Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
aufgebrochenen Schloss da drüben.«
»Ich habe es so liegen lassen, wie ich es gefunden habe«, sagte Lil. »Und ich habe mich auch bemüht, die Spuren so wenig wie möglich zu verwischen. Wir haben den Köder nicht berührt. Der Tiger hatte höchstens zehn Minuten Zeit, sich darüber herzumachen, aber soweit ich das erkennen konnte, hatte er ihn schon mehr oder weniger vertilgt. Es war ein kleiner Elch.«
»Ihr tut mir bitte einen Gefallen und bleibt hier.« Willy gab seinen Männern ein Zeichen und ging in den Reifenspuren ins Unterholz.
»Er ist ziemlich sauer«, seufzte Lil. »Und du bist es wahrscheinlich auch.«
»Gut geraten.«
»Ich habe nur getan, was ich für richtig hielt, und stehe nach wie vor zu meiner Entscheidung. Ich hatte einfach keine andere Wahl. Aber … Die Praktikanten kommen«, sagte sie, als sie die Trucks hörte. »Ich muss mich um sie kümmern. Danke, dass du so schnell gekommen bist, Coop. Danke für alles.«
»Heb dir deinen Dank für später auf. Mal sehen, wie viel dann noch davon übrig ist. Ich warte hier auf Willy.«
»Gut.« Sie hatte einen ausgebrochenen Tiger eingefangen, dachte Lil, während sie davoneilte. Da sollte sie es mit ein paar wütenden Männern doch locker aufnehmen können.
Um halb acht Uhr morgens fühlte sich Lil bereits wie am Ende eines langen Arbeitstages. Nach der Sonderversammlung mit den Mitarbeitern hatte sie Kopfschmerzen und blieb mit einem Häuflein nervöser Praktikanten zurück. Stünde nicht in wenigen Tagen ohnehin ihre Ablösung an, hätten einige bestimmt gekündigt. Obwohl sie Matt gern geholfen hätte, Boris zu untersuchen, verteilte sie Aufgaben an die Praktikanten. Das würde sie erst mal ablenken und den Eindruck verstärken, dass die Lage unter Kontrolle war. Wieder andere ließ sie beim Aufbau des neuen Geheges helfen. Heute würden zweifellos zahlreiche Augenpaare ängstlich über das Gelände schweifen.
»Einige werden sich morgen krankmelden«, sagte Lucius, sobald er mit Lil allein war.
»Ja, aber nur die, die für eine Arbeit in freier Wildbahn sowieso nicht geeignet sind. Sie können in die Forschung gehen, in Labors und Klassenzimmer, aber die Feldforschung können sie vergessen.«
Mit einem verlegenen Lächeln hob Lucius die Hand.
»Hast du auch vor, dich morgen krankzumelden?«
»Nein, aber auch ich verbringe den Tag hauptsächlich in Innenräumen. Nie im Leben wäre ich mit einem Betäubungsgewehr da rausgegangen, um einen sibirischen Tiger zu erlegen. Du musst halb wahnsinnig vor Angst gewesen sein, Lil. Ich weiß, dass du auf der Besprechung vorhin so getan hast, als wäre das reine Routine, aber mir kannst du nichts vormachen.«
»Ich war wirklich halb wahnsinnig vor Angst«, gab sie zu. »Aber noch mehr Angst hatte ich davor, ihn nicht betäuben und einfangen zu können. Meine Güte, Lucius, stell dir vor, was passiert wäre, wenn er uns entlaufen wäre. Das hätte ich mir nie verziehen.«
»Du hast ihn nicht entkommen lassen, Lil.«
Das war nicht der Punkt, dachte sie beim Hinausgehen. Sie hatte eine wichtige Lektion gelernt. Egal, was es kostete - sie würde sich die beste Alarmanlage zulegen, die es gab, und zwar so schnell wie möglich.
Sie traf Willy und Coop auf dem Rückweg vom Tatort, wie sie das wahrscheinlich bezeichneten.
»Wir haben die Überreste des Köders gesichert und werden sie auf eine mögliche Manipulation hin untersuchen lassen«, sagte Willy. »Meine Leute folgen den Spuren. Ich werde Verstärkung anfordern.«
»Gut.«
»Ich brauche noch eine Zeugenaussage von euch beiden«, fügte er an Coop gerichtet hinzu. »Warum erledigen wir das nicht bei dir zu Hause, Lil?«
»Einverstanden.«
An ihrem Küchentisch gingen sie bei noch mehr Kaffee sämtliche Details durch.
»Wer wusste, dass du nach Farleys Aufbruch heute Morgen allein sein würdest?«
»Keine Ahnung, Will. Es hat sich bestimmt herumgesprochen, dass er heute Morgen mit Tansy nach Montana fährt. Ich musste im Vorfeld einiges organisieren, und so etwas lässt sich schlecht verbergen. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Wenn Farley hier gewesen wäre, wäre bestimmt dasselbe passiert. Ich hätte nur Coop nicht anrufen müssen, damit er mir hilft, Boris in sein Gehege zurückzubringen.«
»Trotzdem wurde die Käfigtür wenige Minuten nach ihrer Abfahrt aufgebrochen, und etwa zwei Stunden, bevor die ersten Mitarbeiter normalerweise eintreffen. Das kann ein Zufall gewesen sein - oder aber jemand beobachtet dich.«
Genau
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