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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinzunehmen, doch noch ehe er irgendetwas erwidern konnte, kam eine laute, lachende, angeregt plappernde Menschenmenge mit dem Herzog von Buckingham an der Spitze in die Garderobe marschiert. Mit bewundernden Ausrufen und Gratulationen wedelten sie voller Begeisterung mit parfümierten Taschentüchern und musterten Polly durch ihre Monokel, während sie sie ein böses Mädchen und eine Hexenmeisterin schimpften, die nur zu gut wisse, wie sie die armen Männer mit ihrem Charme und ihrem Geistesreichtum verzauberte.
    Polly lächelte, bestritt die Komplimente auf höchst anmutige Art, flirtete mit geübter Leichtigkeit und gab ihnen damit genau das, was sie wollten. Sie erhielt einige Einladungen, sogar unverblümte Angebote, doch sie lehnte sie alle ab, denn sie war sich des argwöhnischen Blicks von Buckingham durchaus bewusst, der die ganze Zeit auf sie gerichtet war - er hatte auch nicht in das allgemeine Gelächter und Geplauder eingestimmt. Stattdessen schien er sie nur forschend zu mustern, als suche er nach etwas. Es kostete Polly ihre letzte Kraft, ihr Lächeln aufrechtzuerhalten und darauf zu achten, dass ihre Stimme nicht brach. Es war fast so, als versuche Buckingham bewusst, sie aus der Fassung zu bringen, und wenn ihre Blicke einander zufällig doch einmal begegneten, erkannte Polly eine kalte Befriedigung in seinen Augen, eine schweigende Berechnung, die ihre Maske durchdrang, als wäre sie lediglich aus fadenscheinigem Tuch, das ungehindert die nackte Verletzlichkeit ihrer Liebe hindurchschimmern ließ. Buckingham lächelte träge und zog eine emaillierte Schnupftabakdose aus der tiefen Tasche seines mit Gold bestickten Mantels hervor. »Mistress Wyat, Ihr werdet heute mit mir zu Abend essen.« Dies war das erste Mal, dass er wieder mit ihr sprach, und es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Dann schnupfte er eine Prise Tabak, ohne Polly jedoch aus den Augen zu lassen.
    Polly spürte, wie sich eine unheimliche Ruhe in ihr ausbreitete, als stünde sie ganz allein am Rande eines unbekannten, unendlichen Meeres. Richard hatte ihr befohlen, nichts zu unternehmen, bevor er Zeit gehabt hatte, alles in seiner Macht Stehende zu versuchen. Aber andererseits waren sie auch nicht davon ausgegangen, dass der Herzog schon so rasch seinen ersten Schritt unternehmen würde. Polly blickte in die kalten Augen. Wieder erkannte sie darin die Kraft seines Verlangens, doch diesmal auch das Wissen um die unmittelbar bevorstehende Befriedigung dieses Verlangens. Dennoch gelang es Polly, ein Lächeln aufzusetzen, als hätte sie all das nicht bemerkt. »Nichts könnte mir größere Freude bereiten, Mylord.«
    Er verbeugte sich. »Ich schicke Euch meine Kutsche um neun Uhr.« Damit ging er davon und überließ es Pollys Bewunderern, sich laut darüber auszutauschen, was für ein Glück der Herzog doch habe, und zu klagen, was für ein hartes Herz die Lady doch habe, das sich für die anderen nicht erweichen ließ.
    Polly kehrte allein nach Hause zurück. Richard hatte gesagt, er verbringe den Abend bei Hofe, wo er so viel in Erfahrung bringen wollte, wie er nur konnte. Er würde sie erst am nächsten Tag aufsuchen, doch läge Pollys verbotenes Treffen mit Buckingham dann hinter ihr, was sämtliche gegenseitigen Beschuldigungen sinnlos machte. Richard verlor sich nie in derlei unnötigen Übungen.
    Ihre Wohnung wirkte verlassen - eine trostlose Einsamkeit herrschte in diesen beiden Räumen, die so gemütlich und von der Wärme der Liebe und des Lachens erfüllt gewesen waren. Auch Susan hatte es offenbar die Sprache verschlagen. Sie wirkte wie betäubt, schien das Ausmaß des Desasters, das so aus dem Nichts über sie hereingebrochen war, nicht begreifen zu können. Sie konnte nur daran denken, was dies nun für ihre eigenen Pläne bedeutete - ihre Pläne, dass sie und Oliver sich ein Leben in York-shire aufbauen wollten. Polly hatte Mühe, sich jeden Kommentar zu verkneifen. Doch sie wusste, dass Susan sich auf irgendetwas konzentrieren musste, um den Dingen überhaupt noch einen Sinn abgewinnen zu können, und das, worum sie sich nun am meisten sorgte, war nun einmal der geplante Umzug. Also ließ sie das Mädchen weinen, stöhnen und ihre eigenen Mutmaßungen anstellen, während es Polly beim Ankleiden half.
    Polly trug ein Kleid aus elfenbeinfarbenem Satin, das an den Seiten hochgerafft war, um einen rosafarbenen Damastunterrock hervorblitzen zu lassen, der von einer üppig mit Zuchtperlen bestickten Spitzenborte

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