Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Großvater kümmert sich bereits darum. Ich dachte, deine Eltern wären hier.«
»Ich habe sie gebeten, heute Nacht zu Hause zu bleiben. Ich habe ihnen ein schlechtes Gewissen gemacht«, fügte sie mit einem verkrampften Lächeln hinzu. »Ihr macht euch Sorgen um mich? Und was ist, wenn ich mir Sorgen um euch mache? Ich mache mir Sorgen, wenn ihr nicht mehr genügend Schlaf bekommt und so weiter. Jetzt wünschte ich, ich hätte nichts gesagt. Wenn sie hier wären, wären sie zwar müde, aber wenigstens in Sicherheit.«
»Ruf sie an, dann geht es dir besser.«
Sie nickte. »Wenn du recht hast, mordet er, seit er ein Junge ist. Ich kann nicht verstehen, was einen Menschen dazu treibt: den Tod zur eigenen Mission zu machen.«
Coop lehnte sich zurück und musterte ihr Gesicht. »Genau das tut er. Das ist seine Mission. Ich habe ein paar Hintergrundinformationen eingeholt. Als Kind hat er lange in verschiedenen Heimen gelebt. Seine Eltern gaben ihn immer wieder dort ab. Sein Vater war mal im Gefängnis, aber nur kurz. Er hat ihn und seine Mutter geschlagen. Sie hat ihn deswegen nie angezeigt. Sie sind oft umgezogen. Dann verschwindet er eine Weile von der Bildfläche. Sieht ganz so aus, als wären sie hier in Wyoming und Montana als Wanderarbeiter unterwegs gewesen.
Sein alter Herr wurde erwischt, als er hier im Wald des Nationalparks gewildert hat.«
»Hier?«
»Damals muss Ethan ungefähr fünfzehn gewesen sein. Über die Mutter ist zu diesem Zeitpunkt nichts mehr bekannt.«
»Vielleicht bin ich ihm irgendwann begegnet«, murmelte sie. »Ich erinnere mich zwar nicht daran, aber möglich wäre es. Vielleicht habe ich ihn auch in der Stadt oder beim Wandern in den Bergen getroffen.«
»Oder aber er hat dich gesehen. Deine Familie. Vielleicht haben er und sein Vater nach Arbeit gefragt.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern.« Sie seufzte, ärgerte sich über sich selbst und stand auf, um Cracker zu holen. Sie nahm ein Stück Cheddar aus dem Kühlschrank und sagte: »Meine Eltern haben aus Prinzip keine Herumtreiber eingestellt. Höchstwahrscheinlich meinetwegen. Sie haben ein großes Herz, aber auch einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Sie hätten keine Wildfremden bei sich aufgenommen, erst recht nicht, als ich um die dreizehn war. Wir reden hier schließlich über einen Mann mit seinem Sohn im Teenageralter.«
Sie schwieg und rang sich ein Lächeln ab, während sie die Snacks auf den Tisch stellte. »Wenn damals ein Fünfzehnjähriger auf unserer Farm gearbeitet hätte, wüsste ich das. In diesem Alter fing ich nämlich gerade an, mich für Jungs zu interessieren.«
»Wie dem auch sei, soweit ich das recherchieren konnte, lief Ethan um diese Zeit davon, und seine Spur verliert sich für einige Jahre. Ich bin erst wieder auf ihn gestoßen, als er in Wyoming einen Job als Bergführer bekam. Er muss so um die achtzehn gewesen sein. Er hielt ein halbes
Jahr durch. Dann ist er mit einem der Pferde, etwas Ausrüstung und Proviant durchgebrannt.«
»Ein Mann stiehlt kein Pferd, wenn er die Stadt wechseln will. Sondern nur, wenn er in die Berge will.«
Mit einem Nicken, das so etwas wie Zustimmung bedeutete, belegte Coop einen Cracker mit Käse und gab ihn ihr. »Du hättest auch eine gute Polizistin abgegeben.«
»Das ist nur logisch gedacht. Aber was ist mit seinen Eltern? Wenn wir mit ihnen reden könnten, würden wir vielleicht mehr erfahren.«
»Sein Vater ist vor acht Jahren in Oshoto gestorben. An den Folgen seines lebenslangen Alkoholmissbrauchs. Über die Mutter kann ich nichts finden. Ihre Spur verliert sich vor siebzehn Jahren. Das Letzte, was ich von ihr weiß, ist, dass sie in Cody, Wyoming, einen Scheck eingelöst hat. Sie hat dort als Küchenhilfe in einem Diner gearbeitet. Niemand kann sich an sie erinnern. Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit«, sagte er achselzuckend. »Aber bis dahin hat sie gearbeitet. Ein paar Wochen, ein paar Monate, manchmal mit Unterbrechungen. Aber sobald es Arbeit gab, griff sie zu. Irgendwann dann nicht mehr.«
»Du glaubst, sie ist tot.«
»Leute, die motiviert genug sind oder genügend Angst haben, planen ihr Verschwinden sehr sorgfältig. Sie könnte ihren Namen geändert haben. Ja, sie könnte sogar nach Mexiko gezogen sein, wieder geheiratet haben und gerade ein dickes, wonniges Enkelkind auf ihren Knien schaukeln. Aber ich glaube, dass sie tot ist. Dass sie einen Unfall hatte. Vielleicht hat sie ihr Mann auch einmal zu oft zusammengeschlagen.«
»Er war
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