Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
aus, als er die Fesseln um ihre Knöchel durchtrennte. »Wahrscheinlich kann die Schlampe nicht mal laufen.«
»Sie wird laufen.«
»Nein, ich werde dich ihm nicht überlassen, Schätzchen …«
»Ist schon gut.« Lil zog Jenna sanft an sich. »Alles ist gut. Tritt einen Schritt zurück«, befahl sie Ethan. »Sie hat Angst vor dir. Tritt einen Schritt zurück, damit ich sie
trösten und mich verabschieden kann. Wir sind nur Frauen. Und noch dazu unbewaffnet. Du hast nichts von uns zu befürchten.«
»Eine halbe Minute.« Ethan machte drei Schritte rückwärts.
»Lil, nein, ich kann dich nicht im Stich lassen.«
»Hilfe ist bereits unterwegs«, flüsterte sie Jenna ins Ohr. »Du musst gehen. Ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist, sonst kann ich mich nicht darauf konzentrieren, dieses Spiel zu gewinnen. Ich weiß, was ich tue. Du musst gehen, sonst tötet er uns beide. Gib ihr etwas Wasser«, bat ihn Lil angewidert. »Was ist das für ein Ehrbegriff, eine Frau zu schlagen und ihr Wasser vorzuenthalten?«
»Sie kann ihre eigene Spucke trinken.«
»Du gibst meiner Mutter Wasser, und ich bekomme fünf Minuten weniger Vorsprung.«
Er trat ihr eine Flasche hinüber. »Ich brauche deine fünf Minuten nicht, um dich zu besiegen.«
Lil schraubte sie auf und hielt sie ihrer Mutter an die Lippen. »Ganz langsam, immer nur ganz wenig auf einmal. Findest du nach Hause?«
»Ich … Lil.«
»Findest du den Heinweg?«
»Ja. Ja, ich glaube schon.«
»Das wird ihr auch nichts helfen. Bis sie dort ist - falls sie es überhaupt so weit schafft - und man anfängt, nach dir zu suchen, wirst du bereits tot sein. Und ich bin nur noch eine Rauchwolke.«
»Nimm das Wasser und geh.«
»Lil.«
»Wenn nicht, tötet er uns beide. Du musst gehen, das
ist meine einzige Chance. Du musst an mich glauben. Du musst mir diese Chance geben. Ich werde ihr aus der Höhe hinaushelfen, Ethan. Du kannst mit der Armbrust auf mich zielen. Ich werde nicht fliehen.«
Sie half ihrer Mutter auf die Beine und fluchte innerlich, als Jenna vor lauter Schmerz und Erleichterung weinte. Sie duckte sich in der niedrigen Höhle und half Jenna, zum Eingang zu humpeln. »Hilfe ist bereits unterwegs«, flüsterte sie erneut. »Ich kann ihn ablenken, bis sie da ist. Geh heim, so schnell du kannst. Versprich es mir.«
»Lil. Oh Gott, Lil.« Während die Sonne sank, umarmte sie Jenna.
»Ich werde ihn ins Grasland über dem Fluss locken.« Lil drückte ihr Gesicht in das Haar ihrer Mutter, ganz so als trauerte sie, und flüsterte ihr ins Ohr: »Dort, wo ich den Puma gesehen habe. Vergiss das nicht. Schick Hilfe dorthin.«
»Halt’s Maul. Halt’s Maul, und sie geht jetzt. Oder aber sie stirbt auf der Stelle und du gleich anschließend.«
»Geh, Mom.« Lil stieß Jennas mit Schrammen und blauen Flecken übersäte Arme weg. »Geh, oder er bringt mich um.«
»Mein Schatz. Ich liebe dich, Lil.«
»Ich liebe dich auch.« Sie sah zu, wie ihre Mutter hinkte und stolperte. Sah den Schmerz in ihrem geschwollenen Gesicht, als sie sich umdrehte. Allein dafür würde er büßen müssen, dachte Lil. Egal, was es kostete.
»Fang an zu rennen«, befahl Ethan.
»Nein. Die Jagd beginnt erst, wenn ich mir sicher sein
kann, dass sie weg ist. Dass du sie nicht als Erste jagst. Wozu die Eile, Ethan?« Sie setzte sich auf einen Felsen. »Du hast lange auf diesen Moment gewartet. Da kannst du auch noch ein bisschen länger warten.«
30
D as ganze Reservat war in heller Aufregung. Ein
Dutzend Personen kam aus allen Richtungen herbeigerannt, als Coop aus seinem Truck sprang. Und alle begannen auf einmal zu reden.
»Stopp! Du.« Er zeigte auf Matt. »Gib mir eine Zusammenfassung, und zwar schnell!«
»Wir können Lil nicht finden. Lena hat ihr Handy hinter der Hütte gefunden. Und als ich noch mal hin bin, fand ich das hier.« Er hielt die Plastiktüte mit Jennas Haarsträhne und dem Ehering hoch. »Es war jemand da, ein zahlender Besucher. Lena fand ihn unheimlich, und Baby mochte ihn auch nicht. Niemand kann ihn finden. Wir haben Angst, dass er Lil entführt hat. Mary ist im Büro und ruft die Polizei.«
»Ich habe sie bereits gerufen.«
»Ich glaube, das ist Jennas Ring.« Tränen liefen über Tansys Wangen.
»Ja, er gehört Jenna. Er hat sie in seiner Gewalt, und Lil ist los, um sie zu suchen. Ruhe bitte, alle mal herhören«, befahl er, als alle anfingen durcheinanderzusprechen. »Ich brauche jeden, der mit einer Waffe umgehen kann, ohne sich selbst zu
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