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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
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noch nie ein richtiges Baby in einem Einkaufsnetz an einer Lenkstange hängen sehen.
    Alle sind lieb zu mir und ich muss nicht in die Schule. Auch wenn ich nach Hause komme, habe ich noch eine Woche frei. Es hat auch seine Vorteile, wenn man krank ist. Nur Schmerzen zu haben ist scheußlich.
     
     

Falsche Hoffnungen
    Die Amerikaner haben den Kindern von Kattenbach einen Spielplatz geschenkt und ihn mit Kuchen und Kakao eingeweiht. Richtige Schaukeln gibt es da, die aber meistens besetzt sind. Nur wenn es regnet, schaukelt niemand.
    Die Amerikaner selbst haben aber mehr Spielplätze. Immer einen zwischen zwei großen Häusern. Da bin ich auch öfter, weil meine Mutter jetzt einer amerikanischen Familie im Haushalt hilft. Sie heißt Collins und die Frau ist sehr geizig. Trotzdem bekomme ich immer ein Sandwich von ihr mit Peanutsbutter drauf. Das schmeckt ganz toll. Das Brot ist ganz weiß und so weich, dass man es kaum zu kauen braucht.
    Solches Brot gibt es bei uns nicht. Ich hole beim Bäcker immer ein großes Rundes für achtundneunzig Pfennige. Beim Metzger kaufe ich die dazugehörige Wurst. Meistens hole ich ein Viertelpfund Presskopf. Das ist dann unser Abendbrot. Mein Vater trinkt dazu gern ein kaltes Bier. Aber es darf nicht zu kalt sein.
    Kürzlich war´s das aber. Da hat er die Bierflasche in einem Topf auf dem Herd erwärmt. Es wurde der Flasche wohl zu warm; denn sie platzte. Und mein Vater fast auch, aber vor Zorn, es war nämlich sonst kein Bier mehr da.
    Missis Collins hat zwei Kinder, die aber noch sehr klein sind. Auf dem Amispielplatz habe ich jedoch einige Kinder in meinem Alter kennengelernt. Sie sprechen alle englisch, sind aber sonst auch nicht anders als wir. Allerdings haben sie immer Süßigkeiten und dürfen viel mehr als meine Freunde und ich.
    Ich mag besonders Nancy, und irgendwie verstehen wir uns auch. Ihre Mutter ist auch sehr nett. Sie hat immer Lockenwickler im Haar und trägt auch im Winter Söckchen. Sie scheint aber trotzdem nicht zu frieren; denn sie lacht immer.
    Dann kenne ich noch eine richtige Negerfamilie mit vier Kindern von dunkelbraun bis milchkaffeebraun (aber mit viel Milch abwärts). Die dürfen nicht alles und sind sehr höflich. Die Leute sagen immer, Neger würden anders riechen als wir. Ich kann da keinen Unterschied entdecken. Ich habe ein paar Mal an mir geschnuppert. Entweder rieche ich dreckig oder nach Wasser und Seife.
    Bei den Amerikanern bin ich gern, die haben so gemütliche Wohnungen mit weichen Sesseln und Heizung. Das Tollste sind aber die Badewannen. Manchmal darf ich bei Nancy baden. Immer dann nämlich, wenn ich mich besonders schmutzig gemacht habe. Und im Schmutzigmachen bin ich ein wahrer Künstler. Es gibt auch Schaum ins Badewasser, da braucht man sich nicht mal groß zu waschen. Außerdem gibt mir Nancy immer Comichefte mit in die Badewanne. Das sind „Phantom“, „Betty and Veronica“, „Blondy“ und „Mickey Mouse“. Die haben alle einen englischen Text, aber das macht nichts, weil sie so viel bunte Bilder haben. So kann ich sie auch verstehen. Man muss nicht mal lesen können.
    Manchmal wäre ich schon ganz gern ein Amikind. Das wünschte ich auch meiner Mutter. Die hätte es dann bestimmt viel leichter. Sie müsste nicht jeden Morgen erst mal Feuer in der Küche machen. Sie brauchte nur eine leichte Drehung an der Heizung zu vollführen und schon wäre es warm. Sie hätte auch nicht immer die Sorgen mit dem Geld.
    Mama sagt immer, dass die Amis in Deutschland Amerika entdeckt hätten. Sie meint damit, dass es den Amerikanern hier so gut geht. Sie verdienen nämlich Dollars. Und für einen Dollar bekommen sie vier Mark. Deshalb können sie so viel bei uns einkaufen.
    Bei uns an der Schule ist ein Wasserhäuschen, da gehen die amerikanischen Kinder oft hin und kaufen sich etwas. Obwohl sie immer die tollen Sachen aus der Piex kriegen. Manche gehen aber auch zum Metzger und kaufen Ham und Wörst (das ist unsere deutsche Wurst). Ich bin schon echt benachteiligt. Ich bin weder ein Amikind, noch katholisch, ja nicht einmal Halbwaise.
    Die haben’s auch besser. Vor Weihnachten gibt es nämlich immer eine Weihnachtsfeier, das machen auch die Amerikaner. Da gibt es Kakao, Plätzchen und Kuchen für die Kinder. Alle Waisen und Halbwaisen bekommen was geschenkt. Spielsachen, Schuhe und Bücher, oder was sich die Kinder sonst gewünscht haben.
    Ich bin immer dabei, bekomme aber nie etwas. Nicht mal den tollen Strumpf mit Apfelsinen,

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