Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
die Schneeraupe zu klauen.«
Mist, sie wollte ihn abservieren! »Dann fahren wir doch heute«, schlug er vor, bemüht, seine Enttäuschung zu verbergen. »Je eher wir uns auf die Socken machen, desto schneller finden wir die Überreste des Podly. Ich hatte den ganzen Nachmittag den Wetterkanal an, es soll am Donnerstag oder Freitag wieder ein Schneesturm nach Norden ziehen. Mit etwas Glück sind wir dann bereits wieder vom Berg herunten, bevor er losbricht.«
Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Du hast gesagt, du hättest zwei Monate nach dem Podly gesucht. Ja glaubst du etwa, dass wir jetzt einfach den Satelliten finden, ihn auf die Schneeraupe laden und zack, zack wieder vom Berg herunten sind, nur weil ich jetzt mit von der Partie bin? Vermutlich wird es Wochen dauern, bis wir die Absturzstelle entdecken.«
»Ein Grund mehr, sofort aufzubrechen.«
»Ich kann nicht«, murmelte sie und stach kräftiger auf ihr Rührei ein. »Ich muss hier zuerst noch etliche Verpflichtungen erledigen.«
»Verpflichtungen?«
»Ich bin doch Hundesitterin, weißt du noch? Ich kann nicht einfach so auf und davon gehen und meine Schützlinge hier allein lassen.«
»Camry, es handelt sich um Hunde, nicht um Kinder! Sie können wie normale Hunde zu Hause bleiben, während ihr Herrchen arbeitet.«
»Aber ich habe den Besitzern von Tigger und Max versprochen, die Tiere über die Feiertage zu behalten. Die Hemples reisen morgen nach England ab, und es war ausgemacht, dass ich Tigger den ganzen Monat übernehme. Und das Frauchen von Max fährt am Dienstag nach Wisconsin und kommt erst nach Neujahr zurück.«
»Dann ruf an und erklär den Leuten, dass in der Familie ein Notfall eingetreten ist.«
»Ich soll ihnen eine Lüge auftischen?«
Luke versagte sich rücksichtsvoll den Einwand, dass sie ihre Eltern nahezu ein Jahr lang belogen hatte. »Dann hängen wir uns eben ans Telefon und suchen für die Hunde ein anderes Quartier. Bestimmt gibt es hier in der Gegend Hundezwinger.«
»Tigger kann unmöglich in einem Zwinger bleiben! Die Hündin würde einen Schaden für das ganze Leben davontragen. Und Max ebenso. Was glaubst du, warum die Leute mir ihre Hunde anvertrauten? Das sind keine normalen Hunde, sondern Mitglieder der Familie.«
Lukas seufzte; er wollte eigentlich auf seine nächste Frage verzichten, stellte sie aber trotzdem, gesteuert von seinem emotionalen Zwischenhirn: »Wie also sieht dein Plan genau aus?«
Sie widmete sich wieder ihrem Rührei. »Wir müssen Tigger und Max mitnehmen«, sagte sie so leise,
dass Luke sich vorbeugen musste, um sie verstehen zu können.
Er zuckte zurück. »Du willst mitten im Winter zwei Hunde auf den Springy Mountain schleppen? Camry, dort liegt der Schnee höher, als Tigger groß ist. Und die Schneeraupen werden mit uns und unserer Ausrüstung schon genug beladen sein. Und wo soll Max untergebracht werden? Er braucht so viel Platz wie ein Mensch.«
»Die Ausrüstung können wir aufs Dach packen. Außerdem werden wir eines der größeren Fahrzeuge nehmen, damit wir im Notfall auch darin übernachten können.«
Luke stützte den Kopf in die Hände und starrte auf seinen Teller. Hatte sie ihre Absicht geändert und wollte ihn nicht mitnehmen – ja, wollte sie überhaupt nach Hause?
Sie berührte seinen Arm, und er blickte auf. »Mein Wort: Ich will dich nicht ausbooten.« Offenbar konnte sie Gedanken lesen. »Aber beim Packen ist mir am Nachmittag eingefallen, dass ich mich für den ganzen nächsten Monat verpflichtet habe.« Sie lächelte verlegen. »Wir werden den Podly finden, versprochen. Und wer weiß, vielleicht werden Max und Tigger sich sogar als überaus nützlich erweisen. Beide sind Jagdhunde; sie könnten die Witterung des Satelliten aufnehmen.«
Luke verschränkte seine Finger mit ihren. »Warum muss ich dann bis Dienstag ins Hotel, wenn du mich nicht ›ausbooten‹ möchtest?«
Ihre Wangen färbten sich reizvoll rosig, sie senkte den Blick. Als sie sich loszumachen versuchte, schob Luke ihre Hand heftig von sich. »Keine zehn Minuten, nachdem ich durch die Tür gegangen bin, wirst du von hier verschwinden – und zwar nicht nach Hause. Du willst wieder davonlaufen!«
»Das stimmt nicht! Es ist nur … Ich möchte nicht … Ach, verdammt, in den nächsten zwei Tagen werde ich nicht in Form sein. Ich möchte einfach meine Ruhe. Wenn du am Dienstagnachmittag kommst, können wir nach dem Abendessen aufbrechen.«
»Nicht in Form? Was soll das heißen?«
Ihre
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