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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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feiner Wolle sowie ein dunkles Kleid aus einem Gemisch aus Seide und Wolle. Weiterhin hatte er einen dicken Umhang aus Segeltuch mit einer pelzumsäumten Kapuze und ein Paar Lederhandschuhe erstanden. Zwei Paar wollene Strümpfe, ein Paar elegante Lederschuhe und ein Paar korkbesohlte Pantinen, die bei schlechtem Wetter über den Lederschuhen getragen wurden, vollendeten diese Garderobe, deren Qualität und Umfang für eine Küchenmagd höchst unangemessen war und Lady Margaret mit Sicherheit erzürnen würde.
    »Himmel!«, murmelte Susan, als sie zurück auf den Kutschbock kletterte. »Das wird ein Donnerwetter geben, wenn die Herrin die Sachen sieht.« Während sie Richtung Badehaus fuhren, ergötzte sie den faszinierten Kutscher mit einer ausführlichen Schilderung der Einkäufe.
    Doch beim Anblick des Gebäudes machte Polly ein Gesicht, als müsse sie auf das Schafott steigen. Zögernd kletterte sie aus der Kutsche und blieb regungslos im Hof stehen, während sie sich mit einer Hand weiterhin am Türgriff festklammerte. Als der Besitzer der Badeanstalt das Wappen auf den Türen des Zweispänners erblickte, kam er sofort über das Kopfsteinpflaster geeilt, wobei er über die Schulter hinweg einem seiner Angestellten zurief, dass man eine der Privatkabinen für Seine Lordschaft herrichten solle. Als man ihn davon in Kenntnis setzte, dass sein Kunde diesmal nicht Seine Lordschaft selbst sein würde, sondern das verstörte, schmutzstarrende junge Ding, das neben Seiner Lordschaft stand, widerrief er seine Anordnungen augenblicklich wieder. Für das Mädchen würden die Gemeinschaftsbäder im Frauenbereich vollkommen ausreichen.
    Doch er musste seine Anordnungen abermals revidieren, als er die Anweisung Seiner Lordschaft entgegennahm - nebst einem äußerst großzügigen Entgelt. Dem Mädchen sollte eine eigene Kabine zustehen, eine unbegrenzte Menge an heißem Wasser, diverse Handtücher und jegliche Hilfe, ganz gleich, wie lange die Reinigungsprozedur auch dauern mochte.
    Der Eigentümer musterte die Göre ein zweites Mal und kam zu dem Schluss, dass es eine langwierige und mühsame Aufgabe werden würde. Warum sorgte sich Seine Lordschaft um die Sauberkeit dieses Straßenmädchens? Doch da schaute das Mädchen zu ihm auf, und mit einem Mal verstand er. Gütiger Gott! Wo hatte Lord Kincaid bloß eine solche Schönheit aufgelesen? Außer dass sie, selbst für jemanden, der nicht gerade pingelig war, ein Bad mehr als nötig hatte.
    »Alles soll genau so sein, wie Ihr sagt, Mylord«, murmelte er, verbeugte sich tief und rieb sich die Hände. »Meine Frau wird sich höchstpersönlich um das Mädchen kümmern.«
    »Gut. Und das Dienstmädchen wird auch behilflich sein.« Kincaid deutete auf Susan. »In zwei Stunden komme ich wieder. Das sollte ausreichen.«
    »Zwei Stunden!«, schrie Polly entsetzt. »Ich kann doch nicht zwei Stunden im Wasser bleiben. Da löse ich mich ja auf!«
    »Willst du immer noch lesen und schreiben lernen?« Seine Lordschaft musterte Polly durchdringend. »Und all die anderen Dinge tun, über die wir gesprochen haben?«
    Polly hob das Kinn und wandte sich entschlossen wieder dem Badehaus zu. »So schlimm ist es gar nicht«, beruhigte Susan sie, als sie neben ihr herging. »Wir kommen alle vier Wochen hierher, sogar die Herrin. Die kann Dreck nicht leiden. Sagt, dass er dem Teufel nur bei der Arbeit hilft. Und Läuse hasst sie sowieso wie die Pest!« Susan warf in einer übertriebenen Geste die Hände hoch. »Wenn Seine Lordschaft sie heut Morgen nicht davon abgehalten hätte, dann hätte sie alle deine Haare abgeschnitten, jawohl. Das hat sie bei Milly erst letzten Monat gemacht. Runter bis auf die Kopfhaut.«
    Diese Schilderung reichte aus, dass Polly sich ergeben in die vor ihr liegende Alternative fügte. Die Ehefrau des Badehausinhabers war eine große, energische Frau, die mit erfahrenem Blick sogleich die Schwere der bevorstehenden Aufgabe ermaß. Verbissen krempelte sie ihre Ärmel hoch und goss noch etwas mehr heißes Wasser in die Wanne.
    Kincaid dagegen verbrachte die nächsten beiden Stunden in einem in der Nähe gelegenen Kaffeehaus und blätterte die letzte Oxford Gazette durch. Die Neuigkeiten waren so unerfreulich und beunruhigend wie immer. Die öffentliche Unzufriedenheit mit dem König und seinem Hof erschallte täglich lauter; die Zeitschriften und Boulevardblätter, die in den Kaffeehäusern auslagen, waren alle voll von diesen Geschichten über das wilde Gebaren der

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