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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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kleinen Bühne drängte sich eine hektische Menge von Schauspielern, Handwerkern, Bühnenbildnern, Malern und Tischlern. Thomas brüllte lautstark Befehle im Bemühen, ein wenig Ordnung herzustellen, doch seine Worte gingen in der allgemeinen Kakophonie unter. Es schienen alle auf einmal zu reden, und über das Gewirr hinweg erhob sich Mistress Polly Wyats Stimme, die etwas gegen ihre Brust gedrückt hielt. Ihr standen die Tränen in den Augen und mischten sich in den verzweifelten Ton ihrer Stimme.
    »Sie haben ihn fast ertränkt, Thomas! Wie konntet Ihr ihnen nur gestatten, so etwas zu tun?« »Polly, ich habe doch gar nicht die Erlaubnis dazu erteilt. Keiner hat mich darum gebeten«, entgegnete Killigrew, der am Ende seiner Geduld zu sein schien. »Und für derartige Zwischenfälle bin ich auch nicht verantwortlich.« »Oh, wie könnt Ihr nur so etwas sagen ? Es ist doch Euer Thealer! Alles, was hier passiert, fällt auch in Euren Verantwortungsbereich. Diese ... diese Bestien sind Eure Angestellten. Ihr seid verantwortlich für das, was sie tun!« Leidenschaftlich wirbelte sie zu der Gruppe von Künstlern herum. »Ihr seid grausame, gewissenlose Flegel, jeder Einzelne von euch!«
    »Polly, bitte beruhige dich doch. Es ist doch nur ein junger Hund, und abgesehen davon ist er doch nicht ertrunken.« Edward Nestor, der Hauptdarsteller an Pollys Seite und ihr glühender Verehrer, versuchte in die Bresche zu springen. Doch das erwies sich als Fehler, denn sie wirbelte zu ihm herum und hielt ihm mit einer vorwurfsvollen Geste das Tier unter die Nase.
    »Nur ein junger Hund! Wie kannst du so etwas sagen! Du hast ihn doch gefüttert, genauso wie wir alle.« Pollys Stimme drohte zu brechen. Nick trat auf die Bühne zu, ohne darüber nachzudenken.
    »Nicholas! Gott sei Dank!«, rief Killigrew, als er Lord Kincaid im dämmrigen Zuschauersaal erblickte. »Vielleicht kannst du sie ja wieder beruhigen.«
    Polly drehte sich um. »O Nick ... Nick, sie wollten den kleinen Hund in einem Eimer ersäufen, und er hat so erbärmlich gejault! Er ist schon halb tot.« Schluchzend stolperte Polly von der Bühne hinunter, das kleine Bündel noch immer fest an sich gedrückt. In ihrem Kummer und ihrer Aufregung bemerkte sie zunächst nicht, dass Buckingham im Halbdunkel des Zuschauerraumes stand, sondern lief schluchzend auf Nicholas zu. »Sieh dir nur an, was sie getan haben, Liebling!« Sie hielt ihm das durchnässte Fellbündel entgegen und ließ sich gegen seine Brust sinken.
    »Was für ein entsetzlicher Lärm um nichts«, entgegnete Nick kühl, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, sie in die Arme zu schließen.
    Polly zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt, die Augen vor Entsetzen und Zorn weit aufgerissen. Doch dann erblickte sie Buckingham, der sie unter seinen hängenden Lidern hervor beobachtete. Für einen kurzen Augenblick zeichnete sich ein entsetzter Ausdruck auf ihrem Gesicht ab, als sie begriff, was sie gerade womöglich offenbart hatte. »Ihr seid genauso gefühllos wie die anderen«, sagte sie zu Nicholas und musterte ihn eisig. »Bitte, Mistress Wyat«, sagte der Herzog und trat aus den Schatten. »Ich wage zu behaupten, dass sie wahrscheinlich dachten, das Tier würde durch einen derartigen Tod weniger leiden, als wenn es stattdessen in den Straßen umherstreunen und verhungern müsste oder irgendwelchen üblen Burschen mit ihren Steinen und Stöcken zum Opfer fiele.«
    Aus ihm sprach der gesunde Menschenverstand, denn das Ertränken ungewollter Hunde- oder Katzenjungen galt als eine der unvermeidlichen Tatsachen des Alltags. Doch es ähnelte gleichzeitig sehr dem Leben in der Schenke, und im selben Maß, wie sich Pollys Lebensumstände zum Besseren gewandelt hatten, war sie auch feinfühliger geworden. Diese Erkenntnis half ihr, sich wieder ein wenig zu beruhigen.
    »Ihr habt natürlich Recht, Sir. Es ist nur so, dass ich dieses kleine Tierchen lieb gewonnen habe.« Sie trat auf die Bühne zurück. »Hier, und jetzt tut, was ihr könnt, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Anschließend nehme ich ihn mit zu mir nach Hause.« Damit überreichte sie den kleinen Hund einem der Übeltäter, wischte sich die Hände ab und wandte sich wieder zu Thomas um. »Wollen wir fortfahren?«
    Im Zuschauerraum saß Buckingham und verfolgte scheinbar die Probe, doch in Wahrheit nahm er nur wenig vom Geschehen auf der Bühne wahr. Sieh dir nur an, was sie getan haben, Liebling, hörte er sie sagen. Und die Art und Weise, wie sie

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