Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
den Weg, das Unterholz und die Bäume nach einer Bewegung ab, bis sie merkte, dass das Geräusch von ihr stammte. Ihr Atem ging keuchend, und die Hand, die das Gewehr hielt, zitterte heftig.
»Nur gut, dass ich mit meinem Nervenzusammenbruch
gewartet habe, bis alles vorbei ist.« Sie beugte sich weit nach vorn, stützte sich auf den Oberschenkeln ab und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Ihr fiel auf, dass selbst ihre Beine zitterten, und als sie ihr Handgelenk drehte, sah sie zu ihrem Entsetzen, dass erst sechzehn Minuten vergangen waren, seit die Alarmanlage losgegangen war.
Minuten, nicht Stunden oder Tage. Nur eine Handvoll Minuten.
Sie zwang sich, sich aufzurichten. Wer auch immer das Schloss aufgebrochen und den Tiger aus dem Gehege gelockt hatte, war längst verschwunden. Das sagte ihr der gesunde Menschenverstand. Wenn er geblieben wäre, hätte er gesehen, wie sie die Katze betäubte und die Anrufe machte. Wenn er klug war, und das war er mit Sicherheit, wusste er, dass sie Hilfe geholt und die Polizei verständigt hatte. Und bis die eintraf, wollte er bestimmt längst über alle Berge sein.
Zurück in seinem Schlupfwinkel, in seiner Höhle.
»Lass die Finger von meinem Reservat!«, rief sie laut, aber eher aus Wut als in dem Glauben, dass er sie hören konnte. »Ich werde dich finden. Ich schwöre bei Gott, dass ich dich finden werde!«
Sie lief den Weg auf und ab, kontrollierte die nahe gelegenen Käfige und zählte die Minuten. Als weitere zehn vergangen waren, wagte sie es, die bewusstlose Katze allein zu lassen. Sie eilte zurück zu den Gebäuden, schlüpfte in den Geräteschuppen, um das Geschirr für den Transport des Tieres zu holen, und sprang in einen der Wagen. Als sie rückwärts aus dem Schuppen fuhr, hörte sie den Truck die Straße heraufheulen. Als sie von Coops Scheinwerfern erfasst wurde, fuchtelte Lil wild mit den Armen.
»Lass uns schnell machen, warum, erkläre ich dir später. Steig einfach ein.«
Er verlor keine Zeit, stellte keine Fragen, bis sie beide im Wagen saßen und auf die Gehege zurasten. »Was ist passiert?«
»Jemand ist eingebrochen, hat das Schloss vom Tigerkäfig aufgebrochen und das Tier mit einem Köder herausgelockt. Es geht ihm gut. Ich habe ihn betäubt.«
»Es geht ihm gut?«
»Ja. Ich muss ihn in sein Gehege verfrachten und die Tür sichern. Ich habe Willy angerufen, aber die Einzelheiten erkläre ich dir später. Ich will, dass die Katze wieder im Gehege ist, bevor die Praktikanten hier sind. Ich will mir vor einem Haufen Collegestudenten keine Blöße geben.«
Sie hielt den Wagen an und sprang heraus. »Ich kann ihn nicht allein transportieren. Er wiegt fast zweihundertfünfzig Kilo. Ich werde ihm dieses Geschirr anlegen, und dann fahren wir mit dem Wagen so nahe wie möglich an ihn heran. Wir beide sollten es schaffen, ihn hochzuheben.«
»Wie lange dauert die Betäubung?«
»Etwa vier Stunden, ich habe ihm eine hohe Dosis verpasst. Coop, es ist einfacher, die Praktikanten zu informieren, wenn er wieder wohlbehalten in seinem Gehege ist. Und nicht, wenn sie ihn hier sehen.«
Coop betrachtete das blutverschmierte Maul und das, was noch von dem jungen Elch übrig geblieben war.
»Na gut, bringen wir es hinter uns. Aber danach muss ich ein ernstes Wort mit dir reden, Lil.«
Sie legten dem bewusstlosen Tiger das Geschirr an. »Du hättest wohl nicht gedacht, dass dich hier so etwas erwartet.«
»Es gibt so einiges, das ich nicht erwartet hätte. Ich hole den Wagen.«
Er fuhr rückwärts ins Unterholz. »Wir könnten ihn an diesen Seilen hinter uns her schleifen.«
»Ich schleife ihn nirgendwohin.« Sie kontrollierte seine Atmung, seine Pupillen. »Er ist alt, und der Boden ist rau. Er hat nichts Böses getan, und ich lasse nicht zu, dass man ihm weh tut. Wir haben diese Methode schon einmal angewendet, als wir ihn vom Gehege zur medizinischen Station transportiert haben. Aber dafür muss man zu zweit sein.«
Oder zu dritt oder zu viert, dachte sie, dann ginge es erheblich einfacher und schneller.
»Der Tiger ist die größte der vier Großkatzenarten«, sagte sie, als sie die Seile am Geschirr befestigte. »Er ist ein sibirischer Tiger und steht unter Artenschutz. Er ist zwölf und hat einmal einem Zirkus gehört, in dem er ausgestellt wurde. Als wir ihn vor vier Jahren bekamen, war er krank. So, prima. Bist du sicher, dass du die Handbremse angezogen hast?«
»Ich bin doch nicht blöd.«
»Tut mir leid. Du musst diese Winde bedienen, und
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