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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Küche vom Feinsten. Eine zarte Bisque, Krabben-Quiche, Shrimp Coquilles, Coq au Vin, dazu herrlich duftender Reis von der Plantage, der in verführerischen Hügelchen um die Hauptspeisen angerichtet war. Alles wurde auf dem erlesensten georgianischen Silber und Sevres-Porzellan serviert. Bedient wurden sie von sechs Sklaven, die ihre Arbeit äußerst unauffällig verrichteten.
    Patrick kam gleich auf den Punkt und kaufte die ganze Baumwollernte der Plantage auf. Nur die Hälfte war bisher gepflückt und in Ballen verpackt, und der Rest sollte später an ihn verschifft werden. Sie schalt ihn wegen seiner Ungeduld. »Ein hiesiger Gentleman hätte erst einmal eine Woche lang unsere Gastfreundschaft genossen, bevor er Geschäftlisches zur Sprache gebracht hätte. Sind Sie immer so in Eile, Patrick?«
    »Wenn ich weiß, was ich will, dann gehe ich auf direktem Weg darauf zu und hol's mir. Und ich bin nicht immer ein Gentleman«, fügte er warnend hinzu.
    »Das ist gut, denn isch bin nischt immer eine Dame«, parierte sie schlagfertig.
    »Die Plantage fasziniert mich. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich einen kleinen Abendspaziergang mache?«
    Draußen war es dunkel und drückend schwül, doch die Luft war gleichzeitig so samtig weich, wie er sie nie zuvor verspürt hatte. Insekten, Frösche und Heuschrecken veranstalteten ein nächtliches Konzert, und aus der Ferne, dort wo die Quartiere der Sklaven lagen, drang Gesang zu ihm. Die Luft war erfüllt vom Duft nachtblühender Blumen, und die moos-behangenen Trauerweiden bildeten romantische, beinahe überirdische Umrisse. In einer Atmosphäre wie dieser musste er unwillkürlich an die Liebe denken und dabei natürlich an Kitty, deren liebliches Gesicht wie von Zauberhand vor seinem geistigen Auge auftauchte. Eine überwältigende Sehnsucht packte ihn und legte sich wie mit Eisenbändern um seine Brust und seine Lenden. Wieder schalt er sich einen verdammten Trottel. Jaquine war in Reichweite. Und sie war kein Kind, sondern eine ausgewachsene Frau, deren Leidenschaft der seinen wohl in nichts nachstehen würde. Er ging zurück ins Haus und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Er beschloss, nicht zu ihr zu gehen, sondern zu warten, bis sie zu ihm kam. Wenn sie es nur halb so nötig hatte, wie er vermutete, würde sie kommen!
    Er zog seinen Gehrock aus, knöpfte sein Hemd auf und zog gerade Schuhe und Socken aus, als ein zartes Klopfen an der Tür ertönte.
    »Komm rein, cherie «, rief er.
    Zu seiner Verblüffung betrat ein kleines schwarzes Mädchen den Raum, blieb jedoch gleich bei der Tür stehen und drückte diese zögernd zu.
    »Was möchtest du?«, fragte er verwundert.
    »Ich komme, um meine Pflicht zu tun«, piepste sie scheu.
    »Was ist deine Pflicht, Kind?«, erkundigte er sich.
    »Was immer Sie wünschen, Herr.«
    Er blickte sie an und plötzlich wusste er, warum sie hier war. Noch so eine Südstaatentradition.
    »Wie heißt du?«
    »Topaz, Herr.«
    »Komm, Topaz.« Er winkte sie, ins Licht zu kommen. Sie war nicht sehr hübsch, aber blutjung und nach ihrem ängstlichen Ausdruck zu schließen offensichtlich unerfahren.
    »Hat deine Herrin dich zu mir geschickt?«, fragte er neugierig.
    Sie ließ den Kopf hängen. »Ja, Herr. Sie hat mich als Ihre Bettsklavin erwählt. Bitte, Herr, nicht auspeitschen«, flehte sie.
    Er legte den Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, sodass sie ihn ansehen musste.
    Angst, so wie er sie in Kittys Augen gesehen hatte, vermischt mit einem Ausdruck stummen Flehens las er dort. Er lächelte sie gütig an. »Ich werde dich nicht auspeitschen, To-paz. Ich werde dir überhaupt nicht wehtun. Du bist sehr süß und sehr hübsch, aber ich will nichts von dir, Schätzchen. Du kannst jetzt gehen. Geh schlafen. Und mach dir keine Sorgen um deine Herrin, mit der rede ich schon.«
    Erleichterung überflutete sie und verklärte ihre Züge. In diesem Moment, in dem sie seine Güte erfuhr, empfand sie aufrichtige Liebe für ihn und fiel auf die Knie, um ihm überschwenglich die Hand zu küssen. Er befreite sich behutsam und hob ihre Hand an seine Lippen, bevor er ihr die Tür aufhielt, sodass sie hinausschlüpfen konnte.
    Patrick fragte sich, ob das eine Art Prüfung war, die ihm Jaquine auferlegte. Er wusste nicht, ob er bestanden hatte oder nicht, und es war ihm im Grunde auch egal. Er trat auf den Balkon hinaus und zündete sich ein Zigarillo an. Es dauerte nicht lange, und er fühlte mehr als er hörte, dass Jaquine hinter ihm stand.

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