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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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normalerweise hielten die Mäzene ihre Schützlinge doch nicht als Küchenmägde. Vielmehr ließen sie ihre Proteges in ihren eigenen Unterkünften Wohnen, wo sie sich ihr Lernpensum, wie zum Beispiel Lesen, Schreiben und Reinlichkeit, auch ohne Einmischung von außen aneignen konnten.
    Eilig zog sich Polly aus dem Salon zurück. Natürlich stimmte es, dass ihr Förderer und Beschützer bislang noch keine der Dienstleistungen von ihr verlangt hatte, die üblicherweise von Schützlingen erwartet wurden. Er benahm sich, als betrachte er dies als eine Gegenleistung, die er zwar jederzeit einfordern konnte, es aber erst tun würde, wenn er es für angemessen hielt. Wenn Nicholas sie also irgendwann zu seiner Mätresse machte, würde die Angelegenheit doch sicherlich ganz anders gehandhabt werden? Vielleicht brauchte er ja auch nur noch ein wenig Ermunterung. Und nun, da sie sauber war, fand er sie sicherlich wesentlich reizvoller.
    »Was für Stunden?«, wiederholte Margaret, während sie an ihrem Schwager vorbei ins Esszimmer eilte. »Ich glaube wirklich, Lord De Winter, mein Schwager leidet zurzeit unter einer gewissen geistigen Verwirrung. Zuerst gabelt er auf der Straße eine verwaiste Göre auf, und dann behandelt er sie, als wäre sie sein eigen Fleisch und Blut.« Ein kurzes, gezwungenes Lachen sollte ihre Kritik wie einen Scherz wirken lassen, doch schlug dieser Versuch auf beklagenswerte Weise fehl.
    »Ich habe versprochen, dem Mädchen das Alphabet beizubringen«, sagte Nick mit demselben gelassenen Tonfall, um den er sich schon die ganze Zeit bemüht hatte. »Sie ist von rascher Auffassungsgabe, und ich sehe keinen Grund, warum sie nicht versuchen sollte, sich noch etwas zu bilden, wenn sie die Möglichkeit dazu hat.« »Aber was soll denn dann der Rest des Haushalts denken, wenn eine solche Vorzugsbehandlung nur einem von ihnen zukommt? Es ist unklug, die niedrigeren Schichten dazu zu ermutigen, sich über ihren Stand zu erheben.« Mit geschürzten Lippen schob Margaret ihrem Gast einen Teller mit gedünstetem Karpfen zu. »Sie ist eine hochmütige Göre, die zu allem bereit ist, und außerdem hat sie das Benehmen einer Dirne. Sie müsste einmal gehörig in ihre Schranken verwiesen werden. Und eigentlich sollte das deine Aufgabe sein, da ich es ja allem Anschein nach nicht darf.«
    Nicholas tauschte einen raschen Blick mit De Winter. Sein alter Freund war Margarets Boshaftigkeit bereits gewohnt, aber an diesem Tag übertraf sie sich sogar selbst. »Vielleicht könntest du dich mit deiner Kritik noch so lange zurückhalten, bis wir wieder allein sind, Schwägerin«, entgegnete er scharf. »Ich bin mir sicher, unser Gast empfindet sie als ziemlich ermüdend.«
    Lady Margaret wurde tiefrot. De Winter sprang mit einem galanten Kompliment zum üppig und elegant gedeckten Tisch in die Bresche, doch keiner der drei bedauerte es, als die Mahlzeit beendet war, Ihre Ladyschaft sich zurückzog und die Gentlemen allein ließ, um sich Wein und Tabak zuzuwenden. »Nun?«, fragte Nick. »Was denkst du?«
    »Dass dir demnächst noch eine ganze Menge Ärger ins Haus steht«, gluckste De Winter. »Deine Schwägerin wird dieser Schönheit nicht allzu lange Obdach gewähren. Ihre spitze Zunge würde einer Xanthippe alle Ehre machen, und damit wird sie so lange herumstänkern, bis dir keine andere Wahl bleibt, als das Mädchen wieder vor die Tür zu setzen.«
    »Du meinst also, ich bin Margaret nicht gewachsen?« Nick hob eine Augenbraue, während er eine schlanke Kerze an seine Tonpfeife hielt, um sie zu entzünden.
    »Einer Xanthippe ist kein Mann gewachsen, mein Freund«, lachte De Winter. »Und um die Wahrheit zu sagen, in diesem Fall kann ich deiner Schwägerin noch nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Auch ich habe noch nie eine solche Schönheit gesehen. Das Mädchen ist einfach nicht dafür geschaffen, die Rolle der Bescheidenen, Unterwürfigen zu spielen, und das Auftreten einer Puritanerin hat sie erst recht nicht.«
    Nick stimmte in sein Lachen ein. »Der Himmel möge das verhindern, denn wenn sie sich wie eine Puritanerin benähme, dann wäre sie ohnehin nicht die Richtige für unsere Pläne.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und sein Lachen erstarb. »Dann glaubst du also, dass sie unseren Plänen dienlich sein könnte?« »Tom Killigrew wird außerstande sein, ihr zu widerstehen, ob sie nun das Zeug zur Bühne hat oder nicht«, erwiderte De Winter.
    »Sie wäre das Juwel jeder Aufführung. Und ich

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