Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
dämlich.«
Coop trainierte mit der schönen braunen Stute, die er den Winter über ausgebildet hatte. Sie machte einen gutmütigen, robusten und vielleicht etwas trägen Eindruck. Tagsüber döste sie gern im Stall, auf der Weide oder auf dem Feld. Wenn man darauf bestand, setzte sie sich in Bewegung - aber nur, wenn es unbedingt sein musste.
Sie schnappte nicht, trat nicht nach einem und fraß einem den Apfel derart vorsichtig und wohlerzogen aus der Hand, dass man sofort sehen konnte, dass es ein Weibchen war.
Das ideale Reitpferd für Kinder, dachte er und nannte sie »Little Sis«.
In den letzten Wochen dieses bitterkalten Winters gingen die Geschäfte nicht besonders gut. Dadurch blieb ihm für seinen Geschmack viel zu viel Zeit, sich um den Schreibkram zu kümmern, die Ställe auszumisten und sein neues Zuhause einzurichten.
Und sich Gedanken über Lil zu machen.
Er wusste, dass sie alle Hände voll zu tun hatte. Über seine Großeltern, über ihre Eltern, über Farley und Gull erfuhr er so einiges.
Einmal war sie anscheinend vorbeigekommen, um seiner
Großmutter den Topf zurückzugeben und sie zu besuchen. Aber da war er in seinem Büro in der Stadt.
Er fragte sich, ob das Zufall oder Absicht gewesen war.
Er hatte ihr Zeit gelassen, aber damit war es jetzt vorbei. Dafür gab es noch viel zu viele offene Fragen zwischen ihnen, die ein für alle Mal beantwortet werden mussten.
Er begann, Little Sis zur Scheune zu führen. »Du hast brav trainiert heute«, sagte er. »Jetzt striegele ich dich, und danach bekommst du vielleicht noch einen Apfel.« Er hätte schwören können, dass sie erleichtert aufseufzte, als er sie zum Haus führte und sah, wie der Sheriff aus der Hintertür trat.
»Das ist aber ein hübsches Mädchen.«
»Das kann man wohl sagen.«
Willy stand breitbeinig da und blinzelte in den Himmel. »Wenn es weiterhin aufklart, bist du bald mit ihr, den anderen Pferden und den Touristen in den Bergen unterwegs.«
Coop musste lächeln. »Das ist der einzige Ort, den ich kenne, an dem man bei fünfeinhalb Meter Schnee von ›Aufklaren‹ spricht.«
»Ja. Seit dem letzten Sturm kam nichts mehr runter. Es klart also auf. Hast du eine Minute Zeit, Coop?«
»Klar.« Coop stieg ab und schlang die Zügel der Stute um das Verandageländer. Dabei war das eigentlich gar nicht nötig. Sie würde nirgendwohin gehen, wenn man ihr nicht das Kommando dazu gab.
»Ich war gerade bei Lil im Wildreservat und wollte auch noch bei dir vorbeischauen.«
Willys Gesicht sprach Bände. »Um mir zu sagen, dass die Ermittlungen in eine Sackgasse führen.«
»Stimmt genau. Wir haben einen toten Puma, eine 32.er-Kugel, ein paar Spuren im Schnee und die vage Beschreibung eines Mannes, den du im Dunkeln gesehen hast. Wir haben uns wirklich bemüht, aber wir haben so gut wie keine Anhaltspunkte.«
»Hast du Kopien ihrer Drohbriefe?«
»Ja, und wir sind allen nachgegangen. Ich bin höchstpersönlich losgeritten und habe mit einigen Männern gesprochen, die vor ein paar Monaten Ärger im Reservat gemacht haben. Sie passen nicht auf deine Beschreibung, keiner von ihnen. Der eine hat eine Frau, die schwört, dass er in jener Nacht sowie am frühen Morgen zu Hause war. Außerdem hat er pünktlich um neun seinen Job in Sturgis angetreten. Dafür gibt es Zeugen. Der andere wiegt beinahe hundertfünfzig Kilogramm. Ich glaube, das hättest du nicht übersehen.«
»Nein.«
»Ich habe mit einigen Rangern gesprochen, die ich kenne. Sie werden die Augen im Nationalpark offen halten und ihre Kollegen alarmieren. Trotzdem muss ich dir dasselbe sagen wie Lil, nämlich, dass wir eine gehörige Portion Glück brauchen, um diesen Fall aufzuklären. Meiner Meinung nach ist der Täter längst über alle Berge. Niemand, der einigermaßen bei Verstand ist, hält sich bei so einem Unwetter dort oben auf. Wir tun, was wir können, aber ich will euch nichts vormachen.«
»Es gibt viele Möglichkeiten, Schutz vor einem Unwetter zu suchen. In den Bergen und im Tal. Mit etwas Erfahrung, genügend Proviant und ein bisschen Glück …«
»Stimmt. Wir haben uns umgehört, ob sich irgendein Bergwanderer in einem der Motels oder Hotels eingemietet hat. Ohne Erfolg. Seit dem Vorfall funktioniert
Lils Kamera einwandfrei, und niemandem ist ein Fremder in der Nähe des Reservats oder der Chance-Farm aufgefallen.«
»Du scheinst alle Spuren verfolgt zu haben, die es gibt.«
»Trotzdem ist der Fall für mich noch nicht abgeschlossen. Ungelöste
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