Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hatte. Die gegenwärtige Regierung des Landes jedenfalls stand den Unterschieden in den religiösen Überzeugungen und Lebensweisen wesentlich toleranter gegenüber, als es unter dem Reichsverweser der Fall gewesen war.
    Polly wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem anstehenden Problem zu - dem Besuch des Badehauses. Der Gentleman - im Stillen bezeichnete sie ihn noch immer so - hatte ihr letzte Nacht gesagt, dass man von ihr erwarten würde, gewisse Dinge zu tun, die ihr zunächst widerstrebten, dass all das jedoch zu jenem Plan gehörte, der es ihr schließlich ermöglichen sollte, ihr Ziel zu erreichen. Und wenn das Eintauchen in heißes Wasser sie diesem ersehnten Ziel näher brachte, würde sie sich vermutlich einfach fügen müssen. Zumindest würde sie es ja in netter Gesellschaft tun.
    »Und wie hast du ihm denn das Leben gerettet?«, fragte Susan, während sie in einer Schublade herumwühlte. »Da, die werden dir schon passen.« Sie reichte Polly ein Paar Holzpantinen. »Und am besten geb ich dir noch Bridgets Umhang, denn meinen brauch ich selbst.«
    »Die Kutsche ist da!« Atemlos tauchte Tom in der Tür auf. »Un' Seiner Lordschaft werd'n oben langsam die Füße kalt, un' er will, dass ihr beide sofort hochkommt.«
    Polly lächelte dankbar, als sie den Umhang aus rauem Streichgarngewebe entgegennahm; und wenn sie sich dessen auch nicht bewusst war, so trug doch gerade dieses Lächeln erheblich dazu bei, um Bridget wieder damit zu versöhnen, dass sie ein so prächtiges Kleidungsstück verleihen musste.
    »Wir müssen uns beeilen.« Susan ging ungeduldig auf und ab und vergaß vor Besorgnis beinahe, dass sie noch gar keine Antwort auf ihre Frage erhalten hatte.
    Nicholas hatte sich mit dem ihm bevorstehenden Unternehmen zwar mittlerweile abgefunden, bereute jedoch noch immer, dass er Polly überhaupt geholfen hatte - bis zu dem Augenblick, als sie, eingehüllt in die verschwenderischen Falten des Umhangs der Köchin, in der Tür erschien. Sie wandte ihm ihr engelsgleiches Gesicht zu und lächelte - ein Lächeln, in dem hinter der Dankbarkeit ein Hauch von Schüchternheit schwebte. Mit einem Mal war das Gefühl der Reue, ihr geholfen zu haben, verschwunden, und er akzeptierte die Tatsache als so selbstverständlich wie den Sonnenaufgang. Sauber, gepflegt und alles andere als unvorteilhaft gekleidet - wenn Polly so herausgeputzt war, wer würde ihrem Zauber da noch widerstehen können? Doch Nicholas wollte unbedingt noch De Winters Meinung über Polly hören, und je rascher sie die bevorstehende Aufgabe hinter sich brachten, umso eher erfuhr er dessen Urteil.
    »Kommt.« Nicholas deutete auf die Eingangstür, vor der die Kutsche wartete, setzte seinen mit Federn geschmückten Hut auf und folgte den beiden nach draußen. »Susan, du kannst oben auf dem Kutschbock mitfahren.«
    Susan kletterte hinauf, ließ sich neben dem Kutscher nieder und wünschte sich sehnlichst, sie hätte zuvor doch noch einen Blick mit Polly tauschen können. Der ruhige, ernste Haushalt der Kincaids hatte eine nur allzu lebhafte Bereicherung erfahren, auch wenn sie gewiss noch für eine Menge Reibereien sorgen würde, falls sie sich weiter im Wohlwollen des Herrn und der Abneigung der Herrin sonnte.
    »Zum Royal Exchange«, wies Kincaid den Kutscher an, ehe er nach Polly in die Kutsche stieg. Sie hatte bereits Platz genommen und befühlte gerade anerkennend die ledernen Sitzpolster. Dieser Zweispänner war doch schon etwas anderes als die Mietdroschke vom vergangenen Abend.
    »Das ist aber eine sehr elegante Kutsche, Sir«, bemerkte sie höflich, ließ ihren Blick bewundernd über Nicholas' Kleidung wandern, der vor ihr Platz nahm und den Degen geschickt auf die andere Seite schwang, damit dieser sich nicht zwischen seinen Beinen verfing. »Und Ihr seid ein äußerst schmucker, vornehmer Gentleman, Mylord.« Um Nicholas' Lippen zuckte es amüsiert, ehe er das Kompliment mit einem huldvollen Nicken entgegennahm. »Letzte Nacht habt Ihr allerdings nicht ganz so prächtig ausgesehen«, fuhr Polly fort, als ob sie sich dafür entschuldigen wollte, dass sie ihrem Begleiter nicht schon eher ein Kompliment gemacht hatte. »Wenn man vorhat, einen Besuch bei Hofe abzustatten, kleidet man sich eben anders, als wenn man eine Hafenschenke aufsucht«, erklärte Nicholas gemessenen Tonfalls.
    »Das kann ich mir vorstellen«, stimmte ihm Polly mit einem Stirnrunzeln zu. »Aber ich verstehe nicht ganz, warum Ihr überhaupt in eine Hafenschenke geht,

Weitere Kostenlose Bücher