Lockruf der Gefahr - Lockruf der Gefahr - Black Hills
sich, langsame Bewegungen zu machen, vorsichtig vorzugehen, zu lauschen .
Sie änderte die Richtung und nahm einen Umweg, aber nur so konnte sie sich gegen den Wind anschleichen. Wenn der Tiger tatsächlich mit dem Köder beschäftigt war, der ihn aus dem Käfig gelockt hatte, würde ihn das ablenken.
Sie trat in den Lichtkegel der Lampe, dann in den Schatten und wieder ins Licht. Sie sah sich die Beschaffenheit des Bodens an, schätzte die Entfernung ab und blendete alles aus, was nichts mit dem Erreichen der Katze und ihrer Betäubung zu tun hatte.
Aus all den Tierlauten hörte sie ein Geräusch heraus, das sie gut kannte. Fangzähne und Krallen zerrissen Fleisch, Knochen knackten, und die Katze knurrte leise, während sie sich über den Köder hermachte.
Lil stand der Schweiß auf der Stirn und rann ihr die Schläfen hinab, als sie einen erneuten Blick auf die Katze warf. Die duckte sich flach auf den Boden und schlemmte. Wenn sie sie richtig erwischen und ihr den Betäubungspfeil in einen großen Muskel jagen wollte, musste sie sich aus der Deckung wagen und in ihr Blickfeld treten.
Lil packte das Betäubungsgewehr, machte ein paar Schritte seitwärts und kam höchstens zwei Meter vor dem Tier zwischen den Bäumen hervor.
Die Katze hob den Kopf und brummte. Das Blut von dem fast verzehrten Elchkalb verschmierte ihre Schnauze und troff von ihren Fangzähnen. Die Augen funkelten sie wild und golden an.
Sie schoss, traf den Tiger hinter der Schulter und bereitete sich auf einen weiteren Schuss vor, während dieser vor Wut aufbrüllte. Er zuckte und schüttelte sich, in dem Versuch, den Pfeil loszuwerden. Sie trat einen Schritt zurück und dann noch einen, ertastete vorsichtig den Boden,
bevor sie das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte.
Der Tiger beobachtete sie, senkte den Kopf wieder zu dem blutigen Fleisch, während sie leise die Sekunden zählte und auf das Grollen aus seiner Kehle lauschte.
Obwohl sie nichts lieber getan hätte, als wegzulaufen, wusste sie ganz genau, dass das nur seinen Verfolgungsinstinkt geweckt und ihn zum Angriff bewegt hätte. Deshalb trat sie bewusst langsam und zitternd den Rückweg an. Geh in sein Gehege und schließ die Tür, dachte sie, während sie weiterhin die Sekunden zählte. Dort wäre sie zu weit von ihm entfernt, um noch mal zu schießen, aber immerhin in Sicherheit, bis ihn das Mittel bewusstlos machte.
Er würde langsam bewusstlos werden. Verdammt, werd endlich bewusstlos! Bitte mach, dass ich dir nicht noch eine Dosis verpassen muss. Sie hörte sich stoßweise atmen, als er erneut knurrte, während sie sich Zentimeter um Zentimeter zurückzog. Mit zitternden Fingern bereitete sie sich darauf vor abzudrücken, als er zum Sprung ansetzte.
Der Schock traf sie wie ein Blitz. Sie würde es nie bis zum Käfig schaffen.
Doch während sie all ihre Kräfte zusammennahm, knickten seine Vorderbeine ein. Lil wich einen Schritt zurück und dann noch einen. Mit dem Gehege vor Augen blieb sie auf Distanz, während der Tiger wankte. Er fiel zu Boden, und das wilde Glitzern in seinen Augen erstarb. Während sie sich in den Schatten, in den Schutz der Bäume zurückzog, hielt sie das Gewehr nach wie vor auf ihn gerichtet.
Jetzt musste sie nicht mehr ins Gehege fliehen. Der Tiger stellte keine Bedrohung mehr für sie dar.
Nichts regte sich. Die Nachtvögel waren verstummt, und die morgendlichen Rufe standen erst noch bevor. Sie roch die Tiere, das Blut und ihren eigenen klebrigen Schweiß.
Wenn noch ein anderer Jäger unterwegs ist, lass ihn verschwunden sein, flehte sie innerlich. Obwohl sie in die Hocke ging, sich so klein machte wie möglich, wusste sie, dass sie ein leichtes Ziel abgab, wenn er anwesend und bewaffnet war.
Aber sie hatte nicht vor, ihren wehrlosen Tiger allein zu lassen. Mit der freien Hand suchte sie in ihrer Tasche nach dem Handy.
Rein instinktiv rief sie Coop an.
»Ja?«
»Hier wurde eingebrochen. Du musst sofort kommen, so schnell du kannst. Sag bloß meinen Eltern nichts!«
»Bist du verletzt?«
»Nein. Ich habe alles unter Kontrolle, aber du musst kommen.«
»Ich bin in einer Viertelstunde da«, sagte er und legte auf.
Ihr zweiter Anruf galt dem Sheriff, dann sah sie nach der Großkatze. Beruhigt, dass diese ganz normal atmete, trat sie erneut ins Licht und ging auf den Weg zu. Sie kontrollierte die Käfigtür, betrachtete das aufgebrochene Schloss, das Köderblut auf dem Weg.
Ein Geräusch ließ sie aufschrecken. Sie suchte
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