Lockruf Der Leidenschaft
Unprofessionalität nicht noch einmal Killigrews Ärger auf sich ziehen zu müssen. Er war kein Mann, der so etwas lange mit sich machen ließ, und besaß auch keinerlei Skrupel, die Mitglieder seiner Theatertruppe dafür büßen zu lassen, wenn ihr Auftritt nicht so ausfiel, wie er es von ihnen erwartete, welche Entschuldigung sie auch immer dafür vorbringen mochten.
Der Herzog kehrte wieder in den Zuschauersaal zurück, um sich die restlichen Szenen der Probe anzuschauen. Nicht eine einzige Regung störte den Ausdruck der Gelassenheit auf seinem Gesicht. Als Thomas die Kompanie gegen Mittag aus der Probenarbeit entließ, erschien Buckingham wieder neben Polly.
»Ihr werdet mir doch gewiss gestatten, Euch zu Eurer Unterkunft zu begleiten, Mistress Wyat.« Das war keine Frage, und Polly beging auch nicht den Fehler, so zu tun, als hätte sie es so verstanden.
»Ihr seid wirklich zu freundlich«, erwiderte sie höflich und erlaubte ihm, ihr in den Umhang zu helfen. »Eure Gesellschaft wird mir höchst willkommen sein, Sir, obwohl es wirklich nur ein paar Schritte sind bis zu mir nach Hause.«
Sie traten hinaus in den strahlenden Frühlingstag. In der Dru-ry Lane herrschte ein lebhaftes Treiben - Scharen von Frauen drängten sich um die Stände, an denen frisches Fleisch und Fisch verkauft wurden, und feilschten lautstark mit dem Bäcker, der ihnen den selbst zubereiteten Brotteig backen würde. Zu Ehren der Sonne waren sogar die Fenster und Türen zur Straße hin geöffnet worden. In den Rinnsteinen spielten Kinder, dürre Hunde balgten sich knurrend um Abfälle. Dies war die Innenstadt von London an einem gewöhnlichen Dienstag im März, und Polly gelang es sogar, sich ein wenig zu entspannen und ungekünstelt mit dem Herzog zu plaudern, während sie durch die wohl vertrauten Straßen schlenderten.
An der Haustür wandte sich Polly lächelnd zu ihrem Begleiter um. »Nun muss ich mich von Euch verabschieden, Sir.« In diesem Augenblick trat Lord Kincaid unglücklicherweise auf die Straße.
Nicholas hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne, um die Situation einzuschätzen. Pollys Gesicht verriet nichts Außergewöhnliches, es war strahlend wie immer und dem Herzog zugewandt, während sie ihre Hand in die seine legte. »Ich wünsche Euch einen guten Tag, Buckingham«, sagte Nicholas beiläufig und zog seinen Handschuh aus.
»Man sieht Euch nur selten zu Fuß gehen, aber was würde ein Mann für eine solche Begleitung nicht alles opfern?«
»Ja, in der Tat, was würde man dafür nicht alles tun«, entgegnete Buckingham und streifte mit den Lippen leicht über die Finger in seiner Hand.
»Mylord«, bemerkte Polly mit einem kühlen Lächeln und blickte Nicholas an. »Ihr hattet nichts davon gesagt, dass Ihr heute Morgen auf einen Besuch vorbeikommen wolltet. Seid Ihr erschienen, um mit mir zu Mittag zu speisen?« »Nein, das geht leider nicht. Ich hatte einen kleinen Auftrag auszuführen, aber nun muss ich mich auch wieder auf den Weg machen.«
»Oh.« Polly legte die Stirn in Falten. »Was denn für einen Auftrag?«
»Das werdet Ihr schon sehen«, entgegnete Nicholas und trat zur Tür hinaus. »Falls Ihr Richtung The Strand hinuntergeht, Buckingham, werde ich Euch gern Gesellschaft leisten.«
Damit verbeugten sich die beiden Männer vor Polly, die wiederum einen höflichen Knicks vollführte und noch eine Weile stehen blieb, um zu beobachten, wie die beiden in ein freundschaftliches Gespräch vertieft davonschlenderten. Nick würde dafür sorgen, dass Buckingham begriff, dass er es in diesem Fall mit einem recht selbstzufriedenen Liebhaber zu tun hatte. Einem Mann, dem es weitestgehend gleichgültig war, welcher Nebenbeschäftigung seine Mätresse noch nachging. Das Spiel hatte begonnen.
Polly ging ins Haus und fragte sich, was Nick wohl mit seinem Auftrag gemeint hatte, den er ausführen musste. Doch im Salon fand sie die Lösung des Rätsels vor. Eine vertraute Gestalt aus den Tagen unter Lady Margarets Herrschaft kniete vor dem Kamin und schürte das Feuer. »Sue!«, rief Polly. »Aber was machst du denn hier?«
Susan wandte sich um, und auf dem schlichten, gutmütigen Gesicht erschien ein schüchternes Lächeln. Zögernd ließ sie den Blick über Polly schweifen, die ihre Arbeitskleidung trug, ein einfaches, bedrucktes Kleid über einem schlichten Unterkleid, che sie zu strahlen begann. »Seine Lordschaft hat mich hergeholt. Oh, es ist so wundervoll, Polly! Ich soll nun hier leben!« Erfreut
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