Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
gefährliche Glätte auf den Straßen.
Im Reservat kämpfte, pflügte und schaufelte Lil mit jenen Mitarbeitern, die dem Schnee getrotzt hatten, die Wege frei, während der erbarmungslose Wind riesige Schneewehen auftürmte.
Die Tiere zogen sich in ihre Unterkünfte zurück und verließen sie nur, wenn sie Lust darauf hatten, die Menschen zittern und wegen der Kälte fluchen zu sehen. Lil, die bis zu den Augen vermummt war, traf auf Tansy.
»Wie geht es unserem Mädchen?«, erkundigte sich Lil nach der Löwin.
»Sie verträgt das Wetter besser als ich. Ich sehne mich nach einem heißen, tropischen Strand. Nach dem Duft von Meer und Sonnenmilch. Ich sehne mich nach einem Mai Tai.«
»Wie wär’s mit einem heißen Kaffee und Keksen?«
»Einverstanden.«
Vor der Hütte trat sich Lil den Schnee ab und spürte, wie ihre Muskeln zitterten, als ihnen die Wärme aus der Hütte entgegenschlug. »Das Schlimmste ist geschafft«, sagte sie, während beide ihre Handschuhe, Mützen, Jacken und Schals ablegten. »Sobald es geht, karren wir den Mist zur Farm. Und ich bleibe dabei: Das ist der letzte Schneesturm in diesem Jahr. Der Frühling mit seinen flutartigen Überschwemmungen lässt nicht mehr lange auf sich warten.«
»Na toll.«
Lil ging in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. »Du hast dich in den letzten Tagen verhalten wie eine verschrobene Wissenschaftlerin.«
»Ich habe den Winter satt!« Missmutig fischte Tansy einen Lippenpflegestift aus ihrer Tasche und trug ihn auf.
»Das sagtest du bereits. Aber du verheimlichst mir etwas.« Lil öffnete einen Schrank, holte ihren Keksvorrat heraus und reichte Tansy die Packung.
»Kann es vielleicht sein, dass es während meiner Abwesenheit zwischen dir und einem gewissen Farley Pucket gefunkt hat.«
»Farley ist gerade mal fünfundzwanzig. Ich gehe weder mit ihm aus, geschweige denn ins Bett, noch ermutige ich ihn irgendwie.«
»Weil er erst fünfundzwanzig ist? Soweit ich weiß, ist er sechsundzwanzig, also tatsächlich vier Jahre jünger als du.« Mit gespieltem Entsetzen schlug Lil die Hand vor den Mund. »Das ist ja skandalös!«
»Das ist nicht witzig.«
Lil wurde wieder ernst und runzelte die Stirn. Sie ignorierte die Schamesröte in Tansys Gesicht, schließlich musste man eine Freundin auch mal aufziehen dürfen.
Doch die Traurigkeit in ihren großen dunklen Augen entging ihr nicht.
»Sieht ganz so aus. Tans, macht dich das wirklich so fertig, dass du ein paar Jahre älter bist als er? Wäre es andersherum, würdest du nicht mit der Wimper zucken.«
»Aber dem ist nun mal nicht so. Auch wenn das vielleicht albern klingt: Ich bin älter als er und noch dazu schwarz . Und das in South Dakota. Vergiss es!«
»Angenommen, Farley wäre schwarz und sechsunddreißig. Dann gäbe es keine Einwände?«
Tansy hob abwehrend die Hand. »Wie gesagt: Ich weiß, dass das albern klingt - trotzdem.«
»Das ist albern!«, erwiderte Lil. »Aber davon mal abgesehen.«
»Aber genau darum geht es.«
»Nein. Ich will wissen, ob du etwas für ihn empfindest. Erst dachte ich nämlich, es wäre nur eine Affäre. Der Winter ist lang, die Schlafquartiere liegen nicht weit auseinander, und ihr seid beide erwachsen. Ich dachte, ihr würdet euch einfach bloß ein wenig austoben. Was ich dir allerdings schwer vorgeworfen hätte, schließlich geht es um Farley. Und der ist so etwas wie mein kl… Bruder.«
»Siehst du, du wolltest ›kleiner Bruder‹ sagen.« Tansy wackelte verneinend mit ihrem Zeigefinger. » Kleiner Bruder.«
»Darum geht es nicht, Tansy. Denn anscheinend gefällt dir nicht nur sein knackiger Cowboypopo: Du willst mehr als nur ein Techtelmechtel.«
»Sein Po ist mir natürlich positiv aufgefallen. Warum auch nicht? Aber ein Techtelmechtel kommt für mich nicht infrage. Was für ein bescheuertes Wort!«
»Ah, verstehe, du hast also nie über dieses bescheuerte Wort nachgedacht. Dabei sieht doch ein Blinder, dass du scharf auf ihn bist!«
»Kann sein, dass mich Farley mal auf solche Gedanken gebracht hat, aber das ist schließlich nicht verboten. Außerdem muss ich sie deswegen noch lange nicht in die Tat umsetzen.« Erschöpft hob Tansy die Hände. »Wir beide haben uns auch an Gregs Knackpo erfreut - der Adonis, der letzten Sommer sein Uni-Praktikum bei uns gemacht hat. Aber nur aus der Ferne.«
»Ja, der war erstklassig«, sagte Lil. »Und dann noch dieser Waschbrettbauch und die breiten Schultern.«
Beide schwiegen andächtig.
»Meine Güte, wie gern
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