Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Weinglas noch einmal nach, wählte mit Bedacht zwei Walnüsse aus einer Schüssel aus, lehnte sich gegen den Tisch und blickte Polly an. Er legte die beiden Walnüsse aneinander und drückte sie langsam zusammen. Die Schalen zersplitterten mit einem vernehmlichen Knacken in der plötzlichen Stille, ehe er lächelnd begann, die Hülsen abzuschälen. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Ich will, dass Ihr mir nun zeigt, was ich gekauft habe«, sagte er mit sanfter Stimme.
    Im Grunde nichts anderes, dachte Polly, als damals in der kleinen Kammer in der Taverne »Zum Hund«. Sie begann, ihr Kleid aufzuhaken.

Hewlett-Packard
    20.
    Der siebte Morgen nach der siebten Nacht dämmerte herauf und ließ sein kaltes graues Licht durch die Fensterläden sickern. Hellwach, steif und durchgefroren lag Polly da, wie schon die ganze Zeit, seit ihr Bettgenosse eingeschlafen war. Die Hände waren hinter ihrem Rücken zusammengeschnürt worden, und Buckingham hatte sich geweigert, die Decke auch über sie zu breiten, ehe er einschlief. Polly war der kalten Luft ausgeliefert worden und vermochte daran erst einmal nichts zu ändern.
    Es herrschte ein unheimliches Schweigen. Diese Stille senkte sich, wie Polly in den vergangenen sieben Nächten gelernt hatte, jedoch immer nur für wenige Stunden herab, gerade eben so lange, bis die Tiefe der Nacht sich der Dämmerung ergab. Dieses Schweigen breitete sich stets sehr plötzlich aus, als wäre das wilde Wesen der Piazza am Ende seiner Jagd angekommen und als hielten seine Spieler mitten in ihren Zügellosigkeiten inne. Auf dieselbe Art und Weise fiel auch das Haus in den Schlaf, das Kreischen, das Kichern, die Schritte, die Schreie, sie alle verstummten wie auf ein Zeichen hin, als ob Polly der einzige Mensch wäre, der in dieser erbärmlichen Ecke des Universums überhaupt noch am Leben war.
    Krampfartig überlief sie das Zittern, doch nichts würde sie dazu bringen, näher an den wärmenden Körper ihres Bettgenossen heranzurücken - nicht, wenn dies nicht ausdrücklich von ihr verlangt wurde und er ihren Abscheu nicht spürte.
    »Ist Euch kalt?«, fragte Buckingham in dem gräulichen Licht etwas verschlafen und dennoch in sachlichem Ton. »Ihr weigert Euch ja, die Fesseln um meine Hände zu lösen«, entgegnete Polly ebenso sachlich. »Und ich habe keine Decke.«
    »Wie unaufmerksam von mir«, antwortete der Herzog, dessen Stimme so empfindungslos wie eine Wüstenlandschaft war. »Genießt Ihr denn dieses Gefühl der Hilflosigkeit etwa nicht, meine Rose?« »Wenn dem so wäre, Mylord, wäre Euer Vergnügen doch wohl geschmälert worden, wage ich zu behaupten«, erwiderte Polly ätzend.
    Buckingham lachte leise. Er hatte gegen Pollys Schärfe nichts einzuwenden, solange sie sich seinem Spiel ohne körperlichen Widerstand fügte. Und das hatte sie wahrlich getan. In Wahrheit waren es sogar sieben äußerst lohnende Nächte gewesen, und er bedauerte, dass diese nun vorüber waren. Doch irgendwann wäre er ihrer ohnehin überdrüssig geworden, und ein Ende, das eintrat, ehe man wirklich übersättigt war, hatte durchaus seinen Reiz. Der Herzog rollte Polly auf den Bauch und entknotete den Seidenschal um ihre Handgelenke. »Ich danke Euch, Sir«, sagte Polly förmlich und setzte sich auf. Sie schüttelte ihre tauben Arme aus, versuchte, sie wieder zum Leben zu erwecken und massierte sich die schmerzenden Handgelenke. »Ich gehe davon aus, dass unser Handel nun erfüllt ist.«
    »Ja.« Villiers seufzte bedauernd. »Obwohl ich ihn gern noch ein Weilchen andauern lassen würde. Wenn ich gewusst hätte, was für eine Freude Ihr mir sein würdet, hätte ich einen ganzen Monat vereinbart.« Er stand auf, reckte sich, gähnte und ging schließlich zum Kamin hinüber, um einige Kohlen in die Glutasche zu geben. Polly gab keine Antwort, sondern kauerte sich fröstelnd unter die Decke, die noch Buckinghams Körperwärme in sich gespeichert hatte, während sie versuchte, ihre Zähne am Klappern zu hindern. Sie beobachtete Buckingham, wie er sich anzog, und dachte teilnahmslos darüber nach, dass dies das letzte Mal war. Sie würde nun wieder nach Hause gehen, wo Susan vor dem prasselnden Kaminfeuer bereits eine Wanne mit heißem Wasser für sie bereithielt. Dort wollte Polly die Gewalttaten der Nacht von ihrem Körper schrubben und damit auch ein letztes Mal die daran haftenden Bilder aus ihrem Gedächtnis löschen. Und dann würde Nicholas zurückkehren und mit seiner erfrischenden

Weitere Kostenlose Bücher