Lockruf Der Leidenschaft
garantiere dir, dass sie auch Buckinghams Aufmerksamkeit erregen wird. Was bedeutet, dass sie umgehend in seinem Bett landet. Ich kenne keine Frau, die ausgeschlagen hätte, was er zu bieten hat.« De Winter zuckte kurz die Achseln. »Solange sie dir gegenüber loyal bleibt, sehe ich keinen Grund, warum unser Plan nicht funktionieren sollte. Aber wie wir bereits festgestellt haben, ist es deine Aufgabe, ihre Loyalität sicherzustellen. Wenn Buckingham sich also ihre Gunst erkauft, wirst auch du künftig einen hohen Preis zu zahlen haben.«
»Was für ein Zynismus!«, murmelte Nick mit einem leichten Lächeln, obwohl er wusste, dass sein Freund die Wahrheit sagte. Mit seinem enormen Reichtum und Einfluss konnte der Herzog von Buckingham einer Göre, die auf der Suche nach Ruhm und Reichtum war, natürlich wesentlich mehr bieten als Lord Kincaid. »Aber es gibt schließlich auch noch andere Währungen als Geld und Ansehen.« Lässig erhob er sich. »Wie zum Beispiel Liebe und Dankbarkeit, mein Freund, wie wir bereits festgestellt hatten. Und nun lass uns herausfinden, ob ihr Verstand es mit ihrer Schönheit aufnehmen kann.«
Die beiden Männer gingen in Kincaids privaten Salon. Richard setzte sich in einen Ledersessel neben dem Kaminfeuer, während Nick auf der Suche nach einem passenden Buch für eine Leseanfängerin seine Bücherregale durchstöberte. »Vielleicht sollten wir mit der Bibel anfangen«, schlug er grinsend vor. »Das würde zumindest Margaret wieder ein wenig versöhnen.« Dann zog er an der Klingelschnur neben dem Kamin, legte das in Kalbsleder gebundene Buch auf den Tisch und schlug es auf.
»Ja, Mylord.« Susan erschien auf das Klingeln hin, deren funkelnde Augen und erwartungsfrohes Lächeln der strahlende Beweis dafür waren, dass sie den Morgen noch nicht vergessen hatte. »Schick Polly zu mir«, wies Seine Lordschaft sie an.
Susan zögerte. »M'lady, Sir, hat ihr aber befohlen, das Silber zu putzen«, wandte sie ein.
Lord Kincaid runzelte die Stirn. »Nun, aber damit kann sie bestimmt auch noch zu einem anderen Zeitpunkt weitermachen.«
»Ja, M'lord.« Susan knickste und zog sich zurück.
»Eine ganze Menge Ärger«, sinnierte Richard und klopfte mit einem Fingernagel gegen seine Zähne. »Wie soll sie nun das ungeputzte Silber erklären?«
»Willst du damit etwa sagen, mein Freund, dass der Plan nicht funktioniert?« »Ich fürchte lediglich, dass du ihn anders angehen musst«, lautete die Antwort.
Polly hingegen hatte keinerlei Bedenken, ihre Arbeit liegen zu lassen. Ungestüm stürzte sie in Lord Kincaids Salon, wohl wissend, dass Lady Margaret in der Destillationskammer im Obergeschoss beschäftigt war. »Wenn ich vorgehabt hätte, Küchenmagd zu werden, Sir, hätte ich auch in der Schenke bleiben können. Zumindest«, fügte sie mit kompromissloser Ehrlichkeit hinzu, »hätte ich es gekonnt, wenn Prues Trank gewirkt hätte.« »Aber überleg nur mal, zu welchem Schicksal mich das verurteilt hätte«, protestierte Seine Lordschaft. »Erst zu Tode geprügelt zu werden und dann als Leiche in der Themse zu landen!«
Ein spitzbübisches Lächeln spielte um Pollys Mundwinkel. »Ganz genau, und das hätte ich natürlich nicht gewollt. Aber warum kann ich nicht sofort Master Killigrew vorgestellt werden und danach lesen lernen? Oder ich könnte auch Orangen verkaufen. Das wäre mir nämlich wesentlich lieber, als das Silber zu putzen.« »Orangenverkäuferinnen verkaufen aber nicht nur Orangen«, bemerkte Nick. »Habe ich Recht, De Winter?« Jetzt erst bemerkte Polly den anderen Gast im Salon und starrte Kincaid entsetzt an. »Lord De Winter kennt deine Geschichte und deine Ziele, Polly«, sagte Nick beruhigend. »Außerdem ist es immer gut, Freunde zu haben.« »Das ist es in der Tat«, meldete sich Richard zu Wort. »Besonders am Theater. Aber Nick hat Recht. Wenn du Orangen verkaufen möchtest, um dir damit Zutritt zur Bühne zu verschaffen, dann wird man von dir erwarten, dass du deinen Kunden nach der Vorstellung auch noch etwas anderes verkaufst als nur Orangen. Anders wirst du auch gar nicht davon leben können. Und wenn du dich dann, nachdem du erst einmal Schauspielerin geworden bist, auf die einflussreicheren Förderer konzentrieren willst, solltest du dich nicht zuvor mit den Gentlemen aus der Gosse besudelt haben.«
»Daran hatte ich nicht gedacht«, gestand Polly mit einem Seufzer. »Und gerade jetzt, wo ich doch so sauber und unbefleckt bin, wäre es doch eine Schande, das
Weitere Kostenlose Bücher