Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
war. »Aber hab keine Angst«, entgegnete er leichthin. »So etwas erlauben wir gar nicht erst.«
    »Ich frage mich bloß, wie Ihr das verhindern wollt«, entgegnete Polly und sprach damit die trostlose Wahrheit aus. »Eher verkaufe ich Buckingham meine Seele.«
    Ausnahmsweise fiel Richard keine passende Erwiderung ein. Er bat Polly, beim Kamin auf ihn zu warten, während er sich ankleidete, um sie zu ihrer Unterkunft zu begleiten, wo Polly versuchen sollte, noch ein klein wenig Schlaf zu finden.
    Am Nachmittag saß Buckingham in seiner Loge im königlichen Theater und verfolgte mit kalter Bewunderung Pollys Auftritt. Man hatte ihm einen detaillierten Bericht über die Ereignisse zukommen lassen, die sich im Morgengrauen in der Drury Lane abgespielt hatten, und wusste somit, dass Kincaids Mätresse auf dessen Festnahme nicht mit Gleichgültigkeit reagiert hatte. Dennoch stand sie nun hier auf der Bühne und gab voller Eifer die Rolle der sinnlichen und intriganten spanischen Erbin, die es darauf angelegt hatte, ihrem dummen Ehemann auf eine so eklatant provozierende Art Horner aufzusetzen, als ob sie damit zugleich auch jeden einzelnen Mann im Publikum herausfordern wollte. Es war geradeso, als ob sie selbst sagen würde: Ihr könnt mich haben, aber nur, wenn ich selbst es so will, und darum glaubt nicht, dass auch nur ein Mann mich beherrschen könnte. Es war die un-missverständliche Botschaft, dass das plötzliche Verschwinden ihres gegenwärtigen Gönners - eine Klatschgeschichte, über die jeder sprach - ihr kein nennenswertes Unbehagen verursachte. Thomas Killigrew, der die Fähigkeiten seiner Schauspielerin besser einzuschätzen wusste, spürte den scharfen Unterton, der dieser Vorführung zugrunde lag. Ein Unterton, der ihrem Auftritt noch eine zusätzliche Würze verlieh, ihre Glaubwürdigkeit aber zugleich einem größeren Risiko aussetzte. Man brauchte nicht viel Fantasie, um den wahren Hintergrund für die Leidenschaft zu erkennen, mit der Polly ihre Rolle spielte. Thomas Killigrew ertappte sich dabei, wie er sorgenvoll auf seiner Unterlippe kaute und ausnahmsweise fand, dass sich das Stück ein wenig in die Länge zog. Er wünschte sich eine rasche Aufklärung, ehe das Unglück seinen Lauf nehmen konnte. Diesen Wunsch teilte das Publikum aber offensichtlich ganz und gar nicht, sondern reagierte vielmehr mit herzhaftem Gelächter und aufmunternden Zurufen, als Leon sich als längst nicht so dumm herausstellte, wie Margarita gedacht hatte, und sich daranmachte, seine umtriebige Frau wieder gefügig zu machen. Polly hatte sich darauf verlegt, die Zuschauer abwechselnd zu umgarnen und herauszufordern, bis diese nicht mehr wussten, welchen Ausgang sie in diesem Kampf der Geschlechter nun eigentlich lieber sehen würden. Auch Edward Nestor als Leon hatte diesbezüglich keinerlei Zweifel und spielte besser als je zuvor -eine Tatsache, die Killigrew durchaus bemerkte, denn einer von Pollys größten Vorzügen war es, dass sie auch aus ihren Kollegen das Beste herauszuholen vermochte. Dennoch stieß Thomas einen Seufzer der Erleichterung aus, als er hörte, wie der Epilog vorgetragen wurde.
    Als Polly die Bühne verließ, war ihr deutlich anzusehen, welche Anstrengung sie diese Vorstellung gerade gekostet hatte. Sie zeigte sich in der Anspannung, die um ihren Mund lag, in der verkrampften Haltung ihres Körpers. Thomas rief sie zu sich, und Polly kam herüber, in der Erwartung der üblichen lobenden Worte und der unvermeidlichen, wenn auch hilfreichen Kritik. »Wie oft werdet Ihr das hier wohl noch wiederholen können?«, fragte er ohne Umschweife.
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint.« Polly ertappte sich dabei, dass sie seinem Blick auszuweichen versuchte. »Hat irgendetwas nicht gestimmt? Sie hatten jedenfalls nicht den Eindruck.«
    »Ihr wisst ganz genau, was ich meine. Es ist wegen Nick, nicht wahr?« Killigrew legte ihr mitfühlend eine Hand auf den Arm.
    »Ich werde Euch gewiss nicht hängen lassen, Thomas«, entgegnete Polly und überging seine Frage damit einfach. »Falls das Eure Sorge sein sollte, könnt Ihr ganz beruhigt sein.«
    »Ich mache mir doch nur Sorgen um Euch. Mit einer so verzweifelten Inbrunst werdet Ihr nicht mehr sonderlich lange weiterspielen können. Ihr werdet zusammenbrechen und alle mit Euch reißen.«
    »Ich werde Euch schon nicht enttäuschen«, wiederholte Polly. »Ich habe die Dinge vollkommen unter Kontrolle, Thomas.«
    Thomas hatte einige Mühe, diese Behauptung so einfach

Weitere Kostenlose Bücher