Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
das machte keinen Spaß, gab ihm keinerlei Kick.
Das kam also nicht infrage.
Doch wenn er bliebe, würde er sich selbst als Gejagter fühlen. Vielleicht würde er auch Jagd auf sie machen und dabei den ein oder anderen ausschalten. Das wäre das Risiko wert. Und nur das brachte sein Blut wirklich in Wallung.
Erst das Risiko bewies, dass er keine Memme war, kein Mädchen. Dass er vor nichts Angst hatte. Das Risiko, die Jagd und das Töten - all das bewies, dass man ein Mann war.
Er hatte keine Lust, ein halbes Jahr auf Lil zu warten. Er hatte bereits lange genug gewartet.
Er würde bleiben. Das hier war jetzt sein Land und das seiner Vorfahren. Niemand würde ihn von hier vertreiben. Er würde sich behaupten. Wenn er nicht gegen einen Haufen Uniformierte ankam, war es den Wettkampf nicht wert.
Sein Schicksal war hier, und ob sie es wusste oder nicht: Er war Lils Schicksal.
Die Arbeiten im Reservat machten große Fortschritte, vor allem, seit Brad Dromburg dort war. Er verhielt sich überhaupt nicht autoritär, trotzdem schien mit seiner Anwesenheit alles noch schneller zu gehen.
Lils einziges Problem mit der Alarmanlage war die Eingewöhnungszeit.
»Sie werden ein paar Fehlalarme erleben«, warnte sie Brad, während er mit ihr die Wege abschritt. »Deshalb
sollten fürs Erste nur Ihre engsten Mitarbeiter in die Funktionsweise eingeweiht werden. Je weniger Leute den Code und die Abläufe kennen, desto seltener kommt es zu Irrtümern.«
»Die Anlage wird schon heute Abend funktionieren?«
»Wenn alles nach Plan läuft, ja.«
»Das ging aber schnell! Schneller als geplant - und auch reibungsloser, weil Sie die Arbeiten persönlich überwacht haben. Das ist großartig, Brad, und ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»Das ist alles im Service inbegriffen. Außerdem bin ich so in den Genuss von einer Art Arbeitsurlaub gekommen. Ich konnte ein wenig Zeit mit meinem Freund verbringen und habe das beste Hühnerfrikassee der Welt bekommen.«
»Das ist Lucys Spezialität.« Sie blieb stehen, um einen Esel mit großen Knopfaugen zu streicheln, der nach ihr gerufen hatte. »Ich war überrascht, dass Sie bei Coop übernachten und nicht im Hotel.«
»Ich bin so oft in Hotels. Zu oft. Wann hat ein Städter wie ich schon mal Gelegenheit, in einer umgebauten Baracke auf einer Pferdefarm zu schlafen?«
Sie sah ihn an und lachte, denn er klang wie ein kleines Kind, das unerwartet schulfrei bekommen hat. »Wahrscheinlich eher selten.«
»So langsam verstehe ich, warum mein Kumpel die Großstadtschluchten gegen die Black Hills eingetauscht hat. Hier ist es genau so, wie er es immer beschrieben hat«, fügte Brad hinzu und sah zu den sich grün färbenden Bergen hinüber
»Er hat also erzählt, wie er als Junge hier auf Besuch war.«
»Davon, wie es hier aussieht und duftet. Wie es war, mit den Pferden zu arbeiten, mit Ihrem Vater angeln zu gehen. Während er in New York lebte, betrachtete er das hier eindeutig als seine Heimat.«
»Komisch. Ich dachte immer, New York wäre seine Heimat.«
»Soll ich Ihnen mal was sagen? Meiner Meinung nach war New York etwas, das Coop sich erobern musste. Aber hier, hier hat er so etwas wie Frieden gefunden. Das klingt fast schon kitschig. So wie er von hier geschwärmt hat, dachte ich, er verklärt die Vergangenheit. Und dasselbe habe ich zugegebenermaßen auch von Ihnen gedacht. Aber ich habe mich in beidem getäuscht.«
»Das ist ein nettes Kompliment, aber vermutlich verklären alle Menschen die Vergangenheit bis zu einem gewissen Grad. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Coop viel von mir erzählt hat. Oh, aber jetzt denken Sie bestimmt, ich bin auf Komplimente aus«, setzte sie schleunigst hinterher.
»Er hat sehr viel von Ihnen erzählt. Er hat mir Artikel gezeigt, die Sie geschrieben haben.«
»Tja.« Lil starrte ihn verdutzt an. »Die müssen ja unheimlich faszinierend gewesen sein«, scherzte sie.
»Das waren sie tatsächlich. Die Wildnis Alaskas, die Sümpfe der Everglades, die Savannen Afrikas, der amerikanische Westen, die Geheimnisse Nepals. Sie haben viel von der Welt gesehen. Und Ihre Artikel über das Reservat hier haben mir bei der Planung der Alarmanlage sehr geholfen.«
Er ging ein Stück schweigend neben ihr her. »Eigentlich dürfte ich Ihnen das gar nicht sagen, aber er trägt Ihr Foto in seinem Geldbeutel bei sich.«
»Er ist weggeblieben. Es war seine Entscheidung.«
»Da kann ich Ihnen schlecht widersprechen. Sie haben seinen Vater nie kennengelernt,
Weitere Kostenlose Bücher