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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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es ruhiger, der Fußboden nicht mehr kahl, sondern mit einem Leinenteppich bedeckt und die Kerzen in den Wandhaltern aus Wachs, nicht aus Talg. Der Diener klopfte an die Tür, öffnete sie und trat beiseite, um Polly den Vortritt zu lassen.
    »Mylord, was für eine prächtige Umgebung«, bemerkte Polly und ging an dem Diener vorbei, wobei sie ihre Schleppe in einem See aus elfenbeinfarbenem Satin um sich herumwirbeln ließ.
    Buckingham stand mit einem Glas Bordeauxwein in der Hand neben dem Kamin, auf dem Gesicht einen Ausdruck erwartungsvoller Belustigung, die angesichts ihrer forschen Begrüßung jedoch ein wenig zu verblassen schien. »Bordelle und die Prostitution ergänzen sich doch außergewöhnlich gut«, trug er mit sanfter Stimme seine Beleidigungen vor. »Ich dachte nur, dass Ihr eine solche Umgebung vielleicht als etwas gemütlicher empfinden würdet.«
    »Ach, tatsächlich?« Polly hob die Augenbrauen. »Wie rücksichtsvoll von Euch, Mylord.« Scheinbar interessiert blickte sie sich in dem Raum um. Er erinnerte sie an das Zimmer in der Schenke »Zum Hund«, wohin sie die Gimpel mitgenommen hatte, um sich für sie auszuziehen. Dieses hier war zwar sauberer, zweifellos, und auch ein wenig einladender, doch seine Bestimmung strömte geradezu greifbar von ihm aus, so wie es auch bei der anderen Kammer der Fall gewesen war. Wenn Nicholas nicht gewesen wäre, hätte sie sich für ein paar Pennys dort verkaufen müssen - vorausgesetzt, Josh hätte ihr das Geld nicht gleich wieder als Bezahlung für ihre Unterkunft und Verpflegung abgenommen. Ohne Zweifel wäre sie an der Pest gestorben und jeder dieser missratenen Dreckskerle mit ihr.
    Manchmal kehrte das Leben eben wieder an seinen Ausgangspunkt zurück. Sie würde nun das tun, wozu sie ohnehin schon lange gezwungen worden wäre, hätte nicht das Schicksal plötzlich eingegriffen. Die Polly aus der Schenke besaß einige Stärken und wusste, wie man Demütigungen überwand und Beleidigungen gar nicht erst an sich herankommen ließ. Sie musste also nur noch diese alte Polly wieder aufleben lassen - jene Polly, von der Buckingham nicht wusste, dass sie überhaupt jemals existiert hatte, jene Polly, auf die Nicholas so viel liebevolle Fürsorge verwendet hatte, um sie auszulöschen.
    »Wollen wir zuerst die Bedingungen besprechen, Euer Gnaden?« Polly ließ ihre Hände zur Schnalle ihres Umhangs gleiten, doch Buckingham hielt sie fest.
    »Gestattet.« Buckingham streifte die Pelerine von ihren Schultern und hängte sie mit großer Sorgfalt über eine Stuhllehne. »Ein Glas Wein vielleicht?«
    »Danke.« Pollys Hand war vollkommen ruhig, als sie das Glas entgegennahm, und sie war sich der Distanz zwischen ihr und diesem Mann nur allzu deutlich bewusst, der sie, wenn es ihm nur irgendwie gelang, mit Freuden quälen würde. Aber das würde er nicht können, weil er nicht wusste, dass Nicks Polly sich nicht in diesem Raum befand, sondern nur die vom Leben auf der Straße abgehärtete Schenkengöre, die Schläge und Flüche mehr als gewohnt war. Unbewusst hatte Seine Gnaden Polly durch die Demütigung zu Beginn ihres Zusammentreffens also einen nicht zu unterschätzenden Gefallen getan, was es ihr nun wesentlich leichter machte, ihre Rolle zu spielen. »Wie kommt Ihr nur darauf, Mistress Wyat, dass Ihr Euch in der Position befändet, noch irgendwelche Bedingungen zu besprechen?«, entgegnete der Herzog, wandte sich vom Feuer ab und ließ lässig einen Arm auf dem Kaminsims ruhen. Er betrachtete sie mit demselben amüsierten Interesse wie jemand, der auf die unterhaltsamen Mätzchen eines Zirkustieres wartete, das gezwungen war, nach seiner Pfeife zu tanzen. Polly nahm einen kleinen Schluck von ihrem Wein. »Nun, Euer Gnaden, Ihr könnt Euch von mir nehmen, was auch immer Ihr wollt, und sogar ohne mein Einverständnis, schließlich gibt es nun keine Möglichkeit, mich Euch noch zu widersetzen.« Polly ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Die Tür ist zwar nicht abgesperrt, aber ich bin mir sicher, dass es, falls ich vor Euch fliehen sollte, gewiss einige Männer gibt, die mich daran hindern würden.«
    Damit trat sie ans Fenster, zog die Vorhänge auseinander und blickte auf die belebte Piazza hinab, wo sich die vollständige Skala fleischlicher Freuden und Abartigkeiten darbot. »Ich hätte dieses Haus nicht betreten müssen. Aber Ihr wusstet, dass ich es tun würde, denn Ihr scheint meinen Preis ja nun herausgefunden zu haben.« Sie drehte sich wieder um und

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