Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
wohlgesonnen bin? Dann gib ihn mir.«
Halb amüsiert, halb verwundert zog er ihn aus seiner Gesäßtasche. Dabei sah sie die Waffe an seinem Gürtel.
»Du trägst eine Waffe.«
»Ich habe einen Waffenschein.« Er reichte ihr seinen Geldbeutel.
»Du hast Patronen in meine Kommodenschublade gelegt. Sie sind nicht mehr da.«
»Weil ich jetzt eine eigene Schublade habe. Hübsche Unterwäsche, Lil. Wieso trägst du sie eigentlich nie?«
»Die hat mir ein anderer geschenkt.« Sie lächelte humorlos, als kurz so etwas wie Verärgerung auf seinem Gesicht erschien. »Zumindest teilweise. Ich fand es unpassend, sie für dich anzuziehen.«
»Ich bin hier. Aber er nicht.«
»Angenommen, ich würde dieses kleine rote Etwas anziehen. Müsstest du, wenn du es mir ausziehst, dann nicht daran denken, dass er dasselbe getan hat?«
»Wirf es weg.«
Aus irgendeinem Grund zauberte seine Bemerkung ein wirkliches Lächeln auf ihr Gesicht. »Wenn ich das tue, dann nur, um dich wieder in mein Leben zu lassen, und zwar richtig. Und wovon wirst du dich mir zuliebe trennen, Coop?«
»Sag du es mir.«
Sie schüttelte den Kopf und klappte den Geldbeutel auf. Eine Zeit lang musterte sie nur so zum Spaß seinen Führerschein und den Waffenschein. »Du warst schon immer sehr fotogen. Diese Wikingeraugen und der rebellische Blick. Vermisst du New York?«
»Das Yankee-Stadion. Irgendwann nehme ich dich zu einem Spiel mit. Dann siehst du echten Baseball!«
Achselzuckend ging sie den Geldbeutel durch und fand das Bild. Sie wusste noch, wann er es aufgenommen hatte, in jenem Sommer, in dem sie sich das erste Mal geliebt hatten. Meine Güte, waren wir damals jung, dachte sie. Wie unschuldig und überglücklich wir aussehen! Sie saß am Fluss, umgeben von Wildblumen, dahinter sah man die hellgrünen Berge. Sie hatte die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen, ihr Haar fiel ihr offen über die Schultern.
»Das ist mein Lieblingsbild. Die Erinnerung an einen
perfekten Tag, an einen perfekten Ort, an das perfekte Mädchen. Ich habe dich geliebt, Lil, mit jeder Faser meines Herzens. Aber das hat einfach nicht gereicht.«
»Dem Mädchen hat es gereicht«, sagte sie leise.
In diesem Moment klingelte das Telefon.
24
W illy schaute nach dem Anruf persönlich vorbei. Lil öffnete ihm das elektrische Tor per Fernbedienung. Coop machte ihm die Tür auf.
»Ich dachte, ihr erfahrt es lieber von mir persönlich. Er hat den Anschluss von Mac Goodwin benutzt. Du kennst die Goodwins, Lil, die mit der Farm Nummer vierunddreißig.«
»Ja, ich bin mit Lisa zur Schule gegangen.« Eine Cheerleaderin, die sie nicht ausstehen konnte, weil sie ständig im Mittelpunkt stehen wollte. Lil drehte sich bei dem Gedanken, wie oft sie über Lisa gelästert hatte, der Magen um.
»Kaum fünf Minuten nach eurem Anruf hat mich Mac angerufen und einen Einbruch gemeldet.«
»Sind sie …«
»Sie sind unverletzt«, sagte er. »Sie waren auswärts essen und sind anschließend auf das Frühlingskonzert ihres Ältesten gegangen. Als sie zurückkamen, war die Hintertür aufgebrochen. Mac war so klug, das Haus sofort wieder zu verlassen, und hat mich von seinem Handy aus angerufen. Das schien mir dann doch ein zu großer Zufall zu sein, also fragte ich ihn nach seinem E-Mail-Account.
Er stimmt genau mit dem Absender überein, den du mir genannt hast.«
»Sie waren nicht zu Hause. Sie sind unverletzt.« Ihre Knie zitterten, und sie musste sich setzen.
»Es geht ihnen gut. Sie haben einen neuen Welpen, da ihr alter Hund vor ein paar Monaten gestorben ist. Er wurde in der Wäschekammer eingeschlossen, und auch ihm ist nichts passiert. Ich war bei ihnen, um mit ihnen zu reden, um mir einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Ich habe einen Hilfssheriff dorthin abgestellt. Sieht ganz so aus, als hätte er die Tür aufgebrochen und den Computer entdeckt. Mac hat ihn nicht heruntergefahren, bevor er weg ist. ›Wenn die Kinder dran sitzen‹, meinte er, ›vergessen wir das manchmal.‹
Sie haben auf Anhieb gesehen, dass er Lebensmittelvorräte mitgenommen hat. Brot, Konserven, Süßigkeiten, ein wenig Bier und Saft. Die Küche sah verheerend aus. Er hat die zweihundert Dollar Bargeld mitgenommen, die Mac in seinem Schreibtisch hatte, das Taschengeld der Kinder aus den Sparschweinen und dann noch die hundert Dollar von Lisa aus dem Gefrierschrank.«
Er sah erst Lil an und dann Coop, um fortzufahren wie bisher: »Anscheinend begreifen die Leute nicht, dass jeder Dieb,
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