Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
dass du recht hast.« Wieder wollte sie sagen, ›trotzdem‹. Stattdessen umarmte sie Tansy erneut. »Ich bin so froh, dass ich dich habe. Auch ohne Margaritas. Und jetzt geh nach Hause.«
Nachdem sie einige Zeit in ihrem Büro verbracht hatte, ging sie nach draußen, wo sie Gull über den Weg lief. »Gull, niemand verlangt von dir, dass du heute Abend hier bist.«
»Ich kann sowieso nicht schlafen, und da mache ich mich lieber nützlich.« Er sah noch etwas mitgenommen aus, aber sein Blick konnte wieder töten. »Ich hoffe beinahe, dass sich dieser Mistkerl noch heute hier blicken lässt.«
»Ich weiß, es ist furchtbar, aber dir ist es zu verdanken, dass seine Frau Gewissheit hat. Wenn du ihn nicht gefunden hättest, wäre es schlimmer. Dann müsste sie immer noch mit der Ungewissheit leben.«
Sie tätschelte seinen Arm, bevor sie weiterging.
Als sie die Hütte betrat, saß Coop auf dem Sofa. Als sie hereinkam, blätterte er ganz unauffällig etwas um, verdächtig unauffällig.
Nach dem, was sie erkannt hatte, war es ein Foto gewesen.
»Ich kann uns ein Sandwich machen«, sagte sie. »Mehr schaffe ich nicht. Ich möchte draußen meinen Wachdienst antreten.«
»Ich habe Pizza aus der Stadt mitgebracht. Sie ist im Ofen, damit sie warm bleibt.«
»Gut. Das geht auch.«
»Ich mach hier nur schnell etwas fertig. Dann essen wir eine Kleinigkeit und übernehmen die erste Schicht.«
»Woran arbeitest du?«
»An Verschiedenem.«
Verärgert über seine ausweichende Antwort, ging sie in die Küche.
Dort stand eine Vase mit gelben Tulpen auf dem Tisch. Weil ihr das Tränen in die Augen trieb und sie regelrecht dahinschmolz, wandte sie sich ab, um Teller aus dem Schrank zu holen. Als sie sich gerade um die Pizza kümmerte, hörte sie, wie er hereinkam.
»Die Blumen sind hübsch, danke dir. Aber sie können nichts ungeschehen machen.«
»Hübsch reicht mir.« Er hatte die Floristin anflehen müssen, den Laden noch mal aufzusperren und sie ihm zu verkaufen. Aber hübsch reichte ihm. »Möchtest du ein Bier?«
»Nein danke, ich bleibe beim Wasser.« Sie kehrte mit zwei Tellern zurück und stieß beinahe mit ihm zusammen. »Was ist?«
»Wir könnten uns morgen Abend frei nehmen. Ich könnte dich zum Essen und vielleicht noch ins Kino einladen.«
»Verabredungen können auch nichts ungeschehen machen. Außerdem wäre es falsch, das Reservat länger im Stich zu lassen. Nicht jetzt. Ist dir denn egal, wie wütend ich auf dich bin?«
»Nein. Aber wichtiger ist, dass ich dich liebe. Ich habe so lange gewartet - da kann ich auch noch warten, bis deine Wut verraucht ist.«
»Das kann dauern.«
»Von mir aus.« Er setzte sich und nahm sich ein Stück Pizza. »Wie bereits gesagt: Ich gehe nirgendwohin.«
Sie nahm Platz und bediente sich ebenfalls. »Ich bin immer noch wütend - sehr wütend -, aber im Moment
bin ich einfach zu hungrig, um meiner Wut Ausdruck verleihen zu können.«
Er lächelte. »Die Pizza schmeckt gut.«
Sie pflichtete ihm insgeheim bei.
Und diese Tulpen waren wirklich hübsch!
22
I n seiner Höhle, tief in den Bergen, betrachtete er seine Ausbeute. Er stellte sich vor, dass die Uhr - anständig, im gehobenen mittleren Preissegment - ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk gewesen war. Genüsslich malte er sich aus, wie James sie auspackte und seiner Freude und Überraschung dadurch Ausdruck verlieh, dass er seine Frau zum Dank küsste. Auch sie wirkte sehr anständig, wenn sie so aussah wie auf dem Foto im Geldbeutel.
In etwa einem halben bis einem Jahr konnte er die Uhr versetzen, wenn er etwas Geld brauchte. Im Moment war er dank des guten alten James, dem er mehr als hundert Dollar aus der Tasche gezogen hatte, flüssig.
Auch ein Schweizer Armeemesser hatte er erbeutet, eine Keycard für ein Hotelzimmer, eine halbe Packung Kaugummi und eine Digitalkamera.
Es hatte ihn ein wenig Zeit gekostet, bis er herausfand, wie sie funktionierte. Anschließend hatte er sich die Bilder angesehen, die James an jenem Tag aufgenommen hatte: überwiegend Landschaftsaufnahmen, ein paar Schnappschüsse von Deadwood und einige von der ziemlich ansehnlichen Mrs Tyler.
Der Rucksack, in dem alles verstaut war, war hochwertig und noch dazu brandneu. Der würde ihm unterwegs gute Dienste leisten. Dann waren da noch das Studentenfutter, Wasservorräte und ein Erste-Hilfe-Set. Er stellte sich vor, wie James den Wanderführer las und eine Checkliste mit Dingen für einen Tagesausflug zusammenstellte:
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