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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fall wohl nie eintreten wird!«
    »So war das nicht!«, protestierte Kitty. »Er hat geschworen, mich freizubekommen, und ich glaube ehrlich, dass Patrick Simon umgebracht hätte, wenn es nicht anders gegangen wäre«, sagte sie ernsthaft.
    Terry schenkte ihr ein recht unangenehmes Grinsen. »Nun ja, Liebchen,' dann sieht's so aus, als hättest du ihm die Mühe erspart. Du hast die Schmutzarbeit erledigt, um es mal so auszudrücken, und wie all die reichen Bonzen auf der Welt hat er's mal wieder geschafft, sich nicht die Hände dreckig zu machen!«
    »Ich dachte, du würdest Patrick bewundern«, sagte Kitty verwirrt.
    »Oh, ich bewundere ihn, aber das heißt noch lange nicht, dass ich blind bin.«
    »Im Grunde ist er genau dasselbe wie wir - ein schwarzer Ire«, beharrte sie.
    Er lachte spöttisch. »Schöne Empfehlung! Überleg ganz genau, Kitty, als ihr im Bett wart. Hat er Ausflüchte gemacht? Hat er dir die Ehe versprochen oder hat er nicht? Hast du einen Vertrag mit seinem Gewissen?«
    Sie errötete bei seinen Worten, sagte dann aber mit einer Endgültigkeit, die sowohl seine als auch ihre Zweifel beiseite räumte: »Wir haben es uns gegenseitig gelobt.«
    Simon wurde im selben Grab beigesetzt wie sein Vater. Kitty lauschte der Beisetzungspredigt mit trockenen Augen: »Ich bin die Auferstehung und das Leben ...«
    Gedankenverloren blätterte sie in ihrem Gebetbuch, und zwei Sätze sprangen ihr ins Auge: »Du sollst nicht töten«, und »Der Zorn Gottes kommt über jeden, der die Ehe bricht«. Sie hatte beides getan!
    Sie blickte auf und sah zwei fremde Männer nicht weit von ihr stehen. Zu ihrer Überraschung hörte sie, dass sie ihr gefolgt waren. Es waren Gläubiger! Sie war verblüfft. Wie hatte sich die Nachricht bloß so schnell in London herumsprechen können? Sie wimmelte sie ab, indem sie ihnen eine Mär von einem Testament aufband, das verlesen werden würde und versicherte ihnen, wenn sie morgen wiederkämen, würden sie erhalten, was man ihnen schuldete. Die Hälfte des Geldes, das Patrick ihr gegeben hatte, war bereits weg, und sie war wild entschlossen, nicht einen Pfennig mehr für die Begleichung von Simons Verpflichtungen zu verschwenden. Brandywine hatte er längst verspielt, und Brockington hatte das einzige andere anständige Pferd im Stall genommen. »Terry, so wie diese armen Tiere aussehen, werden wir langsam reiten und viele Pausen einlegen müssen.«
    Doch er versicherte ihr: »Sie sehen zwar nicht gerade üppig aus, aber sie werden uns nicht im Stich lassen. Keiner von uns beiden ist ein Schwergewicht.«
    »Ich freue mich darauf, Barbara wiederzusehen«, überlegte Kitty.
    »Barbara?« Terry wurde kreidebleich.
    »Ja, sicher. Sie wohnt bei Julia, solange Patrick in Amerika ist.«
    Kitty wusste, dass Barbara verrückt nach Terry war, doch erkannte sie weise, dass dieser sich im Moment so beschmutzt fühlte, dass ihm der Gedanke an eine Romanze mit dem unschuldigen jungen Mädchen, das ihn so offenbar anhimmelte, unvorstellbar erschien. Kitty wechselte rasch das Thema und betete insgeheim, dass sich seine Empfindlichkeit mit der Zeit wieder geben würde.
     
    Mit jeder Meile, die sie sich London näherten, wuchs Kittys Hoffnung, Patrick noch vor seiner Abreise erwischen zu können. Wie wundervoll es doch wäre, ihm von all dem Entsetzliehen zu erzählen, das sie durchgemacht hatte, sich in seine fähigen Hände begeben zu können und sich von ihm trösten zu lassen. In ihr keimte eine nie gekannte, überwältigende Sehnsucht auf, die wuchs und wuchs, bis sie förmlich besessen davon war. Sie trug ein dünnes, schwarzes Musselinkleid. Es war ein ärmlicher Ersatz für ein Trauerkleid - der Ausschnitt war so tief, dass man den Ansatz ihrer Brüste sehen konnte -, doch war es das Einzige, was auch nur ansatzweise dem nahe kam, was die strengen Trauervorschriften von einer Witwe verlangten. Als sie durch die Straßen Londons ritten, kam sie sich genauso schäbig und fremd vor wie an dem Tag, als sie und Terry mit dem Wagen in Bolton eingetroffen waren. Alles, was sie besaß, steckte in einem erbärmlichen Bündel, und sie hatte noch immer kein eigenes Zuhause, in das sie zurückkehren konnte. Doch sie richtete den Rücken auf und sagte sich, dass sie nun zumindest ein wenig Hoffnung hatte, an die sie sich klammern konnte. Sie hatte die Tasche voll Geld, und vielleicht, vielleicht war Patrick ja noch am Cadogen Square.
    Sie ließen die Pferde im Stall stehen und gingen die Stufen hinauf zur

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