Lockruf Der Leidenschaft
The Strand zugingen, schilderte Nick seine Erlebnisse, ehe er seinem atemlos lauschenden Freund seinen Vorschlag unterbreitete.
»Wenn du sie siehst, wirst du verstehen, was ich meine«, beendete er seine Ausführungen. »Eine so außergewöhnliche Schönheit. Ich habe noch nie so etwas gesehen.«
De Winter musterte seinen Freund nachdenklich und fragte sich, ob ihm womöglich irgendetwas den Verstand verwirrt hatte. »Und ist sie tatsächlich noch unberührt? Das erscheint mir recht ungewöhnlich, lieber Freund, obwohl ich deine Worte natürlich auf keinen Fall anzweifeln möchte.«
»Natürlich habe ich keinen handfesten Beweis dafür«, entgegnete Nicholas und zuckte die Achseln. »Aber ich würde meine Ehre darauf verwetten. Sie ist wirklich ein höchst ungewöhnliches Mädchen.«
»Begehrenswert genug für Buckingham? Er hat bekanntlich mehr Interesse an üppigem Fleisch und Blut als an den mageren Todgeweihten, um es mal so auszudrücken.«
Nicholas lachte kurz auf. »Überaus begehrenswert, Richard! Manchmal weiß ich selbst noch nicht einmal, wie ich meine Finger von ihr lassen soll. Und sie ist ganz gewiss keine von den Todgeweihten.« »Und Killigrew wird sie einstellen?«
»Wenn sie entsprechend herausgeputzt ist«, erklärte Nicholas mit Bestimmtheit. »Und man kann sich auch auf ihre Kooperation verlassen?«
»Ihr einziger Wunsch ist es, die Bretter zu erobern, die die Welt bedeuten«, sagte Nicholas. »Und ich bin überzeugt davon, dass sie äußerst talentiert ist. In Wahrheit habe ich selbst Mühe, ihre Vorstellungen von ihren wahren Empfindungen zu unterscheiden.«
»Aber bei einem solchen Geschöpf - einem Balg aus Newgate, das in den miesesten Vororten aufgewachsen ist - kann man sich nicht auf seine Loyalität verlassen. Sie wird sie dem Meistbietenden versprechen. Deshalb kannst du sie vielleicht dazu bringen, in Buckinghams Bett zu steigen - es gibt nur wenige, die noch höher im Kurs stehen als er aber wie willst du dir dann sicher sein, dass sie dir so verbunden bleibt, dass du ihr alle erforderlichen Informationen entlocken kannst? Wenn sie dabei nicht misstrauisch werden soll, muss das Ganze sehr unauffällig vonstatten gehen. Und mir scheint, mein Freund, dass dies eine gewisse Intimität voraussetzt.« De Winter hob die Augenbrauen. »Denn sollte sie erst einmal die Wahrheit ahnen, könnte sie auch rasch den finanziellen Vorteil darin wittern, zur Überläuferin zu werden. Und dann verlieren wir beide unseren Kopf.«
Nicholas schwieg einen Moment lang. Er konnte es seinem Freund nicht verübeln, dass er ihn mit Fragen und Zweifeln bombardierte. Richard hatte schließlich Recht, denn sie würden bei diesem riskanten Unternehmen beide praktisch alles aufs Spiel setzen. »Wenn ich sie an mich binden könnte ...«, sagte er schließlich. »Dann bleibt sie dir gegenüber loyal«, beendete De Winter den Satz. »Und willst du sie mit den Ketten der Dankbarkeit oder denen der Liebe an dich binden, mein Freund?«
Nicholas zuckte mit den Schultern. »Mit Ersterem, natürlich. Mit Letzterem dagegen ...«Er lächelte. »Wir warten erst einmal ab, und dann sehen wir weiter. Ich muss zugeben, ich verspüre ein recht starkes Verlangen nach ihr, Richard, dem ich auch gern Erfüllung verschaffen würde, doch zuerst muss ich ihr eigenes Verlangen entfachen. In Sachen Leidenschaft ist sie nämlich noch immer unbedarft, trotz ihrer Herkunft.« Er dachte einen Augenblick nach. »Vielleicht sogar gerade deswegen. Leidenschaft und Verlangen sind nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit Wollust, und mit Letzterem hat sie ganz offensichtlich schon in seiner hässlichsten Ausprägung Bekanntschaft gemacht. Aber das werden wir erst einmal ruhen lassen. Solange sie unter meinem Dach lebt, bleibt sie unberührt. Zuerst muss sie noch ein paar Dinge lernen, und während ich sie ihr beibringe, werde ich einige der Ketten schmieden.«
Richard De Winter nickte schweigend und stellte fest, dass er ungeheuer neugierig darauf war, die Bekanntschaft von Mistress Polly Wyat zu machen.
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4.
Lady Margaret wartete bereits voller Ungeduld auf die Rückkehr ihres Schwagers. Als er schließlich in Begleitung seines Freundes erschien, musste sie einsehen, dass sie ihrem Ärger nicht sogleich Luft machen konnte. Stattdessen musste sie sich, als sie Lord De Winter begrüßte, auch noch zu einem Lächeln und einem Knicks zwingen, ehe sie ihm mürrisch ein Sherryglas in die Hand drückte und die Küche
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