Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
ärgerlich zur Ordnung.
    Abbot’s Leigh lag schweigend und dunkel vor ihm. Die Dienerschaft hatte offensichtlich nicht mehr mit seiner Heimkehr gerechnet und sich zu Bett begeben. Edmund unterdrückte einen Anflug von Missmut und brachte Agincourt selbst in den Stall. Als er dann die Seitentreppe hinaufstieg, die direkt zu seinem Schlafzimmer führte, traf er unerwartet auf Brock, der im Nachthemd und mit einem Leuchter in der Hand Wache zu halten schien.
    „Gehe nur wieder in dein Bett.“ Edmund machte eine Handbewegung, als wolle er ein Huhn verscheuchen. „Ich werde wohl einmal meine Stiefel auch allein ausziehen können.“
    Der Haushofmeister öffnete den Mund, um etwas zu sagen, unterließ es dann aber. Wortlos stellte er den Leuchter auf den Eckpfosten des geschnitzten Geländers und schlurfte davon.
    Die hohen Reitstiefel erwiesen sich für Edmund allerdings als schwierig zu handhaben. Um so schneller ging es dann mit Rock und Weste. Als er gerade dabei war, das Hemd aufzuknöpfen, wurde zaghaft an die Tür geklopft.
    „Herein!“, rief Edmund missvergnügt. Was immer der Anlass dieses späten Besuches sein mochte, er hatte zweifellos Zeit bis morgen.
    Vorsichtig öffnete Julianna die Tür und blieb dann zögernd auf der Schwelle stehen. Edmund wollte anscheinend schon schlafen gehen, und der Anblick seiner unbedeckten Brust verwirrte sie und rief Erinnerungen wach, die sie wie heiße Wogen überfluteten: seine Nähe in Titanias Bucht am Fluss, die Nacht nach dem Fest bei Mr Pritchard, als sie nackt in seinen Armen gelegen hatte … wie so oft rang sie verzweifelt nach Fassung in seiner Gegenwart. Sie biss sich schmerzhaft auf die Lippe und bemühte sich, ruhiger zu atmen.
    „Lady Fitzhugh! Womit habe ich mir dieses unerwartete Vergnügen verdient?“ Diese distanzierte Höflichkeit seiner Begrüßung würde er wohl nicht einmal einer Zufallsbekanntschaft zumuten.
    Wenn er glaubt, ich will ihm meine unerwünschte Gegenwart aufdrängen, so werde ich ihn schnellsten von diesem Irrtum befreien, dachte Julianna erbost, trat entschlossen in das Zimmer und zog die Tür mit Nachdruck hinter sich ins Schloss.
    „Ich bitte um Entschuldigung für mein Eindringen, aber Mr Brock sagte mir, dass es die einzige Zeit ist, zu der ich dich sprechen kann.“
    „Du hättest ein paar Tage warten sollen bis nach der Wahl“, erwiderte Edmund achselzuckend, „dann habe ich wieder genug Zeit.“
    „Ich habe aber nicht einen Tag übrig, denn ich mache hier nur Station auf meinem Wege nach Wales.“
    Überrascht hob Edmund den Kopf. Er sah plötzlich blass aus. Oder lag das an dem fahlen Licht der einsamen Kerze?
    „Es soll dort meine neue Heimat werden“, fuhr Julianna fort. „Doch ich dachte mir, dass du zuvor noch eine Erklärung für mein Verhalten fordern würdest.“
    „Ich fordere nichts, was du nicht zu geben bereit bist.“ Edmunds Stimme hatte einen freundlicheren Klang angenommen, und auf seinen Lippen lag jener Anflug eines Lächelns, den Julianna so liebte. „Obwohl ich zugeben muss, dass ich neugierig darauf bin.“
    Eine unsichtbare Hand schien Julianna die Kehle zuzudrücken. Welcher Ausdruck würde in dengeliebten grauen Augen nach ihrem Geständnis liegen? Enttäuschung? Tadel? Oder gar Verachtung?
    Während Edmund auf Juliannas Antwort wartete, spürte er, wie ihre Macht über ihn in all den Monaten unverändert geblieben war. Ihr langentbehrter Anblick berührte ihn tief. Was mochte sie wohl inzwischen durchlebt haben?
    „Nun, heraus mit der Sprache“, ermunterte er sie. Es sollte unbekümmert klingen trotz seiner Angst vor der Wahrheit.
    Julianna schlug die Augen nieder. „Ich fürchte, du zürnst mir wegen der Art, mit der ich Crispin behandelt habe.“
    „Er ist ein anständiger Kerl, und du hast ihn doch einmal geliebt.“ Es war mehr eine Frage als eine Feststellung.
    „Das ist wahr, und ich habe anfangs auch gedacht, meine Liebe sei groß genug, um eine Ehe darauf zu gründen. Doch es war ein Irrtum.“
    Edmund wollte fragen, ob denn ihre Liebe zu dem unmännlichen, oberflächlichen Laurence Bayard tief genug dafür sei, doch Julianna fuhr hastig fort:
    „Es tut mir leid, dass ich meine Schulden dir gegenüber nicht dadurch abtragen kann, dass ich Crispin eine liebende und treue Frau werde.“
    Abwehrend hob Edmund die Hände. „Es war ein Fehler von mir, so etwas zu verlangen. Als ob deine Wünsche in dieser Angelegenheit nicht zählten! Im übrigen ist die Verpflichtung

Weitere Kostenlose Bücher