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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht, dass ich jetzt noch weitere Vorwürfe der Vernachlässigung und der Ausbeutung ertragen kann.«
    »Aber du vernachlässigst mich doch nicht, Liebling. Oder beutest mich aus«, widersprach Polly mit sanfter Stimme, während sie ins Bett stieg. »Ich tue doch nur, was ich tun will.«
    »Tatsächlich?« Nicholas reichte ihr die Schüssel mit Pfefferminzbrei und setzte sich neben sie aufs Bett. »Ja. Aber ich wünschte trotzdem, du hättest mich selbst darum gebeten, bei diesem Spionageakt mitzumachen.« Polly blickte auf den leicht dampfenden Gewürzbrei auf ihren Knien hinunter und rührte gedankenverloren mit dem Zinnlöffel darin herum. »Es war feige von dir, Richard vorzuschieben.«
    Nick seufzte unbehaglich. »Ich habe es nicht aus Feigheit getan, Liebes. Ich wollte nicht, dass du dich unter Druck gesetzt fühlst. Es mag ein wenig eingebildet klingen, aber ich dachte, es fällt dir vielleicht schwerer, mich abzuweisen als Richard.«
    »Aber du möchtest wirklich, dass ich es tue?« Zum ersten Mal blickte Polly ihm wieder ins Gesicht. Nicholas schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Aber manchmal gibt es eben ein übergeordnetes Ziel, dem man dienen und für das man Opfer bringen muss. Und das hier ist eines dieser Male.«
    Es ist gut möglich, dass wir uns gegenseitig von Nutzen sein können. Wo hatte sie diese Worte gehört? Sie waren ausgesprochen worden, als sie in einem anderen Bett in einem anderen Schlafzimmer und in der Gesellschaft von Nicholas, Lord Kincaid, gesessen hatte. Ging dieser ganze Plan also schon so weit zurück?
    »Letztendlich bin ich ja nur eine in Newgate geborene und in einer Schenke aufgewachsene Hure«, hörte Polly sich wie beiläufig sagen, ehe sie sich einen Löffel voll Haferschleim in den Mund schob. »Es ist schließlich keine große Sache, so jemanden dem Bett eines anderen zu opfern.« Warum musste sie ihn so auf die Probe stellen? Wollte sie die Antwort wirklich hören? Mit einem Mal senkte sich eine schier unerträgliche Stille über den Raum. Für den Bruchteil einer Sekunde war Nick wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnte doch nicht allen Ernstes glauben, dass er die Angelegenheit in einem solchen Licht sah, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass er es früher tatsächlich getan hatte. Er hatte in dieser ehrgeizigen Göre die Möglichkeit gesehen, sich gegenseitig von Nutzen zu sein. Er hatte ihr die Mittel, die sie brauchte, um ihre Ziele zu erreichen, in die Hände legen wollen. Sie wäre also lediglich dazu ermuntert worden, eine Chance wahrzunehmen, die jede andere Frau auf der Suche nach materiellem Gewinn nur allzu gern beim Schopf gepackt hätte.
    Der Gedanke, dass sie ihm vielleicht nicht mehr trauen könnte, ließ unbändige Wut in Nicholas aufsteigen, eine Woge des Zorns, genährt von dem schuldbewussten Wissen darüber, dass der Vorwurf in ihren Worten in einer nur allzu traurigen und einst tatsächlich vorhandenen Wahrheit fußte, einer Wahrheit, die er inzwischen jedoch bis zu seinem letzten Atemzug leugnen würde.
    Polly hob den Kopf, während ihr der Löffel aus der Hand glitt und klappernd in der Schüssel landete. In seinen smaragdgrünen Augen lag ein unbeschreiblicher Zorn, sodass sie wie Flammen in seinem bleichen Gesicht zu lodern schienen.
    »Gib mir die Schüssel!« Nicholas' Stimme durchschnitt wie ein Peitschenknall die Luft, als er ihr die Schüssel wegriss. »Und jetzt raus aus diesem Bett!«
    Pollys Knie begannen zu zittern. Sie hatte nicht gewusst, dass der humorvolle, gelassene Nicholas so finster aussehen, einen so bedrohlichen, düsteren Zorn an den Tag legen konnte. »Steh auf, habe ich gesagt!«
    Mit einem ängstlichen Aufstöhnen machte sie Anstalten zu gehorchen, wenngleich ihr eine innere Stimme sagte, dass sie im Bett sicherer wäre. Aber sich seinem Befehl zu widersetzen war in diesem Augenblick unvorstellbar. Nicholas packte Polly unsanft bei den Schultern. »Würdest du das bitte wiederholen?«
    Polly schüttelte den Kopf und bemühte sich verzweifelt, ihre Stimmbänder zum Funktionieren zu bewegen. »N- nein ..., bitte«, stotterte sie. »Ich habe es doch nicht so gemeint ... Es war doch nur ... nur -« »Nur was?«, hakte Nicholas mit harscher Stimme nach. »Antworte mir!«
    »Ich wollte doch nur sehen, was du tust«, schluchzte Polly. Ihr entging nicht, wie lahm diese Erklärung klang, doch sie sah sich außerstande, unter dem grimmigen, stechenden Blick zum Gegenschlag auszuholen. Sie hatte Gewissheit haben wollen,

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