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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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verbreitet und ein Ruf zerstört wird, aber niemals wirst du eine unhöfliche Bemerkung vernehmen. Und wenn du diese Regel brichst, kannst du auch ebenso gut gleich wieder in die Taverne zurückkehren, denn dann wird es für dich am Theater oder bei Hofe keinen Platz geben.« Polly kaute auf ihrer Unterlippe. »Das hört sich aber nicht so schön an.«
    »Das ist es auch nicht«, entgegnete Richard. »Aber man gewöhnt sich daran. Nun gut, ich akzeptiere, dass du wohl kaum etwas über das Leben bei Hofe wissen kannst, allerdings war dies auch nicht der Punkt, auf den ich mit meiner Frage hinauswollte. Aber wie auch immer, ich würde gern von dir hören, wenn du überhaupt schon einmal etwas davon mitbekommen hast, was du darüber weißt, wie der Hof geführt wird. Kennst du zum Beispiel den Namen eines der Berater des Königs?«
    Polly runzelte die Stirn. »Ich bitte um Entschuldigung, falls ich unhöflich gewesen sein sollte. Das habe ich nicht gewollt, aber es schien mir einfach eine dumme Frage zu sein. Jetzt verstehe ich natürlich, dass das nicht der Fall war.« Ängstlich blickte sie die beiden Männer mit geradezu herzzerreißender Reue an.
    »Es besteht kein Grund für eine so tragische Miene«, beruhigte Nick sie mit einem kurzen Lächeln. »Es sei dir verziehen, und ich vertraue darauf, dass du dich in Zukunft an die Lektion erinnerst. Also, warum antwortest du nicht auf Richards Frage?«
    Polly überlegte angestrengt, wobei sie mit der Schreibfeder in ihrer Hand spielte. »Manchmal wurde in der Schenke geredet, ab und zu war da ein Reisender oder ein Händler ... Sie haben sich über die hohen Steuern beschwert... Darüber, dass der König so viel Geld ausgibt...« Polly blickte auf und sah Richard fragend an. Richard nickte. »Noch etwas, woran du dich erinnerst?«
    »Irgendein Streit mit den Holländern«, fuhr Polly fort. »Es heißt, es soll noch einen Krieg geben, der sehr teuer wird, und dass noch mehr Steuern erhoben werden. Aber der König will es nun mal so, auch wenn ich nicht genau weiß, warum.« Auf ihrer Stirn erschienen noch tiefere Furchen, als sie sich an die Gesprächsfetzen zu erinnern versuchte, die sie in der Taverne aufgeschnappt hatte. »Einer der Ratgeber des Königs jedenfalls ist dagegen. An seinen Namen kann ich mich aber nicht mehr erinnern.« Gedankenverloren schob sie die mit Tinte verschmierte Federspitze in den Mund, ehe sie sie mit angewiderter Miene wieder herauszog und ihre Zunge mit der Fingerspitze betastete, um herauszufinden, ob allzu viel Tinte den Weg in ihren Mund gefunden hatte. »Der Schatzkanzler!«, rief sie triumphierend. »Er ist gegen den Krieg.«
    »Ja, Clarendon«, bestätigte Richard. »Es scheint also, als wüsstest du zumindest, wie man die Ohren offen hält.« »Und dann wurde noch von den Mätressen des Königs gesprochen«, fuhr Polly fort. »Er scheint sehr viele davon zu haben, aber nur zwei, die wirklich wichtig sind. Ihre Namen weiß ich nicht mehr.« »Lady Castlemain und Frances Stewart«, half Nick ihr auf die Sprünge. »Was wird über sie erzählt?« »Oh, dass der König zu viel Zeit mit seinen amourösen Abenteuern und Vergnügungen verbringt, dass man die Regierung für sein Amüsement verantwortlich macht und die Dinge sich in Form eines Gemeinwesens oder einer Republik besser regeln ließen«, erklärte Polly bereitwillig. »Darum ging es meistens. Ich glaube, die Leute sind nicht allzu glücklich damit, wie die Dinge im Augenblick liegen.«
    Richard lächelte freundlich und tauschte einen weiteren zufriedenen Blick mit Nick. So ungebildet sie auch sein mochte, aber Mistress Wyat besaß offenbar einen recht scharfen Verstand und ein Verständnis für größere Zusammenhänge. Sie konnte für ihre Zwecke geschult werden.
    »Du solltest jetzt wieder zu deinem Silber zurückkehren«, sagte Nick mit einem Blick zum Kaminsims, auf dem eine Uhr aus schwarzem Mahagoni und mit einem Silberfuß stand. Es war vier Uhr nachmittags. »Nimm das Buch, das Papier und die Schreibfeder ruhig mit. Wenn du deine Pflichten beendet hast, kannst du weiter üben, und ich korrigiere morgen, was du geschrieben hast.«
    Polly drückte das Buch an ihre Brust - eine eindrucksvolle Geste, die in den beiden Männern einen grotesken Anflug von Neid auf das Objekt auslöste. »Meint Ihr, dass ich in einer Woche genug gelernt habe, um Master Killigrew vorgestellt werden zu können?« In ihren weit aufgerissenen braunen Augen lag ein Ausdruck aufrichtiger Besorgnis,

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