Lockende Kuesse
Mantel abgelegt, als er auch schon nach Kitty fragte.
»O Patrick, du kannst dir ja nicht vorstellen, was für wundervolle Dinge passiert sind! Kitty ist gestern durchgebrannt!«, rief Julia.
»Mit wem?«, donnerte er.
»Na, mit Simon natürlich.«
» Gottverflucht nochmal , Weib, wie hast du das zulassen können? Ist Amelia noch in der Stadt?«, fragte er erzürnt.
»Ja, sicher, ja, ich glaube schon«, stotterte sie.
Er packte seinen Hut und stürmte davon. Wutentbrannt tauchte er vor Amelias Tür auf. »Wenn wir sofort handeln, können wir sicher eine Annullierung erreichen«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
»Sie sind ja verrückt! Sie hatten meine volle Zustimmung. Wieso sollte ich wünschen, die Heirat annullieren zu lassen?«
»Ich wünsche es, und das sollte genügen«, donnerte er.
»Mich können Sie nicht überfahren, Patrick O'Reilly, also sparen Sie sich Ihren Atem. Kitty ist die beste Frau, die ich mir für Simon wünschen konnte. Die Heirat ist vollkommen legal, und es gibt überhaupt nichts, das Sie dagegen tun könnten. Guten Tag, der Herr.«
Er drehte sich auf dem Absatz um und ging. Julia bekam seine ganze Wut ab.
»Um Himmels willen, nun beruhige dich doch, Patrick, und sieh das Ganze doch mal vernünftig«, bat sie ihn. »Kitty hat einen Heiratsantrag bekommen und hat ihre Chance ergriffen.«
»Du hast sie dazu gedrängt, bloß um sie loszuwerden«, warf er ihr brüllend vor.
»Ich habe nichts dergleichen getan. Sie passen im Alter sehr gut zusammen und geben ein wundervolles Paar ab.«
»Hat er sie auf seinen Landsitz gebracht?«, erkundigte er sich Unheil verkündend.
»Ja, und sie sind in den Flitterwochen, also darfst du sie jetzt nicht stören.«
Da tat Patrick etwas, das er noch nie getan hatte. Er gab Julia eine schallende Ohrfeige. Sie brach in Tränen aus und rannte aus dem Zimmer.
Dann fiel Barbara über ihn her. Sie war sofort auf Seiten ihrer Schwester und attackierte Patrick. »Wag es ja nicht, hier hereinzuschneien und Julia etwas vorzuwerfen, was eine Folge deines eigenen arroganten Verhaltens ist! Du bist derjenige, der fröhlich fortgefahren ist, um sich mit Grace-Käsegesicht zu verloben und Kitty mit gebrochenem Herzen sitzen gelassen hat. Und jetzt tauchst du wieder auf und musst feststellen, dass sie einen Mann ihres Alters gefunden hat, der sie heiraten wollte und sie nicht herumsitzt und sich vor Kummer nach dir die Augen ausweint. Also kriegst du einen Eifersuchtsanfall und lässt deine Wut an Julia aus.«
Er sah aus, als wäre er drauf und dran, auch Barbara zu ohrfeigen, aber sie fuhr unbeirrt fort: »Ich glaube, Simon liebt Kitty wirklich. Er hat sie ohne Mitgift, ohne einen Penny genommen. Er hat selbst nicht besonders viel Geld, bis er das Erbe seines Onkels antritt. Er hätte leicht Lord Brockingtons Schwester haben können, und die verfügt über ungefähr dreißigtausend pro Jahr, glaube ich.«
»Guter Gott, sie bräuchte zweimal so viel, um einen abzubekommen«, höhnte er.
»Na, jedenfalls führst du dich unmöglich auf. Du wolltest Kitty nicht heiraten, aber ein anderer sollte sie auch nicht bekommen. Nun, du machst dich zum Narren, Patrick, denn du stehst vor einem fait accompli, damit du's genau weißt!«
Patrick tat, was jeder normale Mann unter diesen Umständen getan hätte. Er betrank sich. Es half nichts. Er war auf alles und jeden wütend. Er gab Kitty jeden Schimpfnamen, der ihm einfiel. Es traf ihn bis ins Mark, dass sie Simon Brownlow ihm vorzog. Er fühlte sich verraten. Bitterkeit drohte ihn aufzufressen. Schließlich schwor er sich, das kleine Miststück zu vergessen, indem er sich mit Vehemenz in seine Arbeit warf und Vorbereitungen für eine zweite Amerikareise traf.
Kitty bekam Simon in der ersten Woche ihrer Ehe kaum zu Gesicht. Er verbrachte seine ganze Zeit mit seinen Freunden, zumeist draußen bei der Jagd. Da nicht genug Reitpferde für alle da waren, versuchte Kitty erst gar nicht, eins für sich zu beanspruchen. Lieber half sie Mrs. Hobson beim Kochen, da sie wusste, dass das Essen dann weit schmackhafter wurde. Am Ende der Woche, als Madge und Brockington nach London zurückkehrten, konnte Kitty sie gar nicht schnell genug gehen sehen. Sie betranken sich jede Nacht und verbrachten die Abende mit Glücksspiel; sie glaubte nicht, dass das ein guter Einfluss auf Simon war. Er flehte sie an, nicht zu gehen und war in den ersten Tagen danach lustlos und niedergeschlagen. Dann traf eine
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