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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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ruckelnd über das Kopfsteinpflaster holperte. Einmal schlingerte das Fahrzeug sogar so heftig, dass Polly prompt auf den Boden fiel. Vom Kutschbock drang ein zorniger Aufschrei herüber, gefolgt von einem bezeichnenden dumpfen Schlag. Mühsam kämpfte Polly sich wieder auf die Sitzbank und zog den rissigen Ledervorhang beiseite, der die als Fenster dienende Öffnung verhüllte.
    »Sir?« Ihre Stimme zitterte, als sie den Hals reckte, um zum Kutschbock hinaufzuspähen. »Ist alles in Ordnung?« »Kommt ganz darauf an, was du unter >in Ordnung< verstehst.« Nicholas' Stimme drang durch die Dunkelheit an ihr Ohr. »Unser Freund hier hat sich endlich dazu überreden lassen, die Zügel herzugeben.«
    Sein trockener Ton hatte etwas ungemein Beruhigendes an sich, und Polly zog ihren Kopf wieder zurück und fragte sich, wie diese Überredung wohl ausgesehen hatte. Zwar ruckelte die Kutsche nicht mehr ganz so über das Pflaster, doch der Schmerz in ihren Füßen - als die Taubheit nachließ und das Gefühl wieder zurückkehrte - trieb Polly die Tränen in die Augen. Sicher und unbeobachtet in der einsamen Dunkelheit, machte sie sich nicht die Mühe, ihre Tränen zurückzudrängen, sodass sie ungehindert über ihre Wangen strömten, als die Ereignisse des Abends ihren unabänderlichen Tribut forderten.
    Nicholas bedachte die reglose Gestalt des Kutschers, der zusammengesunken neben ihm auf dem Kutschbock hockte, hin und wieder mit einem flüchtigen Blick, während er die Pferde von der Fleet Street Richtung The Strand lenkte. In Wahrheit war nur wenig mehr als ein Klaps nötig gewesen, um den Mann außer Gefecht zu setzen, und er würde für die erlittene Demütigung ordentlich entlohnt werden, sobald Lord Kincaid endlich wieder sicher und unbeschadet zu Hause war.
    »Zu Hause« - das war ein großes, mit allem Komfort ausgestattetes Haus in einer ruhigen Straße unweit von Charing Cross. Ebenso wie bei den übrigen Gebäuden in der Gegend, so waren auch die Fenster des Kincaid'schen Hauses um diese späte Nachtstunde in Dunkelheit gehüllt, abgesehen von der an einem Eisenhaken baumelnden Laterne neben der Haustür. Margaret war gewiss schon vor gut zwei Stunden zu Bett gegangen, was unter diesen Umständen von Vorteil war. Er hatte nämlich nicht die geringste Lust, seiner sittenstrengen Schwägerin auseinander zu setzen, was es mit seiner unorthodoxen Begleiterin auf sich hatte - jedenfalls nicht jetzt, mitten in der Nacht. Leichtfüßig sprang er vom Kutschbock und öffnete den Verschlag. »Bist du noch da?«
    »Ich wüsste nicht, wo ich sonst sein sollte.« Obwohl Polly tapfer versuchte, eine lässige, unbekümmerte Antwort zustande zu bringen, hörte man ihrer Stimme an, dass sie geweint hatte. »Wo sind wir hier?« »Bei mir zu Hause«, erwiderte er und hielt ihr die Tür auf. »Komm.«
    Polly kletterte aus der Kutsche und vergaß für einen Moment ihre wunden, schmerzenden Füße, während sie fasziniert ihre Umgebung betrachtete. Dies war nicht das London, das sie kannte - ein Stadtbezirk mit engen, gewundenen Gassen, gesäumt von Häusern aus Putz und Lattenwerk, deren Giebel so weit über die unteren Stockwerke hinausragten, dass sie ein Dach über der Straße bildeten. Hier dagegen enthüllte das Licht der Straßenlaterne eine breite, gepflasterte Durchgangsstraße und ein herrschaftliches Wohnhaus aus Backstein und weißem Marmor. Polly glaubte nicht, dass sie je so viele Fenster in einem einzigen Gebäude gesehen hatte. Der Gentleman musste ein sehr bedeutender Mann sein und obendrein auch noch ziemlich reich, um ein Haus mit so vielen verglasten Fenstern zu besitzen. Ihr Schicksal war zweifellos an einem Wendepunkt angelangt, und ihr bot sich eine Chance, wie man sie nicht alle Tage bekam. Und eines schwor Polly sich - diese Gelegenheit würde sie sich unter keinen Umständen entgehen lassen. Sie würde diesem einflussreichen Gentleman nicht mehr von der Seite weichen, sondern sich noch enger an seine Fersen heften als sein Schatten, bis sie mit seiner Hilfe ihr Ziel erreicht hatte.
    Nicholas bemerkte nichts von dem berechnenden, entschlossenen Blick, mit dem Polly ihn in diesem Moment musterte. Er war zu sehr mit dem noch immer besinnungslosen Droschkenkutscher beschäftigt, der in tiefen, schnarchenden Schlaf versunken zu sein schien und zweifellos bitterlich frieren würde, wenn man ihn weiterhin dort auf seinem Kutschbock hocken ließ, bis er seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Und den Pferden täte es

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