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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit altmodisch puritanischer Strenge führte.
    Lady Margaret erfuhr erst am folgenden Morgen von den seltsamen Vorkommnissen der Nacht, und zwar durch ihr Dienstmädchen, Susan, als dieses ihrer Herrin die allmorgendliche Tasse Schokolade ans Bett brachte. »Eine Dirne?«, fragte Margaret aufgebracht, setzte sich mit einem Ruck in den Kissen auf und rückte ihre Nachthaube zurecht. »Lord Kincaid hat eine Dirne mit ins Haus gebracht?«
    »Das hat Jung-Tom jedenfalls erzählt, M'lady« Susan knickste und verbarg ihre Aufregung hinter einer ernsten, sittsamen Miene. Wegen dieser Angelegenheit mit dem Mädchen würde es bestimmt noch einen lautstarken Streit zwischen Seiner Lordschaft und Lady Margaret geben, und die gesamte Dienerschaft wartete bereits mit angehaltenem Atem darauf. Denn im Gegensatz zu seiner Schwägerin war er dafür bekannt, seiner Sinneslust und seinem Vergnügen mindestens ebenso eifrig wie jeder andere am Hofe in Whitehall Palace zu frönen. Doch für gewöhnlich nahm er dabei eine gewisse Rücksicht auf Lady Margaret und achtete darauf, derartige Umtriebe, die ihr Missfallen erregen würden, nicht im Hause stattfinden zu lassen. Obwohl unumstrittener Herr des Hauses und seiner Bewohner, war er bisher immer damit zufrieden gewesen, die Haushaltsführung voll und ganz seiner Schwägerin zu überlassen, solange eine ausgezeichnete Küche geführt wurde und alles reibungslos vonstatten ging, sodass er jederzeit Gäste einladen konnte und niemals befürchten musste, ihnen nicht die ihnen gebührende Gastfreundschaft bieten zu können.
    Margaret nippte an ihrer Schokolade, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, alles zu erfahren, was das Dienstmädchen ihr zu erzählen hatte, und dem Wissen, dass es schlecht für die Disziplin im Haus war, auf Dienstbotenklatsch zu hören.
    »Und wo ist das Mädchen jetzt?«, erkundigte sie sich scheinbar beiläufig.
    Es folgte ein kurzer Augenblick des Schweigens, als Susan sich bückte, um das Feuer im Kamin zu schüren. »Keiner hat sie gesehen, M'lady« Sie zögerte einen Moment. »Aber Tom sagt, Seine Lordschaft hätte sie in sein Schlafzimmer getragen.« Susan stand noch immer mit dem Rücken zum Bett, aus Furcht davor, ins Zentrum des Wutausbruches zu kommen, falls denn einer erfolgen würde. Ihre freimütige Äußerung könnte als unverschämt gewertet werden, und Lady Margaret pflegte Unverschämtheit mit einem biegsamen Haselstock zu bestrafen.
    »Ich werde jetzt aufstehen«, verkündete Ihre Ladyschaft, woraufhin Susan geschäftig zum Kleiderschrank eilte. Da es Lady Margaret niemals in den Sinn gekommen wäre, sich außerhalb ihres Zimmers im Morgenmantel blicken zu lassen, selbst wenn dieser noch so solide und hochgeschlossen sein mochte, verging eine volle Stunde, bis sie sich schließlich als fertig angekleidet betrachtete. Ihr ergrauendes Haar, glatt und streng gescheitelt, war unter einer Spitzenhaube verborgen. Ein breiter Spitzenkragen zierte das lange, tunikaähnliche Gewand aus feinem schwarzem Wollstoff, das sie unter einem einfachen, unauffälligen Tageskleid aus grauer Seide trug. Kein Hauch von Farbe milderte die puritanische Strenge und Schlichtheit; die makellose Spitze war ihr einziger Schmuck. Als sie wenig später gemessenen Schrittes den Korridor hinunter zum Schlafgemach ihres Schwagers ging, wurde sie von etlichen neugierigen Augen beobachtet, deren Besitzer sich jedoch wohlweislich hinter halb geschlossenen Türen versteckt hielten oder sich den Anschein gaben, mit irgendeiner häuslichen Arbeit beschäftigt zu sein, die sie in die oberen Stockwerke des Hauses geführt hatte. Das Haus selbst schien den Atem anzuhalten, als Ihre Ladyschaft vernehmlich an die Eichentür klopfte.
    Dieses Klopfen ließ Polly in dem gleichen Moment aus dem Schlaf hochschrecken, als Nicholas die Bettvorhänge beiseite schob und den Anklopfenden gereizt aufforderte einzutreten. Als seine Schwägerin ins Zimmer rauschte, fiel sein Blick zufällig auf die Insassin des Rollbetts. Er stöhnte lautlos. In Margarets Augen funkelte das fanatische Feuer der Kampflust, und er war bedauerlicherweise eingeschlafen, ohne sich zuvor eine überzeugende Erklärung überlegt oder einen Schlachtplan entwickelt zu haben.
    »Zuerst habe ich nicht für möglich gehalten«, hob Margaret mit vorwurfsvoll ausgestrecktem Zeigefinger und vor Erregung schriller Stimme an, während ihre Augen vor Zorn Blitze schossen, »dass du es tatsächlich wagen würdest, eine Hure in dieses

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