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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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des Königs sind äußerst talentiert.«
    Polly fügte sich diesem Vorschlag, und gemeinsam gingen sie ins Musikzimmer hinüber, in dem auch bereits Buckinghams Spießgesellen, der König und Lady Castlemaine versammelt waren. Der König begrüßte Polly mit einem höchst schmeichelhaften Maß an Aufmerksamkeit, wohingegen seine Mätresse Polly zunächst mit einem neugierigen und durchdringenden Blick musterte, ihr dann gelangweilt einen guten Abend wünschte und »ich Buckingham zuwandte, wobei sie Polly demonstrativ von ihrer Unterhaltung ausschloss.
    Polly fragte sich, was sie getan haben sollte, um die Lady zu verärgern. Sie trat ein wenig näher an die Musiker heran und wandte ihnen scheinbar ihre ganze Aufmerksamkeit zu, während sie die Ohren gespitzt hielt, um etwaige nützliche Gesprächsfetzen aufzuschnappen, doch bis zum Erscheinen von Herzog Clarendon geschah nichts, was der Spionin von Bedeutung zu sein schien.
    »Was gibt es denn, Clarendon?«, fragte der König unwirsch, als der Schatzkanzler sich vor ihm verbeugte. »Wir wollen heute Abend nicht mit Geschäftlichem belästigt werden, aber nach Eurem düsteren Gesichtsausdruck zu urteilen, ist es wohl doch etwas Geschäftliches, das Ihr im Sinn habt.«
    Diese Bemerkung löste das Gelächter der Umstehenden aus. »In der Tat, Sir«, meldete sich Buckingham zu Wort, »mich deucht, Ihr solltet die Musikanten anweisen, einen Klagegesang anzustimmen. Es würde besser zu der Miene des Schatzkanzlers passen als die gegenwärtige Heiterkeit.« Diese ausfallende Bemerkung sorgte für noch mehr Belustigung auf Kosten des alten Mannes.
    Wieder verbeugte Clarendon sich etwas steif. »Ich möchte Euch um eine kurze private Unterredung bitten, Eure Majestät.«
    »Wir sind aber nicht in der Stimmung für Euren Pessimismus und Eure Einschränkungen; Schatzkanzler. Wir dachten, wir hätten das klar zu verstehen gegeben«, erwiderte Seine Majestät ungehalten und begann, mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels zu trommeln. »Dies ist ein privates Beisammensein, und es sind auch nur jene anwesend, die angenehmer Musik lauschen und eine gepflegte Unterhaltung führen möchten.« Clarendon, der sich in seiner Haut offenbar reichlich unwohl fühlte, blieb also nichts anderes übrig, als sich in diese peinliche Entlassung zu fügen. »Ich kann nicht verstehen, warum Eure Majestät einen solchen Langweiler überhaupt noch länger duldet. Es sagt viel über die Großzügigkeit Eurer Majestät aus, dass Ihr ihm noch immer die Ehre erweist. Doch nützlich ist er schon lange nicht mehr«, bemerkte Buckingham mit einem geringschätzigen Lächeln, kaum dass der Schatzkanzler verschwunden war.
    Der König seufzte. »Ich weiß, George, ich weiß. Aber wir können nichts gegen ihn vorbringen, was soll man da tun? Er besitzt schließlich den Rückhalt des Parlaments.«
    »Aber er ist doch Euer Minister, Sir«, erinnerte Buckingham ihn mit sanfter Stimme. »Nicht der des Parlaments. Er ist doch lediglich auf Euer Geheiß hin im Amt.«
    Der König zuckte die Achseln. »Wir wollen nun nicht mehr davon sprechen.« Damit deutete er zum Orchester hinüber. »Lasst sie ein Menuett aufspielen, und dann tanzen wir.«
    Polly verbrachte den gesamten Abend in dieser auserwählten Gesellschaft und gab sich keinerlei Illusionen darüber hin, dass sie lediglich auf Buckinghams Bitte hin eingeladen worden war. Er tanzte mit ihr, versorgte sie mit Erfrischungen und unternahm so ziemlich jede Anstrengung, um sicherzugehen, dass sie sich wohl fühlte. Im Gegenzug dafür vollführte Polly einen Tanz auf des Messers Schneide zwischen Koketterie und Hingabe, sodass buckingham sich nie ganz sicher sein konnte, was sie eigentlich verhieß. Als sich der Abend dem Ende zuneigte,
    lehnte sie es ab, von ihm nach Hause begleitet zu werden, und der Herzog nahm diese Zurückweisung galant hin. »Ihr lasst mich zu einer recht komplizierten Melodie tanzen, meine Rose«, bemerkte er mit einem angedeuteten Lächeln und küsste Polly die Hand. »Aber ich nehme die Anstrengung auf mich und lerne die Schritte.« »Ihr sprecht in Rätseln, Sir«, entgegnete Polly, als er ihr in die Kutsche half. »Aber ich muss Euch dafür danken, dass Ihr diesen Abend zu einem so wundervollen Erlebnis habt werden lassen.«
    Die Kutsche fuhr davon, und Polly ließ sich, überwältigt von einer Woge der Erschöpfung, in die Polster zurücksinken. Vielleicht wäre es einfacher, zu resignieren, die Rolle so zu spielen, wie sie

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