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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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teilen, die sie eine Hure nennen würde. Es schien also nur eine Lösung zu geben. Er reichte Susan ebenfalls eine Münze, mit der Anweisung, sich ein bisschen zu vergnügen, aber dafür zu sorgen, dass sie zur Dinnerzeit wieder zu Hause waren. Dann wies er den Kutscher an, nach Whitehall zu fahren, wo er zwei überglückliche Mädchen zurückließ, denen ihre sagenhaften Reichtümer geradezu Löcher in die Taschen brannten.
    Auf der Langen Galerie in Whitehall drängten sich die Menschenscharen. Hier wurde der Klatsch geboren und ausgetauscht, Fraktionen wurden gebildet und wieder aufgelöst, Ansehen aufgebaut und auch wieder zerstört. Nicholas suchte nach der großen, schlanken Gestalt von Richard De Winter, Viscount von Enderby. Nicks ältester Freund und jener Mann, mit dem er die grausame Hölle ihrer Jugendjahre in Westminster School durchgestanden hatte, lehnte lässig neben einem der hohen Fenster, die auf die Rasenfläche hinausgingen. Doch seine träge Haltung straften enorme Energie und Entschlusskraft Lügen. Eine kunstvoll gelockte Perücke wallte bis auf De Winters Schultern hinunter, und diamantene Knöpfe an seinen Armelaufschlägen blitzten im hellen Licht, das durch das Fenster fiel. Er hatte leicht hängende Augenlider, die den rasiermesserscharfen Ausdruck in seinen grauen Augen verbargen. Ein mit Spitze eingefasstes Taschentuch flatterte zwischen seinen mit Ringen geschmückten Fingern. Schallendes Gelächter erhob sich von der bewundernden Gruppe von Damen, die sich um ihn geschart hatte. De Winter war ein geistreicher Kopf mit einer scharfen Zunge und ohne jede Skrupel, wenn es um die Entscheidung ging, bei welcher Gelegenheit und gegen wen er sie einsetzte. Er wurde von vielen gefürchtet, doch würde dies niemand zugeben, ebenso wenig wie es jemanden gab, der ihm seine Aufmerksamkeit versagte, wenn er das Wort ergriff.
    Nicholas schlenderte zu der Gruppe hinüber und blieb kurz stehen, um den einen oder anderen Gruß zu erwidern und hier eine Neuigkeit oder da eine scherzhafte Bemerkung auszutauschen. Dabei erfuhr er, dass der König an diesem Morgen seine Privatgemächer noch nicht verlassen hatte, wo er sich mit dem Herzog von Buckingham und zwei weiteren seiner Günstlinge, den Baronen Bristol und Ashley, eingeschlossen hatte. Seine Majestät isolierte sich zunehmend selbst von den Diskussionen und Ansichten der Mehrheit seines Hofes. »Hallo, Nick, alter Knabe, wie geht's, wie steht's?«, rief DeWinter.
    »Mittelprächtig, Richard«, entgegnete Nicholas nonchalant und verbeugte sich mit einer schwungvollen Geste vor den Damen, sodass sein mit Federn besetzter Hut über den Boden streifte. »Ich fürchte, ich habe mir letzte Nacht eine Erkältung eingefangen.«
    De Winters Augen verengten sich kaum merklich. »Tatsächlich? Tut mir Leid, das zu hören, aber es war auch eine ungemütliche Nacht. Ich dagegen wurde von einem unerwarteten Besucher gezwungen, zu Hause zu bleiben.« »Was für ein glücklicher Umstand«, antwortete Kincaid mit einer Spur Sarkasmus. »Ich wäre froh gewesen, wenn auch ich auf diese Weise von meiner Unternehmung abgehalten worden wäre.«
    »Lord De Winter hat uns gerade eine äußerst skandalöse und empörende Geschichte erzählt«, erklärte eine Dame in orangefarbenem Taft mit einem perlenden Lachen. »Es heißt, letzte Woche beim Ball von Lord Lindsey sei auf dem Höhepunkt des Geschehens ein Baby geboren worden. Man hat das Neugeborene in ein Tuch eingewickelt gefunden, aber niemand weiß, wer die Mutter ist. Keine Dame bekennt sich zu dem Kind, und alle haben sich einfach weiter auf dem Ball vergnügt.«
    »Ah«, entgegnete Nicholas nachdenklich. »Soweit ich weiß, hat Lady Fawcett seither das Bett nicht mehr verlassen.«
    »Nick, jetzt hast du mich sogar noch übertroffen!«, rief De Winter. »In diesem Fall bleibt mir leider nichts anderes übrig, als mich schmachvoll zurückzuziehen.« Mit einer schwungvollen Verbeugung verließ De Winter den Kreis und überließ es Nicholas, die Damen mit weiteren skurrilen Geschichten zu unterhalten, bis auch er sich schließlich entschuldigte und die mit Filz ausgelegte Galerie entlang bis zur Treppe schlenderte, die in den privaten Garten führte.
    Am Tor zur King Street, am entgegengesetzten Ende des Gartens, erwartete De Winter ihn. »Ich hoffe, du verzeihst mir wegen gestern Abend«, erklärte er ohne Umschweife. »Hast du Schwierigkeiten bekommen?« »Das ist eine lange Geschichte, Richard.« Während sie auf

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