Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Haus zu bringen -«
    »Ich bin keine Hure!«, protestierte Polly empört, ehe sie sich überlegen konnte, ob diskretes Schweigen nicht vielleicht klüger wäre. »Ihr habt kein Recht -«
    »Ruhe!«, donnerte Nicholas und presste die Hände an seine schmerzenden Schläfen. Die Folgen von zu viel Glühwein in Verbindung mit dem heimlich hineingemischten Betäubungsmittel, das ihn hätte bewusstlos machen sollen, und von zu wenig Schlaf verbündeten sich nun zu einem entsetzlich trockenen Mund und rasenden Kopfschmerzen. »Bevor du mich beschuldigst, Schwägerin, solltest du mir vielleicht erst einmal die Gelegenheit geben, das Ganze zu erklären. Du siehst das Mädchen doch nicht in meinem Bett, oder?«
    Margaret wandte ihre Aufmerksamkeit der Gestalt in dem Rollbett zu, und ihr Mund öffnete sich mit einem leisen Laut des Erstaunens. Die Schönheit des Mädchens wurde durch das wirre, zerzauste Haar, die verschlafenen Augen und die entrüstete Miene nicht im Geringsten gemindert. Eine derartige Schönheit konnte Margarets Ansicht nach nur eine Gabe des Teufels sein, eigens zu dem Zweck geschickt, um den Unvorsichtigen in Versuchung zu führen. Überdies war das Mädchen auch noch keck und unerschrocken, denn sie erwiderte Margarets prüfenden Blick fest und unverwandt - eine Reaktion, an die die Dame des Hauses nicht gewöhnt war. In ihrem Haushalt pflegten die Dienstboten die Augen niederzuschlagen, wenn sie einer Musterung durch die Herrin unterzogen wurden. Das dreiste junge Ding war zudem auch noch schmutzig: Unter ihren Fingernägeln waren dicke schwarze Trauerränder, ihr Hemd war schmuddelig, ihr Haar zottelig und ungepflegt.
    Lady Margaret kam zu dem Schluss, dass es zwischen ihrem anspruchsvollen und durchaus wählerischen Schwager und dem Mädchen - ob sie nun eine Hure war oder nicht - offenbar nicht zu Intimitäten gekommen war. Oder zumindest noch nicht.
    »Sie ist doch noch ein halbes Kind, Margaret«, erklärte Nicholas, der ahnte, was in seiner Schwägerin vorging, in beschwichtigendem Ton. »Eine Waise. Ich habe sie letzte Nacht in einer lebensbedrohlichen Situation gefunden, in die sie jedoch keineswegs durch eigene Schuld geraten war. Da fiel mir wieder ein, dass du gesagt hattest, Bridget brauche eine Küchenmagd. Du bist doch nicht so unbarmherzig und weigerst dich, sie aufzunehmen, oder?« Das war ein äußerst gewitzter Schachzug. Margaret konnte zwar engstirnig und hart sein, konnte es sich aber nicht erlauben, als unbarmherzig zu gelten, obwohl die Barmherzigkeit, die sie bekunden würde, nicht unbedingt von einer Art sein musste, die der Empfängerin zusagte.
    »Aber ich will keine Küchenmagd sein«, ließ Polly sich empört vernehmen. »Ich möchte, dass Ihr mich bekannt macht mit-«
    »Weißt du noch, was wir beide abgemacht hatten?«, unterbrach Nicholas sie hastig. Wenn Margaret von Pollys Theaterambitionen erfuhr, würde sie sie kurzerhand auf die Straße setzen. Das Theater war die Brutstätte des Teufels!
    Polly rief sich ihren innigen Wunsch ins Gedächtnis, endlich lesen und schreiben zu können, dachte an eine Welt fernab von zwielichtigen Schenken und den grabschenden Händen Betrunkener, fernab von Joshs Gürtel und dem lüsternen Funkeln in seinen Augen. Sie dachte an die unerwartete Wende, die ihr Schicksal in dieser Nacht genommen hatte, und hielt den Mund.
    »Wie heißt sie?«, wollte Margaret von Nicholas wissen.
    »Polly«, antwortete er. »Wie lautet dein Nachname, Polly?«
    Polly zuckte die Achseln. »Genauso wie Prues, bevor sie Josh heiratete, nehme ich an. Den Namen meines Vaters kenne ich nicht«, fügte sie hinzu. »Prue auch nicht.«
    Nicholas zuckte gequält zusammen, als das Pochen in seinem Kopf zu einem Dröhnen anschwoll, ausgelöst durch diese zwar aufrichtige, aber doch alles andere als aufschlussreiche Erwiderung. »Und wie hieß Prue vor ihrer Eheschließung?«
    »Wyat«, erklärte Polly »Aber ich brauche den Namen nicht.«
    »Selbstverständlich brauchst du ihn«, erwiderte Lady Margaret. »Kein anständiges Mädchen läuft ohne Nachnamen herum.«
    »Aber ich bin unehelich«, erklärte Polly - was eine verheerende Wirkung hatte.
    »Und du bist unverschämt!« Margaret funkelte sie wutentbrannt an, und Polly warf Nicholas einen bestürzten Blick zu. Sie war daran gewöhnt, bei fast jeder Gelegenheit als Sündenbock herhalten zu müssen und dabei die volle Wucht von Joshs und auch Prues Zorn zu spüren zu bekommen, doch diese Frau sah noch furchterregender

Weitere Kostenlose Bücher