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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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sie liebte ihn dafür noch mehr.
    Sie trank einen Schluck Saft und fragte: »Aber wieso bist du noch immer am Leben?«
    »Sin war der Gott des Kalenders. Obwohl Artemis ihm die meisten Kräfte genommen hat, hat sie sie nicht alle bekommen, und das war eine Kraft, die er zur Hälfte behalten hatte. Er ist in der Lage, den Alterungsprozess anzuhalten. Nicht so effektiv, wie er es früher konnte, als er noch ein sumerischer Gott war, aber gut genug, um mich am Leben zu erhalten und nicht altern zu lassen.«
    Also das war wirklich eine tolle Kraft! »Und für Damien konnte er das nicht tun?«
    »Nein. Sie haben es einmal ausprobiert, und es hätte Damien fast das Leben gekostet. Er ist verflucht – und das ist eine Sache für sich. Selbst Sins Kräfte reichen dafür nicht aus.«
    »Aber dich hat er gerettet«, sagte sie, und ihr Herz schmolz bei dem Gedanken dahin. »Du musst ein guter Mensch gewesen sein.«
    Kish spottete. »Ich war der letzte Abschaum. Ein Lügner, ein Dieb. Für ein paar Münzen hätte ich jedem die Kehle durchgeschnitten, ob Mann, Frau oder Kind … es war mir egal. Ich bin nicht stolz darauf. Wenn Sin mir die Kehle durchgeschnitten und mich tot liegen lassen hätte, dann hätte ich es verdient.« Er schaute auf, in seinen Augen war sein innerer Aufruhr zu erkennen. »Ich habe niemals begreifen können, warum er mich gerettet hat. Gott weiß, dass ich es nicht verdient hatte. Ich hatte keinerlei Ahnung, was Mitgefühl ist, bis er mein Leben verschonte.«
    Je mehr Kat über Sin erfuhr, desto verblüffter war sie. Und sie wollte verstehen, was Sin dazu gebracht hatte, Kish zu verschonen. Sie griff nach Kish und berührte seinen Arm. Im nächsten Moment erlebte sie diesen Moment von damals.
    Kish lag blutend auf dem Boden, und Sin stand über ihm und hielt das Messer in der Hand, das er Kish entwunden hatte, als dieser versucht hatte, ihn zu töten.
    »Nun tu’s schon«, hatte Kish geknurrt.
    Sin hatte den kleineren Mann an seiner Tunika hochgezogen. Er hielt Kish gepackt und schaute ihm tief in die dunklen Augen. Und da sah er das Leben, das Kish geführt hatte. Die schreckliche Angst, den Schmerz. Er war ein entflohener Sklave, der sein ganzes Leben lang Freiheit und Trost gesucht hatte.
    Kish war ein Mensch, der etwas wollte, für das er nicht kämpfen musste. Das hallte in Sins eigener Seele wider. Er begriff, wie viel etwas so Unlogisches bedeuten konnte.
    Sin hatte Kish wieder auf die Füße gestellt. »Das Leben hat nur den Wert, den ein Mensch ihm zumisst. Wenn ich dich jetzt und hier getötet hätte, dann wäre dein Leben wertlos gewesen, und niemand würde um dich trauern. Ist es wirklich das, was du willst?«
    Kish hatte den Mund verzogen. »Mein Leben gehört nicht mir. Es bedeutet mir nichts.«
    »Dann bedeutet es niemandem etwas.« Sin hatte Kish angesehen. »Aber wenn du dein Leben wiederhättest, wäre es dann immer noch wertlos?«
    »Rätsel begreife ich nicht. Ich bin nur ein Diener.«
    »Diener oder Herr, du bist nicht dumm. Die Frage ist ganz einfach: Wenn ich dir dein Leben zurückgebe, wirst du es dann wieder wegwerfen, oder wirst du es zu etwas Wertvollem machen?«
    Kish hatte nichts geantwortet, aber der hoffnungsvolle Schimmer in seinen Augen hatte alles gesagt. Und so hatte Sin ihn verschont.
    Kat ließ Kishs Arm los und lächelte bei der Wärme, die sie erfüllte.
    Kish gab ein wütendes Geräusch von sich. »Weißt du, es ist ganz schön unhöflich, jemanden so auszuspionieren und nicht mal vorher um Erlaubnis zu bitten. Gar nicht davon zu reden, wie aufdringlich es ist.«
    »Es tut mir leid. Ich wollte es einfach wissen.«
    Noch immer schien er nicht beschwichtigt zu sein. »Und das soll jetzt entschuldigen, dass du einfach in meine Vergangenheit und in meine Gefühle eindringst?«
    »Ja gut, tut mir leid, ich hab’s kapiert. Verdammt, du bist Sin ganz schön ähnlich. Ich verspreche, dass ich das bei dir nie wieder tun werde.«
    »Gut, denn es hat mir nicht gefallen. Wie würdest du dich fühlen, wenn ich einfach durch deine Vergangenheit spaziere, ohne dich vorher um Erlaubnis zu bitten?«
    »Kish …«
    Er ging von ihr fort, sein Gesichtsausdruck war mürrisch. »Ich sage nur, dass du diese Kraft zügeln solltest, das ist alles.«
    Sie hielt ihre Hände hoch. »Ich lege sie sofort an die Leine. Und jetzt solltest du von etwas anderem reden, sonst sage ich Sin, dass du mich nackt gesehen hast.«
    Der mürrische Gesichtsausdruck verschwand auf der Stelle. »Ich werde

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