Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Haus. »Bitte tu ihr nichts. Tu meiner Mutter nichts. Bitte, bitte, ich tue alles, was du willst, egal was. Aber bitte …«
Sie brach das Gespräch ab. »Bitte, lieber Gott«, flüsterte sie und wählte Coops Nummer. Sie wiegte sich vor und zurück, ließ ihre Schultern zittern und ihren Tränen freien Lauf. »Geh dran, geh dran.« Sie schloss die Augen, als sich die Mailbox meldete. »Er hat meine Mutter. Ich gehe von der Hintertür meiner Hütte nach Westen. Er kann
mich sehen, und mir bleiben nur wenige Sekunden. Er hat mir zwei Stunden Zeit gegeben, sie zu finden. Ich hinterlasse dir eine Fährte. Komm mir nach. Oh Gott, komm mir nach.«
Sie legte auf und erhob sich. Sie sah nach Osten und hoffte, dass Ethan ihre Tränen sah, ihre Angst. Dann warf sie das Handy weg und rannte los.
Sie entdeckte die Fährte auf Anhieb. Zertrampeltes Unterholz, abgebrochene Zweige, Fußabdrücke im weichen Boden. Er wollte nicht, dass sie sich verlief, dachte sie. Vielleicht lockte er sie auch meilenweit von ihrer Mutter weg, aber ihr blieb keine andere Wahl.
Ihr Ehering war blutverschmiert. Dann die abgeschnittene Strähne ihres wunderbaren Haars.
Sie zwang sich, langsamer zu werden, durchzuatmen. Wenn sie sich beeilte, übersah sie vielleicht eine Spur oder folgte einer falschen. Vielleicht beobachtete er sie immer noch, deshalb musste sie aufpassen, welche Markierungen sie für Coop hinterließ.
Er hatte ihr zwei Stunden Zeit gegeben. Hatte er ihre Mutter von zu Hause entführt? Das war für sie das Logischste. Er hatte gewartet, bis sie allein war, und sie dann entführt. Zu Fuß oder zu Pferd?
Wahrscheinlich zu Fuß. Eine Geisel ließ sich zu Fuß leichter kontrollieren. Außer, er hatte sie ins Auto gezwungen und … Nein, nein, so darfst du nicht denken, befahl sie sich, und Panik schnürte ihr die Kehle zu. Denk nicht so kompliziert. Im Grunde hat er ein sehr schlichtes Gemüt.
Zwei Stunden von ihrer Hütte entfernt - er wollte sie unter Druck setzen, sie in der Nähe haben wollen. Sie rief sich die Karte vor Augen. Es musste ein zugänglicher und
zugleich einsamer Ort sein, der zwischen der Hütte und der Farm lag. Wenn sie lebte - und sie lebte noch, sie musste einfach noch leben -, dann musste er sie verstecken. Dafür war eine Höhle am besten geeignet. Wenn er …
Sie blieb stehen, untersuchte die Fährte, die achtlos niedergetrampelten Wildblumen. Er war umgekehrt. Sie atmete laut aus, dann noch einmal, und zwar so lange, bis sie merkte, wo er die falsche Fährte gelegt hatte.
Sie verwischte seine Spuren und benutzte ihr Taschenmesser, um die Rinde eines Baumes zu markieren, damit Coop nicht denselben Fehler beging. Sie nahm die Fährte erneut auf und beschleunigte ihre Schritte. Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wo er sie hinlockte, und wusste, dass sie fast so lange dorthin brauchen würde, wie er ihr Zeit gegeben hatte.
Jenna krümmte sich und wälzte sich hin und her. Sie hatte jeglichen Orientierungssinn verloren und konnte nur beten, dass sie dem Höhleneingang millimeterweise näher kam. Er hatte ihr die Augen verbunden, bevor er gegangen war, es umgab sie völlige Dunkelheit. Immer, wenn sie eine Pause einlegen musste, blieb sie still liegen und versuchte zu beurteilen, ob die Luft etwas frischer war. Aber sie roch nichts als den Schlamm, ihren eigenen Schweiß und ihr Blut.
Sie hörte ihn kommen, schrie gegen den Knebel an, sträubte sich gegen die Fesseln.
»Sieh dich nur an, Jenna. Du sitzt in der Tinte und wirst schon bald Gesellschaft bekommen.«
Als er ihr die Augenbinde wegriss, wurde sie vom Laternenlicht schmerzhaft geblendet. »Sie wird bald hier
sein, mach dir keine Sorgen. Ich mach mich etwas zurecht.« Er saß im Schneidersitz auf dem Höhlenboden und begann sich mithilfe einer Rasierklinge und einer Spiegelscherbe zu rasieren.
Im Reservat winkte Lena Eric zu. »Warte! Und, wie fandest du den unheimlichen Typen?«
»Ich habe ihn gar nicht mehr gesehen. Er muss direkt durchs Schulungszentrum durchgegangen sein, vielleicht hat er es sich auch anders überlegt.«
»Oh. Na ja. Und was hat Lil gesagt?«
»Weswegen?«
»Wegen dieses Typen. Als sie hinkam.«
»Ich habe sie auch nicht gesehen.«
»Aber … Sie ist auch hingegangen. Ich verstehe nicht, wie du sie verpassen konntest.«
»Vielleicht wurde sie aufgehalten.« Eric zuckte die Achseln. »Sie wollte Matt mit den Pumas helfen. Hör mal, ich muss zurück zu …«
Lena packte den Ärmel seines T-Shirts.
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