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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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war der Verrückte, den sie damals in der Nacht im Central Park gesehen hatte.
    »Sin!«, rief sie. »Nun bring ihn schon um!«
    Sin führte einen letzten Schlag aus, ehe er das tat, was sie gerufen hatte. Als er sich umdrehte und sie anschaute, war sein Ausdruck höllisch, und das machte ihr Angst. Er legte genüsslich Feuer an den Dämon.
    Wäre sie ihm hier zum ersten Mal begegnet, dann hätte sie gedacht, dass Sin ein Untier war, weil er so etwas tat. Aber sie hatte genug über ihn erfahren, um zu wissen, dass er so etwas nie ohne guten Grund tun würde. »Was ist geschehen?«
    »Er wollte in einen Kindergarten eindringen.«
    Bei dieser Neuigkeit wurde ihr übel. Kein Wunder, dass Sin so wütend gewesen war. »Aber du hast ihn rechtzeitig erwischt, oder?«
    »Gerade noch. Wenn ich eine Sekunde später dran gewesen wäre …« Er schüttelte den Kopf. »Es war ganz knapp, viel zu knapp. Ich habe mich auf dich konzentriert und auf dein Wohlergehen und nicht auf das, was sonst noch wichtig ist. Ich kann nicht zulassen, dass meine Aufmerksamkeit auch nur eine Sekunde lang nachlässt. Kannst du dir vorstellen, was er einem Kind angetan hätte?«
    Kat wurde es kalt vor Furcht. Sein Blick bannte sie auf dem Fleck fest. »Du musst zurück auf den Olymp gehen und dort bleiben, bis alles vorbei ist.«
    Allein der Gedanke an das, was er von ihr verlangte, machte sie zornig. Wie konnte er es wagen, so etwas auch nur vorzuschlagen? »Den Teufel werde ich tun!«
    Aber sein Blick war sehr bestimmt, und er wich nicht zurück. »Verstehst du denn nicht?«, zischte er zwischen zusammengepressten Zähnen. »Wir spielen mit dem Leben der Menschen … dem Leben der Kinder. Das ist es nicht wert.«
    Das verstand sie allerdings. Aber dass er allein gegen die Gallu kämpfen wollte, war Selbstmord. »Du kannst das nicht allein durchstehen.«
    »Blödsinn. Ich bin seit Anbeginn der Zeiten allein gewesen und habe immer schon ohne Hilfe gegen die Gallu gekämpft, und zwar sehr gut. Glaub mir, irgendjemand muss das machen.«
    Nein, das glaubte sie nicht eine Sekunde lang. »Sin … du kannst uns nicht einfach wegwerfen wegen einer Sache, die hätte passieren können. Du warst rechtzeitig hier. Darauf musst du vertrauen.«
    »Und wenn ich nicht rechtzeitig hier gewesen wäre? Was hättest du dann den Eltern des Kindes gesagt? ›Tut mir leid, dass ich es versäumt habe, eure Tochter zu retten, aber ich war gerade damit beschäftigt, eine schnelle Nummer zu schieben‹?«
    Seine Brutalität entsetzte sie, und sie wusste, dass an dieser Sache mehr dran war. »Worum geht es wirklich?«
    Jedes Gefühl wich aus seinem Gesicht. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Doch, das weißt du. Du weißt sogar ganz genau, was ich meine. Etwas verletzt dich, etwas, das tiefer geht. Was ist es?«
    Sin wollte den Schmerz nicht spüren, der sich in ihm auftürmte. Er wollte wütend bleiben. Wut war etwas, womit er fertigwerden konnte …
    Schuld, Furcht, Bedauern, Qual, Einsamkeit – das waren Gefühle, die er gerne verdrängte. Die Gefühle, die einen Mann schwächten.
    Aber als er Kat anschaute, spürte er diese Gefühle, und er wusste nicht, wie er sie loswerden sollte, ohne auch Kat loszuwerden. »Sie haben meinen Bruder geschnappt, weil ich mich um dich gekümmert habe, Katra. Ich habe mir mehr Sorgen um dein Wohlergehen gemacht als um seines. Und jetzt habe ich fast einen von ihnen an ein Kind rankommen lassen. So kann ich nicht leben, ich kann es einfach nicht. Ich muss den Kopf freihaben. Ich kann mir in meinem Leben keine Schwäche leisten.«
    »Schwäche?« Er hörte den Schmerz in ihrer Stimme, und es zerriss ihn. »Ich kann dir jeden Tag in den Arsch treten und sonntags zwei Mal!«
    Ein Teil von ihm wollte sie zu sich heranziehen, aber der vernünftige, rationale Teil seiner selbst wusste, dass er das nicht durfte. Kat stellte eine Gefahr für ihn dar – und gleichzeitig durfte er sie nicht verlieren. Er hatte seine Tochter in den Armen gehalten, als das Leben aus ihr gewichen war. Er weigerte sich, diesen Schmerz auch bei Kat zu erleben. Ihr Tod würde ihn vernichten. »Du bist in einem Kampf gebissen worden, in dem ich nicht mal eine Schramme abbekommen habe, erinnerst du dich? Du wärst fast einer von ihnen geworden.«
    »In Ordnung«, fuhr sie ihn an. »Ich habe einen Fehler gemacht. In dem ganzen Chaos, das folgte, als wir Zakar zurückgeholt haben, habe ich es vergessen. Mein Fehler. Ich hab’s verdient. Und – willst du mich jetzt

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