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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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ansah?
    Aber Edmund hob den Arm, nicht um sie wegzustoßen, sondern um sie hingerissen zu umfangen. Crispin hatte unrecht – Edmund liebt mich, war ihr einziger Gedanke. Und nun küsste sie nicht mehr ihn – sie küssten sich, nicht leicht und spielerisch, nein, Küsse wie Salz und Brot und starker roter Wein.
    Ihr befriedigtes Verlangen weckte sogleich neues. Als spüre er Juliannas unausgesprochenen Wünsche, strich Edmund fest über ihren Körper. Wie gut, dass es Nacht war und alle schliefen … und wie gut, dass sie nur ein Nachthemd anhatte und keine Schnüre, Haken und Knöpfe ihrer Liebe ein Hindernis in den Weg legen würden. Edmund löste nur ein Band am Halsausschnitt ihres Hemdes, das sie Stück für Stück zu Boden gleiten ließ und dabei seinen Augen, Händen und Lippen immer mehr von ihrem warmen, rosigen Fleisch darbot. Dabei bebte sie vom Kopf bis zu den Fußspitzen vor lustvoller Erwartung.
    Nur schwer riss sich Edmund von ihrem Anblick los. Er drückte Julianna fest an sich und flüsterte: „Habe keine Angst … du brauchst niemals Angst vor mir zu haben.“
    Nun da es keiner Heuchelei und keiner Ausflüchte mehr bedurfte, konnte Julianna ohne Scheu ihre Gefühle offenbaren. Sie hob den Kopf und sagte leise: „Ich habe keine Angst, Edmund, denn ich will dich doch.“
    Ein Lachen kam tief aus seiner Kehle, in dem ein unterdrückter Jubel mitschwang. „Du willst mich?“, rief er, und es klang wie der Siegesschrei seiner normannischen Vorfahren. „Nun dann, bei Gott, Mädchen, sollst du mich auch haben!“
    Er hob Julianna empor und bettete sie auf das frische, nach Frühling duftende Laken. Dann warf er ungeduldig seine letzten Kleidungsstücke ab, sodass sein eigenes Verlangen unübersehbar wurde, und legte sich neben Julianna. Mit einer rührend jungenhaften Ungeduld überschüttete er sie mit Zärtlichkeiten, die Julianna nach all den Monaten unerfüllter Sehnsüchte mit eben demselben Eifer erwiderte.
    Auf dem Höhepunkt ihrer gegenseitigen Beglückung fanden sie sich schließlich. Unter dem Druck ihres überwältigenden Verlangens fielen sie rasch in den Rhythmus jenes zeitlosen Tanzes – ein Mann und eine Frau in Liebe vereint. Wie auf Sturzseen unter einem rastlosen Wind trug die Lust sie empor und schlug über ihnen zusammen.
    Später dann lag Julianna wohlig entspannt zufrieden in den Armen ihres Mannes. Das vergangene Jahr mit seinem Herzeleid und seinen unerfüllten Wünschen war so leicht und locker von ihr abgefallen wie ihr Nachtgewand. Zärtlich umriss sie mit der Spitze ihres Zeigefingers die Linien von Edmunds Mund.
    „Warum hast du mir nie gesagt …“, begann sie halb scherzhaft.
    „… dass ich besessen war von Liebe zu dir?“, vollendete Edmund. „Weil ich mir nicht vorstellenkonnte, dass du meine Liebe erwidern würdest. Ich kann es ja auch jetzt noch kaum glauben. Selbst in meiner Jugend war ich kein Frauenheld, und es schien mir unmöglich, dass mich die Jahre für ein so hübsches, munteres Ding wie dich anziehender machen könnten.“
    „Ach, Edmund“, erwiderte Julianna mit sanftem Ernst, „erinnere dich doch, was Shakespeare zu seinem ‚Falstaff‘ sagen lässt: Ich liebe dich mehr als je einen von den nichtsnutzigen jungen Burschen.“ Sie küsste ihn auf die Stirn, auf die Wange, auf den Mund … Doch noch einmal überwog die Neugier. „Aber seit wann …?“
    „Vom ersten Augenblick an, da ich dich sah“, unterbrach Edmund sie, „doch ich habe es erst später begriffen. Zunächst weckte die Schramme auf deinem Gesicht meinen Beschützerinstinkt.“
    „Aber du warst zu Beginn doch so kühl und ernst“, warf Julianna zweifelnd ein.
    Edmund lächelte ein wenig betreten. „Es ist eben nicht so leicht, mit einer seit Jahrzehnten gewohnten Zurückhaltung zu brechen. Zudem kam ich mir in deiner Gegenwart immer wie ein Schuljunge vor. Das hätte mich beizeiten warnen müssen. Als ich dann krank wurde, ärgerte es mich sehr, dass du mich so hilflos sehen musstest. Aber in dieser Zeit gelang es dir dennoch, den Schlüssel zu meinem Herzen zu stehlen und dich darin heimisch zu machen. Als ich merkte, was geschehen war, hatte ich nicht mehr die Kraft, dich daraus zu vertreiben.“
    Julianna strich zärtlich über seinen Arm und dachte dabei daran, wie Edmund sich ebenso heimlich in ihr Herz geschlichen hatte.
    „Die ganze Zeit“, fuhr Edmund fort, habe ich mir eingeredet, dass du mir nicht mehr oder nichts anderes bedeutest als Alice … oder Crispin.

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