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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Nichtsdestoweniger war sie froh, wieder in Fitzhugh House zu sein. Wenn sie Edmund ihre Hand auch nur einen Augenblick länger überlassen hätte, wäre sie imstande gewesen, ihn um einen Kuss anzuflehen.
    In der Halle wurden sie von Mr Brock, der vorausgereist war, in aller Form willkommen geheißen. „Es ist bereits Besuch für Euch da, Sir Edmund – Mylady“, berichtete er mit undurchsichtiger Miene. „Ihre Ladyschaft, die verwitwete Countess of Sutton-Courtney.“
    Er hatte kaum seine Ankündigung zu Ende gebracht, als Vanessa bereits mit ihrem trillernden Lachen den Ankömmlingen entgegentrat. „Edmund! Julianna! Meine Lieben! Endlich daheim! Als ich von Mr Brock erfuhr, dass ihr heute eintreffen würdet, musste ich einfach herkommen, um euch zu begrüßen. Wie war die Reise? Schreckliche Straßen, nicht wahr? Wie froh müsst ihr sein, wieder in zivilisierten Gegenden zu weilen. Dein Anblick hat mir ja so unendlich gefehlt, Edmund. Ich glaube, du wirst mit jedem Tag jünger. Auf diese Weise wird man über kurz oder lang Julianna die Schuld daran geben, wenn die Wiege leer bleibt. Und da wir gerade von Julianna sprechen … ich glaube, Ihr seid inzwischen gewachsen, mein liebes Kind. Was für eine Freude!“
    Ihr Redeschwall verschlug Julianna die Sprache.
    „Macht den Mund zu, meine Lieben. Ihr seht mich ja an wie einen dressierten Bären, der seineKunststücke vorführt.“ Vanessa drohte schelmisch mit dem Finger. „Ihr habt doch nicht ernstlich erwartet, dass ich eure Rückkehr nach London nicht zur Kenntnis nehme? Ich weiß, dass sich Laurence wie ein Idiot benommen und sich weidlich unbeliebt gemacht hat. Aber der Bannstrahl erstreckt sich doch wohl nicht auch auf mich?“
    Sie wandte sich jetzt wieder direkt an Edmund. „Hatte ich dir nicht vorausgesagt, dass sich Laurence wegen deiner charmanten jungen Frau zum Narren machen würde? Aber ich war dennoch entsetzt, als ich erfuhr, wie er die ganze Familie durch sein flegelhaftes Benehmen in Misskredit gebracht hat – wenn ich auch, ehrlich gesagt, einiges darum gegeben hätte zu sehen, wir ihr beide den albernen Laffen in seine Schranken gewiesen habt.“
    Brocks Eintritt, der nach weiteren Befehlen fragte, unterbrach erfreulicherweise Vanessa Geplapper.
    „Ihr bleibt doch zum Tee, Cousine Vanessa?“, erkundigte sich Julianna höflich.
    „Zu reizend von Euch, meine Süße, aber ich habe noch so unendlich viele Besuche zu machen. Ich wollte euch doch nur willkommen heißen und dich einladen, morgen mit mir zu meiner Schneiderin zu kommen. Eure Näherin, meine Liebe, arbeitet ja ganz ordentlich, aber doch nur à la mode anglaise . Für die kommende Saison ist es aber unbedingt erforderlich, haute couture zu tragen.“
    „Aber wir haben in diesem Winter doch gar nichts vor.“
    „Oh, mein Engel!“ Vanessa hob die Hände zum Himmel. „Ich habe den Kalender bereits Monate im Voraus für euch gefüllt. Die wenigen, die bereits das Glück hatten, Edmunds Gemahlin zu begegnen, sterben vor Verlangen nach einer näheren Bekanntschaft, und die übrigen sind überaus begierig, ihr vorgestellt zu werden. In dieser Woche eröffnet die Oper in Convent Garden die diesjährige Spielzeit, und auch das Theater in der Drury Lane hat ein exquisites Programm. Lord Peterborough gibt am Monatsende einen Kammermusikabend – gar nicht zu reden von den unzähligen Einladungen zum Dinner. Ihr seht also, eine elegante neue Garderobe ist eine Forderung des Tages.“ Sie schlug spielerisch mit dem Fächer nach Edmund. „Ziehe kein Gesicht, Edmund. Es wird dich nicht halb so viel Geld kosten wie deine unzähligen Wohltätigkeitsaktionen. Und du gibst es dann wenigstens wie ein echter Gentleman für die repräsentative Erscheinung deiner Frau aus, damit sie von keiner anderen Dame Londons in den Schatten gestellt werden kann. Bis morgen dann, Julianna.“
    Als seine Cousine davongerauscht war, schüttelte Edmund lachend den Kopf. „Sie ist heute ja wie aufgezogen. An solchen Tagen ist ein Zusammentreffen mit ihr wie eine Schlechtwetterperiode auf See. Du brauchst auf ihren Unsinn nicht einzugehen, Julianna. Ein Wort von dir und ich setze ihrem Treiben ein Ende.“
    „Das ist nicht nötig“, erwiderte Julianna rasch. „Ich sollte mir ohnehin ein paar neue Kleider machen lassen, und es wäre zudem töricht von mir, wenn ich dabei ihre Anleitung ablehnen würde. So sehr ich mich manchmal über sie ärgere, muss ich doch zugeben, dass ihre Aufmachung immer äußerst

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