Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
Indien.«
»Gut.« Das ließ sich leicht nachprüfen. »Kommt sonst
noch jemand infrage? Jemand, mit dem du eine Affäre hast oder der gern eine mit dir hätte?«
»Nein«, sagte sie sachlich, »und es bedrängt mich auch niemand. Ich verstehe nicht, was jemand gegen mich haben sollte.«
»Es ist deine Kamera, dein Puma, dein T-Shirt.«
»Die Kamera gehört dem Reservat, und der Puma war auch nicht mein Eigentum. Er gehörte nur sich selbst. Und das T-Shirt hätte genauso gut von dir sein können.«
»Aber so war es nun mal nicht. Hast du in letzter Zeit irgendjemanden vor den Kopf gestoßen?«
Sie legte den Kopf schief und hob die Brauen. »Nur dich.«
»Ich habe ein wasserdichtes Alibi.« Er drehte sich um und holte zwei Teller aus dem Schrank.
Es ärgerte sie, dass er sich so aufführte, als wäre er hier zu Hause. Deshalb blieb sie, wo sie war, und ließ ihn nach Topflappen und Löffeln suchen. Ihr fiel auf, dass ihn das nicht zu ärgern schien. Er fand, was er suchte, und begann, das Essen auf die Teller zu verteilen.
»Du musstest mit den Behörden verhandeln, um das hier aufzubauen«, fuhr er fort. »Du musstest dir Genehmigungen besorgen.«
»Papierkram, Politik, Gebühren. Das Land hat mir mein Vater geschenkt, und mit seiner Hilfe konnte ich nach der Reservatgründung noch welches hinzukaufen.«
»Nicht alle werden dir Erfolg gewünscht haben. Wer hat dir Steine in den Weg gelegt?«
»Es gab auf jeder Ebene Widerstände, auf der lokalen, regionalen und nationalen. Aber ich habe mich schlaugemacht und mich jahrelang auf dieses Projekt vorbereitet. Ich habe auf Gemeindeversammlungen gesprochen,
bin nach Rapid City und nach Pierre gefahren. Ich habe mit den Nationalparkbetreibern und den Rangern gesprochen. Ich weiß, wie man andere für sich einnimmt, und wenn es darauf ankommt, kann ich das ziemlich gut.«
»Das bezweifle ich auch gar nicht.« Er stellte die Teller auf den Tisch und rutschte zu ihr auf die Bank. »Aber …«
»Es gab Leute, die Angst hatten, eine der exotischen Katzen könnte ausbrechen oder Krankheiten übertragen. Diese Bedenken konnten wir zerstreuen, indem wir sie einluden und von Anfang an an der Planung beteiligten. Wir gaben ihnen auch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Wir arbeiten mit Schulen zusammen, mit Jugendorganisationen und betreiben Aufklärung. Vor Ort und im Internet. Wir bieten Anreize. Und das funktioniert.«
»Keinerlei Streit also. Aber?«
Sie seufzte. »Ein paar Fanatiker gibt es immer, und zwar an beiden Enden des Spektrums: Leute, die glauben, dass Tiere entweder zahm sind oder Beute. Und Leute, die Tiere in freier Wildbahn mehr oder weniger anbeten. Sie halten sie für unantastbar und finden es falsch, sich in die Natur einzumischen.«
»Das ist auch Star Trek’s oberste Direktive: die Nicht-Einmischung.« Zum ersten Mal an diesem Abend gelang es ihm, ihr ein Lächeln zu entlocken.
»Wenn du so willst, ja. Leute, die Zoos als Gefängnis statt als Lebensraum betrachten. Solche Zoos gibt es durchaus. Mit Tieren, die im Dreck leben, krank sind und furchtbar misshandelt werden. Aber die meisten werden gut geführt und halten sich an die sehr strengen Vorschriften. Wir sind ein Reservat,ein Schutzraum für Tiere. Das bedeutet, dass seine Betreiber für die Gesundheit
und das Wohlergehen der darin lebenden Tiere verantwortlich sind - für deren Sicherheit und die der Umgebung.«
»Bekommst du Drohungen?«
»Wir melden sie und bewahren die extremeren Briefe und E-Mails auf. Wir suchen die Website danach ab. Und es ist auch schon ein paar Mal vorgekommen, dass Leute herkamen, um Ärger zu machen.«
»Auch das ist dokumentiert?«
»Ja.«
»Dann kannst du mir ja eine Kopie dieser Unterlagen zur Verfügung stellen.«
»Was soll das, Coop? Ich dachte, du bist kein Polizist mehr?«
Er wandte den Kopf, sodass sich ihre Blicke trafen. »Ich habe den Puma mit eingefangen.«
Sie nickte und spießte ein Stück Huhn auf. »Du hattest recht mit der Waffe. Sieht ganz so aus, als wäre es eine 32.er gewesen. Bisher habe ich mir nicht groß Gedanken darüber gemacht, aber Matt, der Tierarzt, meinte, jemand sei auf dem Gelände gewesen, als ich in Peru war und er hier übernachtet hat. Auch nachts ist immer jemand da, und als ich weg war, haben sich die anderen abgewechselt. Die Tiere wurden mitten in der Nacht aufgescheucht, also ist er rausgegangen, um nachzusehen. Aber er konnte nichts entdecken.«
»Wann war das?«
»Ein paar Tage, bevor ich zurückkam. Es
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