Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
vor, den sie spüren würde, wenn sie einer dieser heimtückischen Bolzen in den Rücken traf. Sie verwünschte diesen Gedanken. Sie hatte es schon so weit geschafft, war beinahe am Ziel. Ihre Lunge brannte, und sie atmete pfeifend aus, als sie sich einen Weg durchs Unterholz bahnte und ihre kalte Haut durch neue Schrammen zum Brennen brachte.
Jetzt würde er ihr Blut riechen.
Sie brach aus der Deckung und betete darum, dass sie jemand sah, als sie durch das Blickfeld der Kamera rannte. Dann tauchte sie ins hohe Gras. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie das Messer aus ihrem Stiefel. Ihr Herz schlug gegen den Boden, als sie die Luft anhielt. Und wartete.
Was für eine Ruhe, was für eine Stille. Es ging kaum ein Hauch. Als das Dröhnen in ihrem Kopf nachließ, hörte sie die nächtlichen Geräusche, das leise Rascheln, den trägen Ruf einer Eule. Und dann ihn, wie er durchs Unterholz kam.
Komm näher, dachte sie. Komm näher!
Der Bolzen sauste dreißig Zentimeter zu ihrer Linken durchs Gras. Sie unterdrückte den Schrei, der in ihrer Kehle aufstieg, und erstarrte.
»Du bist gut. Ich wusste, dass du gut bist. Du warst bisher die Beste. Tut mir leid, dass es jetzt vorbei ist. Aber vielleicht gebe ich dir noch eine Chance. Möchtest du noch eine Chance, Lil? Hast du noch Kraft? Dann lauf los.«
Der nächste Bolzen drang rechts von ihr in den Boden.
»Du hast noch so lange Zeit, bis ich neu geladen habe. Sagen wir, dreißig Sekunden.«
Er war nicht nahe genug, nicht für das Messer.
»Was meinst du? Und zwar ab jetzt. Dreißig, neunundzwanzig …«
Sie sprang auf, wirbelte nach hinten herum und warf den Stein mit dem Selbstbewusstsein eines Mädchens, das glaubt, in der Oberliga mitspielen zu können. Er traf ihn an der Schläfe, und man hörte, wie Stein auf Knochen traf.
Als er stolperte, als ihm die Armbrust aus der Hand fiel, lief sie schreiend vorwärts.
Er zog die Pistole, die er dem Ranger abgenommen hatte, und jagte vor ihren Füßen eine Kugel in den Boden.
»Auf die Knie, du Schlampe.« Obwohl er schwankte und Blut aus der Wunde floss, hielt er die Waffe ganz ruhig.
»Wenn du mich erschießen willst, dann schieß einfach, verdammt noch mal.«
»Vielleicht. In den Arm. Ins Bein. Aber nicht, um dich zu töten.« Er zog das Messer aus der Scheide. »Du weißt, wie es sein wird. Aber du hast dich gut geschlagen. Du hast mich sogar zum ersten Mal bluten lassen.«
Er wischte sich das Blut ab, mit dem Rücken der Hand, in der er das Messer hielt, und sah es sich an. »Ich werde zu deinen Ehren ein Lied singen. Du hast uns hierhergeführt, ein würdiger Ort, an dem sich alles erfüllt. Dein Schicksal und mein Schicksal. Der Kreis hat sich geschlossen, Lil. Du wusstest es schon die ganze Zeit. Du hast es verdient, sauber zu sterben.«
Er lief auf sie zu.
»Bleib, wo du bist. Leg die Waffe weg. Geh weg von ihm, Lil«, befahl Coop, der am Rande des Graslands stand.
Vor lauter Schreck zitterte Ethans Hand mit der Waffe. Aber die Mündung zielte weiterhin auf Lil. »Wenn sie sich rührt, erschieße ich sie. Wenn du mich erschießt, erschieße ich sie trotzdem. Du bist der andere.« Er schwieg und nickte. »Es ist nur logisch, dass du auch da bist.«
»Leg die verdammte Waffe weg, oder ich bring dich an Ort und Stelle um.«
»Ich ziele auf ihren Bauch. Vielleicht schaffe ich es, noch zwei Mal abzudrücken. Willst du zusehen, wie sie verblutet? Hau ab. Hau verdammt noch mal ab! Bezeichnen wir das Ergebnis als unentschieden. Aber es wird eine Revanche geben. Wenn du deine Waffe nicht sinken lässt, schieß ich ihr ein Loch in den Bauch. Lass sie sinken und verschwinde. Dann lass ich sie leben.«
»Er lügt.« Sie hatte sie gesehen, die Verschlagenheit in seinem Blick. »Erschieß den Mistkerl einfach. Ich möchte lieber sterben, als zusehen müssen, wie er davonkommt.«
»Kannst du damit leben?«, fragte Ethan. »Damit, dass sie vor deinen Augen stirbt?«
»Lil«, sagte Coop und verließ sich darauf, dass sie ihm in die Augen sah, ihn verstand. Sein Finger zuckte, als er die Waffe ein paar Zentimeter sinken ließ.
Der Puma sprang aus dem Unterholz, ein goldener Pfeil mit Fangzähnen und Krallen, die im Mondlicht aufblitzten. Sein Schrei zerschnitt die Nacht wie ein silbernes Schwert. Ethan starrte ihn wie benebelt an, der Mund stand ihm offen.
Dann ertönte sein Schrei, als der Puma seine Zähne in seine Kehle grub und ihn zu Boden riss.
Lil stolperte rückwärts. »Nicht rennen, nicht
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