Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
Wangen färbten sich tiefrot. »Also … heute hat meine Periode angefangen. Okay? In den nächsten zwei Tagen bin ich eine jämmerliche Heulsuse.«
Er war so erleichtert, dass er auflachte.
Camry sprang auf und lief hinaus.
Luke wurde sofort wieder ernst. »He, warte! Es tut mir leid!«
Fast hätte ihn ihre Schlafzimmertür getroffen, so schwungvoll hatte sie sie zugeknallt. Und sie schaffte es auch noch, den Schlüssel umzudrehen.
Seufzend legte er den Kopf an die Tür. »Camry, es
tut mir leid. Ich wollte dich nicht auslachen. Nicht wirklich. Verdammt, jetzt sperr mich nicht aus!«
»Geh jetzt!« Ihre Stimme drang aus unmittelbarer Nähe durch die Holztür. »Ich verspreche dir, dass ich nächsten Dienstag da sein werde.«
O Gott, was für ein Idiot er doch war. Für einen Mann, der es zu etlichen akademischen Titel gebracht hatte, verstand er von Frauen so gut wie gar nichts. Eine erstaunliche Tatsache, da er die ersten dreizehn Jahre seines Lebens in einem reinen Frauenhaushalt verbracht hatte.
»Habe ich mal erwähnt, dass ich von meiner alleinstehenden Mutter, meiner Großmutter und meiner Tante großgezogen wurde?«, fragte er. Sein Kopf ruhte noch immer an der Tür.
»Nein«, flüsterte sie ein paar Herzschläge später.
»Und ich kann den Wahrheitsgehalt des alten Mythos bestätigen, der besagt, dass sich die Monatszyklen einander angleichen, wenn mehrere Frauen unter einem Dach leben.« Er lachte leise.
»Was ist daran so komisch?«, fragte sie ungehalten.
»Ich dachte nur an deinen armen Vater, der mit acht weiblichen Wesen unter einem Dach wohnt.«
»Das ist eine sexistische Bemerkung!«
»Nein, das ist eine erwiesene Tatsache.«
»Verschwinde, Luke!«
Er richtete sich auf und fuhr sich durchs Haar. Verfluchter
Mist. Er wollte nicht gehen. »Dass ich von Frauen großgezogen wurde, habe ich nur erwähnt, um dir zu verstehen zu geben, dass es mich nicht kümmert, wie launisch du bist. Ich kann jede deiner Launen verkraften.« Er zögerte. »Bloß fortgeschickt möchte ich nicht werden!«
Als ihre Antwort ausblieb, ging Luke ins Wohnzimmer, warf sich auf die Couch und starrte den Sender auf dem Kaffeetisch finster an. Er beugte sich vor und griff nach dem mittlerweile eigensinnig stummen Gerät. »Du bist offenkundig der Entwurf eines weiblichen Verstandes«, äußerte er leise. »Warum müssen Frauen nur so kompliziert sein?«
»Weil es unsere Aufgabe ist.«
Luke zuckte zusammen. Er wollte den Sender noch festhalten, doch da fiel er ihm auch schon aus der Hand, als Camry sich auf die Couch neben ihn plumpsen ließ.
»Weil Männer so simple Geschöpfe sind, müssen Frauen zum Ausgleich kompliziert sein«, fuhr sie fort und hinderte ihn, den Sender aufzuheben, indem sie sich an seine Brust kuschelte.
Luke schlang seine Arme um sie und seufzte schwer.
»Hat deine Mutter dir wirklich dauernd gesagt, du sollst verschwinden?«
»Nein, das war meine Tante. Sie war ständig schlecht gelaunt, aber erst mit neun oder zehn bemerkte
ich, dass sie ein paar Tage im Monat so richtig fies war.« Er schnaubte leise. »An dem Tag, als wir bei meiner Großmutter aus- und bei meinem neuen Stiefvater einzogen, entschuldigte sich meine Mutter doch tatsächlich für die dreizehn Jahre, die ich mit Tante Faith unter einem Dach hatte verbringen müssen.«
»Und warum war Tante Faith so verdrossen?«
»Wer weiß? Wahrscheinlich war sie verbittert. Obwohl mein leiblicher Vater sich aus dem Staub gemacht hat, als er von meiner Existenz erfuhr, hat Faith meine Mutter vermutlich beneidet, dass sie zumindest mal eine leidenschaftliche Affäre erlebt hatte.«
Er zuckte mit den Schultern. »Faith hatte mit Männern nicht viel Glück. Ich glaube, sie war sehr einsam.«
»Vielleicht hätte sie mehr Glück gehabt, wenn sie nicht so mürrisch gewesen wäre.«
Luke lachte humorlos auf. »Das habe ich ihr auch einmal gesagt. Das war, als meine Mutter André Renoir kennengelernt hat. Da war ich elf. Tante Faith war von da an nicht mehr mürrisch, sondern offen feindselig, je mehr Mom sich in André verliebt hat.«
Camry hob ruckartig den Kopf. »André Renoir war dann dein Stiefvater?«
Luke nickte. »Da war ich dreizehn. Er hat mich am
Tag der Hochzeit adoptiert.« Er verschob ihren Kopf an seiner Brust, sodass sie ihn nicht mehr anschauen konnte. »Bis dahin hatte mich André nicht gestört, da er Mom glücklich machte. Aber ich habe nicht eingesehen, warum ich plötzlich nicht nur meinen Namen ändern, sondern
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