick badete, wurde sein Anzug zum Abbürsten und Bügeln fortgebracht. Patrick war an Wohlstand gewöhnt, doch einen solchen Luxus hatte er noch nie erlebt. Er schätzte, dass in Haus, Küche und Gärten mehr als fünfzig Diener beschäftigt sein mussten. Überall im Haus standen die kostbarsten und teuersten Möbel, die Europa zu bieten hatte. Die Kronleuchter waren geradezu atemberaubend, die Gläser aus dem feinsten Bleiglas. Er wusste nun, mit welchen Waren er hier Top-Preise erzielen konnte, und ging im Geiste schon seine nächste Ladung durch.
Das Dinner an diesem Abend war wohl das köstlichste, das er je gegessen hatte. Es war französische
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