Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
oder?«
»Nein.«
»Er ist ein eiskalter Mistkerl. Knallhart und eiskalt. Ich hatte auch einige Auseinandersetzungen mit meinem Vater. Aber ich wusste immer, dass ich ihm etwas bedeute. So wie Coop immer wusste, dass seinem Vater nur der Erhalt der Familientradition etwas bedeutet. Es dauert eine Zeit lang, genügend Selbstbewusstsein zu entwickeln, wenn sich einem der Mensch, der einen eigentlich bedingungslos lieben sollte, ständig entzieht.«
Ihr fielen seine Trauer und Wut wieder ein, und das machte sie wiederum traurig und wütend. »Ich weiß, dass er es schwer hatte. Und weil ich die besten Eltern habe, die man sich denken kann, kann ich das nur schwer nachvollziehen.«
Trotzdem, dachte sie. Mir doch egal .
»Aber sagen Sie mir eines: Ist das nicht typisch Mann, ausgerechnet die Menschen zu verlassen, die einen lieben und schätzen, alles mit sich selbst auszumachen? Und sich an denen den Kopf einzurennen, die einen nicht lieben und schätzen?«
»Woher will man wissen, ob man es verdient, geliebt und geschätzt zu werden, wenn man nicht mit sich selbst im Reinen ist und sich nicht beweisen kann?«
»Typisch Mann also.«
»Vielleicht. Andererseits unterhalte ich mich gerade mit einer Frau, die ein halbes Jahr in den Anden verbracht hat, fernab vom heimischen Herd. Das ist Ihr Job, ich weiß«, kam er ihr zuvor. »Ein Job, der Ihnen Spaß macht, aber der auch nicht unbedingt ungefährlich ist.
Wahrscheinlich haben Sie viele Reisen unternommen und viel Zeit allein verbracht, um sich zu beweisen, dass Sie dieses Reservat verdient haben.«
»Leider haben Sie recht.
»Nachdem seine Kollegin ermordet und er angeschossen worden war, hat er versucht, sich mit seiner Mutter auszusöhnen.«
Oh, dachte sie. Damals also. Auch das war typisch Cooper Sullivan.
»Es hat ziemlich gut geklappt«, fuhr Brad fort. »Er hat auch versucht, sich mit seinem Vater auszusprechen.«
»Wirklich?«, fragte sie. »Doch, das passt zu ihm.«
»Aber das hat nicht geklappt. Er hat sich sehr erfolgreich selbstständig gemacht. Auch das meiner Meinung nach hauptsächlich, um sich zu beweisen, dass er nicht auf das Geld aus dem Trust angewiesen ist.«
»Das klingt sehr nach seinem Vater. Ich habe ihn zwar nie kennengelernt, kann mir aber gut vorstellen, was er bei dieser Aussprache gesagt hat. Nämlich, dass Coop nicht das Geringste wert ist ohne dieses Geld. Ohne das Geld der Familie, das er seinerseits von seinem Vater geerbt hat. Ja, das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen. Und auch, dass Coop fest entschlossen war, ihn eines Besseren zu belehren.«
»Er hat ihn eines Besseren belehrt. Mehr als einmal. Aber erst damals war Coop nicht mehr auf die Anerkennung seines Vaters angewiesen, und zwar in keinerlei Hinsicht. Das hat er zwar nie so gesagt und würde es wahrscheinlich niemals zugeben, aber ich kenne ihn. Allerdings hat er nie aufgehört, auf Ihre Anerkennung angewiesen zu sein.«
»Er hat mich nie nach meiner Meinung gefragt, nie Wert darauf gelegt.«
»Wirklich nicht?«, fragte Brad.
»Ich kann mich nicht …« Ein Schrei ertönte, und als sie sich umdrehte, sah sie, wie der Laster vor der ersten Hütte hielt. »Da kommt unsere Tigerdame.«
»Tatsächlich? Die aus dem Stripper-Club? Darf ich zusehen?«
»Natürlich, aber sie wird keinen Lap-Dance hinlegen. Wir werden sie in ihr Gehege bringen«, erklärte Lil, während sie auf den Transporter zugingen. »Auf der anderen Seite des Zaunes werden wir Boris platzieren. Er ist alt, aber lebhaft. Sie ist jung, dafür hat man ihr die Krallen ausgerissen. Außerdem wurde sie angekettet, im Käfig gehalten und mit Medikamenten betäubt. Sie war noch nie unter ihresgleichen. Wir werden beobachten, wie die Tiere aufeinander reagieren. Keinem von beiden soll etwas zustoßen.«
Lil kletterte auf den Ladebereich und ging in die Hocke, sodass sie der Tigerdame in die erloschenen Augen blicken konnte. Sie hat aufgegeben, resigniert, dachte Lil. Jeglicher Stolz und jegliche Wildheit waren ihr während der jahrelangen Misshandlungen völlig abhandengekommen.
»Hallo, schönes Mädchen«, murmelte sie. »Hallo, Delilah. Willkommen in deiner neuen Welt. Los, bringen wir sie in ihr neues Zuhause«, rief sie. »Ich begleite sie.«
Sie setzte sich im Schneidersitz auf die Ladefläche des Transporters und hielt ihre Hand vorsichtig an die Gitterstäbe. Delilah rührte sich kaum. »Niemand wird dir mehr weh tun oder dich erniedrigen. Du hast jetzt eine neue Familie.«
Wie bei der
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