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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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auszusetzen?«, presste sie hervor und stand so stocksteif da, als ob sie einen Besenstiel verschluckt hätte.
    »Ich finde, du bist gelegentlich ein wenig zu streng«, erwiderte Nicholas mit einem Seufzer. Seine Kopfschmerzen verschlimmerten sich von Minute zu Minute, und er sah sich im Augenblick nicht in der Lage, mit seiner gewohnten Behutsamkeit zu sprechen. Sein Bruder hatte ihm in seinem letzten Willen die Verantwortung für Margaret übertragen, und er würde diese Verpflichtung in jeglicher Hinsicht getreulich erfüllen, obwohl er die engstirnige Borniertheit und Unbeugsamkeit der Frau verabscheute. Er hatte mit Edward unzählige Male die Frage erörtert, ob es nicht möglich war, so etwas wie die goldene Mitte zu finden zwischen einem Leben, das in höchstem Maß von den Gesetzen der Frömmigkeit und der strengen Enthaltsamkeit bestimmt wurde, und einem exzessiven Dasein, in dem es keinerlei Reglementierungen gab. Aber Edward war ein gelehrter Puritaner gewesen, ein Mann, mit dem man über solche Dinge diskutieren konnte. Seine Ehefrau dagegen sah lediglich das starre Dogma, und Nick fühlte sich aus Liebe zu seinem verstorbenen Bruder dazu verpflichtet, den Frieden zu wahren. Bei dieser Gelegenheit jedoch hatte er ausnahmsweise einmal kein Blatt vor den Mund genommen, und wenn Margaret sich durch die Wahrheit gekränkt fühlte, konnte er auch nichts daran ändern. Er würde Polly nicht der Strenge der Puritanerin aussetzen, da er sich ziemlich sicher war, dass diese etwas spitzbübische Persönlichkeit mit ihrem Improvisationstalent ohne jeden Zweifel innerhalb kürzester Zeit unabsichtlich Anstoß erregen würde. Andererseits, dachte er mit einem leisen Lächeln, wenn dieser Rohling, dieser Josh, es nicht geschafft hat, ihr ihren Mumm und Elan auszutreiben, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass Margaret mit ihren Methoden Erfolg hat. »Du hast ein Recht auf deine Meinung, Schwager«, erklärte Margaret mit strenger, unbeugsamer Würde. »Ich muss natürlich froh sein, wenn mich jemand auf meine Fehler aufmerksam macht. Du kannst versichert sein, dass ich über deine Worte gründlich nachdenken werde.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt, verließ Nicks Schlafgemach und schloss die Tür mit einer Behutsamkeit hinter sich, die um einiges vorwurfsvoller war, als wenn sie sie mit voller Wucht zugeknallt hätte.
    Nicholas zuckte zusammen und läutete nach seinem Kammerdiener. Irgendwie würde er sich einen Weg durch dieses Durcheinander bahnen müssen, und am besten fing er damit an, indem er die Idee, die ihm letzte Nacht gekommen war, mit Richard De Winter diskutierte. Richard war am vergangenen Abend nicht zu ihrer Verabredung erschienen, aber er würde an diesem Morgen bei Hofe anzutreffen sein, wo sie Gelegenheit haben würden, ein paar Worte miteinander zu wechseln und ein neues Treffen zu vereinbaren. Noch war Buckinghams argwöhnischer Blick nicht auf sie gefallen, und solange sie weiterhin die lebenslustigen Höflinge mimten, die nichts anderes im Sinn hatten als ihre zahlreichen Liebschaften und Vergnügungen, würde Buckingham auch keinen Verdacht schöpfen.
    Wenn alles nach Plan lief, würde der Blick des Herzogs stattdessen irgendwann demnächst auf eine junge Schauspielerin fallen, so bildschön und hinreißend, wie sie das Königliche Theater in der Drury Lane bislang noch nicht gesehen hatte. Doch diese Schauspielerin hätte eine andere Rolle zu spielen als die gewohnte.

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    3.
    A ls Lord Kincaid sein Schlafgemach verließ, fühlte er sich etwas besser, obgleich ihm seine Hände, als es an das Binden des Halstuchs ging, noch immer nicht recht gehorchen wollten - ein Bestandteil seiner Ankleidezeremonie, der eine geschlagene halbe Stunde in Anspruch nahm und den Fußboden seines Zimmers mit den zerknitterten Beweisen seiner Fehlversuche übersäte. Seine cremefarbene Seidenweste, die unter dem geschlitzten, türkisfarbenen Wams hervorblitzte, war makellos, ebenso wie sein mit einer silbernen Bordüre eingefasster Gehrock aus Brokat, dessen weite Ärmel er ein Stück umgekrempelt hatte, um die Spitzenmanschetten des darunter verborgenen Hemds hervorragen zu lassen. Auch die Kanten seiner Handschuhe waren mit einer dekorativen Bordüre eingefasst, und seine Schuhe zierten silberne Schnallen. Seine Lordschaft hatte also allen Grund, mit seinem Erscheinungsbild zufrieden zu sein, das er schon bald den geschulten und forschenden Blicken all jener zu präsentieren gedachte, die sich

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