Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
»Ich komme gerade von Matt. Dort ist sie nicht, und er wartet auf sie.«
»Sie muss hier irgendwo sein. Aber gut, suchen wir nach ihr. Ich schau bei den Vorratsräumen nach, und du kontrollierst ihre Hütte.«
»Sie weiß, dass Matt auf sie wartet«, beharrte Lena, eilte jedoch trotzdem zur Hütte. Sie klopfte, drückte die Tür auf und rief: »Lil? Lil?« Verwirrt ging sie einmal quer durch bis zur Hintertür. Vielleicht war sie im Büro.
Als sie die Treppen hinunterrannte, hörte sie das Handy klingeln. Erleichtert sah sie sich um und erwartete
jeden Moment Lil mit dem Handy vor sich zu sehen. Aber da war niemand. Sie drehte um, folgte dem Klingeln.
Sie hob das Handy auf und nahm den Anruf an.
»Hallo, Lil, ich habe mich gerade von meiner Mutter verabschiedet, also …«
»Tansy, Tansy, hier spricht Lena. Ich glaube, irgendetwas stimmt hier nicht.« Sie begann zur Bürohütte zu rennen. »Ich glaube, wir müssen die Polizei rufen.«
Auf halbem Weg zwischen der Farm und den Stallungen zog Coop die Muttern am Ersatzreifen eines Kombis fest. Die zwei Kinder darin sahen ihn an wie Eulen, während sie an ihren Schnabeltassen nuckelten.
»Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Ich hätte ihn selbst wechseln können, aber …«
»Sie scheinen auch so schon genug zu tun zu haben.« Er wies mit einem Kopfnicken auf das Autofenster. »Gern geschehen.«
»Sie haben mir viele Flüche erspart.« Die junge Mutter strahlte ihn an. »Und wahrscheinlich nur halb so lang gebraucht wie ich, von den streitenden Kindern einmal abgesehen. Wir waren den ganzen Tag einkaufen, deshalb ist ihr Mittagsschlaf ausgefallen.« Ihre Augen funkelten fröhlich. »Aber meiner ist auch ausgefallen!«
Nachdem er den Kindern zugezwinkert hatte, rollte er den platten Reifen zum Kofferraum, um ihn zu verstauen. Als sie ihm eine Zehn-Dollar-Note geben wollte, schüttelte er den Kopf. »Nein, aber trotzdem danke.«
Sie beugte sich vor und wühlte in den Einkaufstaschen. »Wie wär’s mit einer Banane?«
Er lachte. »Die nehme ich.« Er räumte das Werkzeug
zurück, winkte den Kindern kurz mit der Banane zu und brachte sie beide zum Kichern. Danach schloss er die Kofferraumtür.
»Gute Fahrt.«
»Danke noch mal.«
Er ging zurück zu seinem Truck und wartete, bis sie davongefahren war. Bevor er den Rückweg antrat, warf er einen Blick auf sein Handy. Es zeigte ihm eine Nachricht auf der Mailbox an.
Er hat meine Mutter.
Erst wurde ihm kochend heiß, anschließend erstarrte er innerlich zu Eis. Er ließ den Wagen an und trat aufs Gaspedal, während er die Kurzwahltaste des Sheriffs drückte.
»Stellen Sie mich durch. Sofort.«
»Sheriff Johannsen ist nicht im Büro.«
»Dann stellen Sie mich dorthin durch, wo er gerade ist. Hier spricht Coop Sullivan.«
»Hallo, Coop, ich bin’s, Cy. Das darf ich nicht. Ich bin nicht befugt …«
»Hör mir mal gut zu. Ethan Howe hat Jenna Chance.«
»Was? Wie bitte?«
»Vielleicht hat er Lil auch schon in seiner Gewalt. Verständige Willy, er soll zum Reservat kommen. Und zwar sofort, verdammt noch mal!«
»Ich sag’s ihm, Coop. Himmel, ich sag’s ihm. Was soll ich …«
»Ich fahr jetzt ebenfalls zum Reservat. Ich will, dass Willy dorthin kommt, mit so viel Verstärkung wie möglich. Keine Hubschrauber«, sagte er schnell und zwang sich zur Konzentration. »Er wird sie sofort umbringen, wenn er Hubschrauber sieht. Richte ihm aus, Lil hätte
mir eine Fährte hinterlassen. Ich folge ihr. Los, beeil dich.«
Er legte auf und raste zum Reservat.
Lil sah, wie er im Schneidersitz im Höhleneingang saß, die Armbrust in seinem Schoß. Sein Gesicht unter der Kriegsbemalung, die er gerade aufgetragen hatte, war blutig zerschrammt. Sie dachte an den bärtigen Mann, der Lena beunruhigt hatte.
Er trug ein geflochtenes Lederband um den Kopf, in dem eine Habichtfeder steckte. An den Füßen hatte er weiche kniehohe Lederstiefel und um den Hals eine Kette aus Bärenzähnen.
Unter normalen Umständen hätte ihr dieses Pseudo-Indianerspiel direkt Spaß gemacht. Aber sie wusste, dass es blutiger Ernst war.
Er hob die Hand zum Gruß und glitt dann weiter in die Höhle. Lil kletterte das restliche Stück, hielt die Luft an und folgte ihm hinein.
Nach dem ersten Meter öffnete sich die Höhle, war aber immer noch so niedrig, dass sie sich bücken musste. Während ihr Blick dem schwachen Laternenlicht folgte, sah sie, dass sie tief in den Berg reichte. Er saß in diesem Licht und hielt ihrer Mutter ein
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